Die Aktie des Tages: Nvidia – Wohin geht die Reise?

Das Wachstum bei Nvidia schreitet unentwegt voran, doch die Erwartungen an den Märkten scheinen dem immer mehr zu enteilen.

Auf einen Blick:
  • Nvidia schlägt wieder einmal sämtliche Prognosen.
  • Die Erwartungen der Aktionäre konnten dennoch nicht ganz erfüllt werden.
  • Die Aktie bleibt ein zweischneidiges Schwert.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

mit Sicherheit haben Sie heute schon mehr als genug über Nvidia und die Zahlen für das vergangene Quartal gelesen. Vielleicht gäbe es Aktien, die etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Doch führt an Nvidia schlicht kein Weg vorbei und die Bedeutung des Konzerns ist derartig angeschwollen, dass nichts anderes sich am heutigen Donnerstag den Titel der „Aktie des Tages“ verdient hätte. Gekommen ist es zu etwas, das irgendwo zwischen freudiger Überraschung und Desillusion liegt.

Allzu sehr sollen die nackten Zahlen an dieser Stelle nicht breitgetreten werden, über die derzeit auch abseits des Börsenkosmos in aller Ausführlichkeit berichtet wird. Es sei daher der Übersicht halber mit einer kurzen Übersicht über die wichtigsten Kennzahlen sowie das Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum getan.

Nvidia: Q3 Zahlen im Überblick

  • Umsatz: 35 Mrd. USD (+94 %)
  • Gewinn: 19 Mrd. USD (+109 %)
  • Bruttomarge: 75 % (+/- 0 %)

Das Wachstum bei Nvidia lässt allenfalls in Prozenten gerechnet etwas nach, doch die Steigerungen beim Umsatz bleiben beeindruckend. Zudem übertraf der Konzern wieder einmal sämtliche Prognosen der Analysten. Zu verdanken ist dies nahezu einzig dem Geschäft mit der Datacentersparte, zu der auch KI-Chips zählen. 30,8 Milliarden Dollar der Umsätze entfielen allein auf dieses Segment, womit alle anderen Bereiche des Unternehmens vollständig in den Hintergrund zu rücken scheinen.

Als wäre das nicht schon genug, spricht Nvidia von einer anhaltend hohen Nachfrage, welche das Angebot voraussichtlich über Monate, wenn nicht Jahre übersteigen dürfte. Für das laufende Quartal sind nun auch die ersten Auslieferung der neuen Chipgeneration in Form von Blackwell geplant. Kurz zusammengefasst scheint es also, als könnte es überhaupt nicht besser laufen.

Soll das alles sein?

Angesichts dessen führte es aber zu einer doch etwas negativen Reaktion, dass Nvidia relativ vorsichtig auf das laufende Quartal blickt. Die Umsätze sollen „nur“ im Bereich von 34 bis 41 Milliarden Dollar liegen und damit im ungünstigsten Fall noch unter den jüngsten Zahlen. Das dürfte mit ein Faktor dafür gewesen sein, dass die Nvidia-Aktie nachbörslich um etwa drei Prozent in Richtung Süden navigierte.

Nvidia Aktie Chart

Was davon zu halten ist, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Denkbar wäre, dass Nvidia die Aussichten bewusst auf niedrigem Niveau halten will, um bei den kommenden Zahlen die Prognosen einmal mehr übertreffen zu können. Denn genau das wird von dem Unternehmen fest erwartet. Ebenfalls möglich scheint aber auch, dass die Produktion bei den Fertigungspartnern ein Plateau erreicht hat. Über die physischen Grenzen hinaus wird letztlich auch Nvidia nicht wachsen können.

Zu viel gewollt?

Eventuell mache ich es mir zu einfach, doch meiner bescheidenen Ansicht nach hat Nvidia es an den Märkten mittlerweile mit Erwartungen zu tun, die schlicht nicht mehr erfüllt werden können. Die Börsianer haben sich ein Stück weit daran gewöhnt, dass sowohl die Unternehmensprognosen als auch die Erwartungen der Analysten himmelhoch übertroffen werden können. Die Aussichten haben sich dem Wachstumstempo ein Stück weit angepasst. Von den bunten Fantasien einiger Marktakteure lässt sich dies allerdings nicht behaupten. In dieser Lage wird es Nvidia schon fast unmöglich gemacht, mit den Erwartungen der größten Optimisten noch schritthalten zu können.

Aus rein fundamentaler Sicht geht unverändert alles in die richtige Richtung. Dadurch scheint die Aktie weiterhin eine recht verlässliche Angelegenheit zu sein. Zeitweise Verluste lassen sich verkraften; schließlich konnten auch die herben Abschläge nach den Q2-Zahlen letztlich verdaut werden und es kamen frische Rekorde zustande. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in den Kurs bereits einige schwindelerregende Zukunftsszenarien eingepreist wurden.

Die Risiken bei der Nvidia-Aktie

Der Erfolg von Nvidia rührt zuvorderst aus einer Kombination von KI-Boom und technologischer Vorsprünge her. Alles spricht dafür, dass diese Grundlage noch einige Jahre lang erhalten bleibt. Bei der Nachfrage zeigt sich keine Schwäche und die Konkurrenz in Form von AMD oder Intel kann Nvidia bei High-End-Chips nicht das Wasser reichen. Von dieser Warte aus ist damit zu rechnen, dass der Wachstumstrend sich fortsetzen wird. Diesem Beispiel dürfte der Aktienkurs dann auch folgen.

Allerdings gibt es bei jeder Aktie auch Risiken und Nvidia ist da keine Ausnahme. Die größte Gefahr geht von den bereits angesprochenen Erwartungen der Anteilseigner aus. Wenn diese selbst auf eine Verdopplung der Gewinne schon leicht enttäuscht reagieren, so lässt sich leicht ausrechnen, was bei einer echten Enttäuschung an den Märkten los sein dürfte.

Es ist absehbar, dass Nvidia eines Tages die hohen Erwartungen klar verfehlen wird, denn der Ausbau bei Produktionskapazitäten kann mit dem Wachstumstempo bei Umsatz und Gewinn kaum mithalten. Ein solches Szenario muss nicht heute und nicht morgen zustande kommen. Allerdings könnten schon allein zunehmende Sorgen darüber für eine spürbare Korrektur sorgen.

Fazit des Tages: Die Nvidia-Aktie ist nicht billig!

Unter dem Strich bleibt die Nvidia-Aktie eine hochinteressante Angelegenheit und zumindest ich würde weitere Kursrekorde in den kommenden Wochen kaum ausschließen. Zu oft schon hat das Papier die Skeptiker eines Besseren belehrt. Nüchtern festhalten lässt sich aber, dass der Kurs ein sehr hohes Niveau und damit auch eine potenziell große Fallhöhe erreicht hat. Das Wachstum dürfte sich absehbar etwas abschwächen, und das wird auch beim Aktienkurs sehr wahrscheinlich zutreffen. Ob sich jetzt noch ein Investment lohnt, das kann wohl nur jeder für sich selbst entscheiden. Chancen und Risiken halten sich momentan in etwa die Waage.

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