Siemens-Aktien erfreuen sich an den Märkten seit jeher großer Beliebtheit. Schließlich sind sie oftmals Garantien für steigende Kurse und kommen mit vergleichsweise überschaubaren Risiken daher. Auch in diesem Jahr ging es mit den meisten Titeln, die in irgendeiner Weise mit Siemens in Verbindung stehen oder standen, kontinuierlich bergauf.
Die große Ausnahme war da die Siemens Energy-Aktie, welche seit Anfang Januar mit einem unschönen Abwärtstrend zu kämpfen hat. Seit ihren Höchstständen bei rund 34 Euro musste die Aktie bereits Verluste von mehr als 30 Prozent einstecken und notiert am Freitagmorgen nur noch bei 23,40 Euro.
Eine richtungsweisende Entwicklung?
Ob die Kurse sich weiter in Richtung Süden entwickeln werden, bleibt noch abzuwarten. Am Donnerstag gab es jedoch eine aus Anlegersicht erfreuliche Nachricht zu hören, welche auch heute noch die Runde in den Schlagzeilen macht. Siemens Energy konnte sich demnach mit General Electric über einen verbindlichen Vergleich einigen.
GE forderte von Siemens Energy Strafen im dreistelligen Millionenbereich, nachdem bekannt wurde, dass wichtige Aufträge mit illegalen Wettbewerbsvorteilen gesichert werden konnten. Das Volumen könnte bis in den Milliardenbereich gehen. Die Verantwortlichen räumten Fehler in ihrem Unternehmen ein, allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, die Angelegenheit selbst ans Tageslicht gebracht zu haben.
Das könnte der Siemens Energy-Aktie helfen
Als die Streitigkeiten im Januar publik wurden, belastete das auch die Siemens Energy-Aktie stark. Es ist daher nicht allzu weit hergeholt, jetzt eine gewisse Entspannung an den Börsen zu erwarten. Bisher ist davon noch nicht viel zu sehen, im heutigen Handel starteten die Kurse nur mit zarten Zugewinnen.
Das dürfte auch daran liegen, dass die Details des Vergleichs nicht öffentlich kommuniziert wurden. Wie viel sich Siemens Energy den Spaß kosten lässt, darüber lässt sich allenfalls mutmaßen. Das steht einer neuen Euphoriewelle bei den Käufern noch etwas im Weg.
Jetzt zugreifen?
So oder so kann Siemens Energy wieder etwas befreitet in die Zukunft schauen. Die Analysten waren derweil schon zuvor überzeugt von dem Titel. Wie in der „FAZ“ zu lesen ist, empfehlen 16 von 19 Experten das Papier zum Kauf und halten es für klar unterbewertet.
Eine Erholung scheint demnach schon fast überfällig zu sein und günstiger waren die Anteile schon seit fast einem Jahr nicht mehr zu haben. Wer ebenso wie die Analysten vom mittelfristigen Erfolg des Unternehmens überzeugt ist, darf jetzt also über einen Einstieg nachdenken. Gewisse Unwägbarkeiten müssen dabei aber weiterhin in Kauf genommen werden.
Mieses Timing
Denn während Siemens Energy nun an einer Front für Erleichterung sorgen konnte, kommen aus anderer Richtung schon wieder neue Sorgen. Bekanntlich eilen die Gaspreise derzeit von einem Höchststand zum nächsten und eine Erleichterung ist nicht in Sicht. Das sind deshalb schlechte Neuigkeiten, weil die derzeit im Bau befindlichen Gaskraftwerke dadurch natürlich ein ganzes Stück unattraktiver werden.
Auch die Windkrafttochter Gamesa ist noch ein Sorgenkind im Konzern, welches durch immer stärkere Konkurrenz aus Fernost unter Druck gerät. Aus China haben sich die Verantwortlichen bereits vollständig zurückgezogen, bekommen die enorme Expansionswut der dortigen Windkraftunternehmen aber auch anderswo zu spüren.
Das Potenzial ist da
Es ergibt sich somit weiterhin ein gemischtes Bild bei der Siemens Energy-Aktie, das sich aber zumindest etwas aufgehellt hat. Potenzial für einen Turnaround ist vorhanden und sollte dieser kommen, dürfte es schnell steil in die Höhe gehen. In einem ersten Schritt könnten die Bullen mit der richtigen Motivation recht leicht wieder die 25-Euro-Linie ins Visier nehmen. Für Mutige Anleger dürfen einen Blick riskieren.