Gaming gegen Corona-Müdigkeit: Seit Beginn der Pandemie greifen viele Bürger auf Computerspiele zurück, um sich in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen abzulenken und mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Nach einer repräsentativen Erhebung des Digitalverbands Bitkom hat mehr als jeder zweite deutsche Videospieler (55 %) angegeben, seither mehr zu spielen – durchschnittlich sieben Stunden pro Woche zusätzlich zum früheren Umfang.
Gleichzeitig sind viele bereit, mehr Geld für Videospiele auszugeben. Nicht nur bei den Spiele-Käufen selbst, auch bei entsprechenden Abonnements oder Mikrotransaktionen zeigen sich die Nutzer immer spendabler. Bitkom zufolge lagen die durchschnittlichen Ausgaben pro Monat vor Corona bei 15 Euro – inzwischen liegen sie 60 Prozent höher.
Für die Gaming-Branche die perfekte Voraussetzung für Wachstum. Kein Wunder also, dass jene Aktien in den letzten Monaten in den Fokus der Anleger gerieten. Doch welche sind die vielversprechendsten Papiere?
Activision Blizzard
Wer in pure Gaming-Aktien investieren will, kann sich zwischen diversen Publishern bzw. Spieleentwicklern entscheiden. Einer der weltweit bekanntesten ist Activision Blizzard. Zum Portfolio des US-Konzerns gehören zum Beispiel der Kassenschlager „World of Warcraft“ (Blizzard) und die Spielereihe „Call of Duty“ (Activision) – beides Erfolgsgaranten, die seit Jahren zuverlässig Geld in die Kassen des Konzerns spülen.
Als besonders lukrativ hat sich zuletzt die Mobile-Sparte erwiesen. Durch den Zukauf des App-Entwicklers King Digital Entertainment ist Activision Blizzard inzwischen auf Millionen Smart-Geräten vertreten. Nach Angaben des Konzerns entfällt derzeit jeder dritte Umsatz-Dollar auf die King-App „Candy Crush“. Vor allem die in Mobile-Games gängigen Mikrotransaktionen, über die sich Spieler virtuelle Güter kaufen können, sind für den Publisher jedenfalls eine zukunftsfähige Einnahmequelle.
Electronic Arts
Ob „FIFA“, „Madden NFL“ oder „NHL“: Geht es um lizenzierte Sportspiele ist Electronic Arts (EA) das Maß aller Dinge. Alljährlich veröffentlicht der Konzern neue Ableger der populären Spielereihen und zieht damit Millionen Menschen wie auf Knopfdruck in den Bann. Für EA eine gigantische Umsatzmaschinerie, die auch in den kommenden Jahren nicht an Dampf verlieren dürfte.
Als zusätzlicher Treiber erweist sich der Boom des elektronischen Sports, der gerade bei der jüngeren Zielgruppe lukrative Aufmerksamkeit generiert. Electronic Arts ist hier mit seinen extrem frequentierten Sport-Spielen besonders stark aufgestellt und damit fester Bestandteil der wachsenden E-Sports-Szene sowie unzähliger großer Live- bzw. Online-Events.
Take-Two
Es ist das wohl populärste Videospiel der vergangenen Dekade: Mit „Grand Theft Auto 5“ (GTA 5) hat Take-Two bzw. dessen Tochterfirma Rockstar Games neue Maßstäbe in der Spiele-Branche gesetzt. Auch heute, sieben Jahre nach Veröffentlichung des onlinefähigen Open-World-Titels, zieht GTA 5 dank regelmäßiger Updates noch unzählige Spieler an.
130 Millionen Kopien wurden bis Sommer 2020 verkauft, auch weil das Spiel auf etlichen Plattformen verfügbar gemacht wurde und sich damit grafisch stets verbessern konnte. Bald schon soll GTA 5 sein Debüt auf der neuen Konsolengeneration feiern, was die Käufe noch weiter anheizen dürfte.
Drastische Umsatzsteigerungen stehen Take-Two und dessen Anlegern aber mit der Veröffentlichung des Nachfolgertitels GTA 6 bevor, der zwar noch nicht konkret angekündigt wurde, angesichts des Erfolgs des Vorgängers aber obligatorisch sein dürfte. Hinzu kommen die ebenfalls sehr populären Spielereihen „Red Dead Redemption“, „Borderlands“ und „BioShock“, deren Fortsetzungen weitere Umsatzsprünge versprechen.
Nintendo
Geht es um Gaming-Aktien, darf ein Unternehmen nicht fehlen: Nintendo. Der japanische Konzern ist im Unterschied zu oben genannten Firmen nicht nur ein Spielepublisher und Entwickler, sondern auch ein Hersteller von Spielekonsolen.
Vor allem mit der „Switch“ konnte Nintendo in der Corona-Zeit punkten. Bis Ende September 2020 verkaufte das Unternehmen insgesamt rund 68 Millionen Einheiten der Konsole, die 2017 auf den Markt kam und sowohl stationär als auch als sogenannter Handheld genutzt werden kann.
Ähnlich stark zeigten sich freilich auch die von Nintendo entwickelten Spiele wie „Animal Crossing: New Horizons“, das zwischen April und Ende September 14 Millionen Mal verkauft wurde. Nur der Fun-Racer „Mario Kart 8 Deluxe“ war auf der Switch bisher erfolgreicher (29 Mio.), ist allerdings auch schon wesentlich länger auf dem Markt.
Nintendo jedenfalls dürfte auch künftig nicht zum fünften Rad am Wagen werden, trotz der neuen Konsolen von Sony (PS 5) und Microsoft (Xbox Series X). Der Grund: Mit ihren seit Jahrzehnten bewährten Spielereihen bieten die Japaner einzigartige Games, die im Unterschied zu den Konkurrenten nicht auf verschiedenen Plattformen gespielt werden können. Für Nintendo ein Alleinstellungsmerkmal, das man stets mit klugen Innovationen unterfüttert. Hinzu kommt, dass der Konzern mit seinen eher im familienfreundlichen Comic-Stil gehaltenen Produkten teils eine ganz andere Zielgruppe anspricht als Sony und Microsoft.