In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen sind die eigenen vier Wände mehr denn je zum Lebensmittelpunkt geworden. Der Bedarf nach heimischer Unterhaltung erlebt deshalb eine historische Hochkonjunktur. Neben analogen und digitalen Spielen sind es vor allem die Streaming-Dienste, die für die nötige Zerstreuung sorgen.
Laut einer Umfrage der Zeitschrift „TV Spielfilm“ streamen allein in Deutschland 54 Prozent der Menschen mindestens einmal im Monat bei einem kostenpflichtigen Anbieter. Bei den unter 30-Jährigen sind es demnach sogar 82 Prozent. Ohne Frage: Die Streaming-Branche gehört zu den größten Profiteuren der Corona-Krise. Doch welche Aktien und Unternehmen sind hier besonders interessant?
Netflix
Auch 2020 blieb Netflix mit seiner sehr breiten Content-Basis der Marktführer der Branche. Nach aktuellen Zahlen konnte der Streaminganbieter aus dem kalifornischen Los Gatos im vergangenen Jahr 36,5 Millionen Abonnenten hinzugewinnen. Allein im vierten Quartal waren 8,5 Millionen und damit 2,5 Millionen mehr als Netflix prognostiziert hatte.
Nie zuvor hat Netflix in einem Jahr so viele neue Kunden erreicht wie 2020. Insgesamt verfügt der Streaming-Pionier nun über rund 204 Millionen Abonnenten. Kein Wunder also, dass der Konzern auch in Sachen Umsatz und Gewinn lukrative Zahlen vorlegen konnte. Für die Aktionäre dürften aber vor allem zwei Aussagen interessant sein.
So hat Netflix zum einen den Umsatz pro Kunde deutlich von 9,88 auf 11,02 Dollar gesteigert – vor allem wegen der regelmäßigen Abo-Preiserhöhungen. Zum anderen hat Netflix erstmals angekündigt, dass der Schuldenberg auf absehbare Zeit nicht mehr steigen könnte. Für 2021 stellte man deshalb gar einen positiven Free Cash Flow in Aussicht. Bislang hatte Netflix für seinen aggressiven Expansionskurs, der mit immensen Investitionen in Serien- und Filmproduktionen einhergeht, stets neue Schulden aufgenommen.
Disney
Klar: Disney ist im Unterschied zu Netflix keine reine Streaming-Aktie. Dennoch setzt der US-Unterhaltungsgigant inzwischen mehr denn je auf dieses Geschäftsfeld, sind andere Konzernbereiche wie die Freizeitparks und Kreuzfahrten in der Corona-Krise doch sehr schwer in Bedrängnis.
Für den Konzern ist es deshalb umso mehr ein Lichtblick, dass der relativ junge Streamingdienst Disney+ bereits durchaus beachtliche Erfolge verzeichnen konnte. Im Rahmen des Investorentags im Dezember hatte Firmenboss Bob Chapek sogleich die Bombe platzen lassen. Demnach hat Disney+ inzwischen 86,8 Millionen Abonnenten. Zum Vergleich: Zuvor hatte der Konzern damit gerechnet, dass der Streamingdienst erst im Jahr 2024 60 bis 90 Millionen Kunden in petto haben wird.
Nun sollen es bis dahin schon 230 bis 260 Millionen sein, rund dreimal so viel wie ursprünglich gedacht. Um das gigantische Wachstum zu ermöglichen, forciert Disney eine wahre Flut an Inhalten. Vor allem die vom Konzern zugekauften Franchises Marvel und Star Wars sowie die bewährte Disney-Kernmarke sollen mit etlichen Neuproduktionen die Zuschauer vor den Bildschirm locken. Zudem wird ab Ende Februar mit „Star“ ein neuer Bereich innerhalb von Disney+ erscheinen, der sich stärker an das erwachsene Publikum richten soll, was der Reichweite des Dienstes abermals auf die Sprünge helfen dürfte.
Spotify
Was Netflix beim Video-Streaming ist, ist Spotify beim Musik-Streaming. Kein Wunder also, dass die weltgrößte Musikplattform (nach zahlenden Hörern) in der Corona-Krise stark wachsen konnte. Spotify verzeichnete zuletzt einen Zuwachs der monatlich aktiven Nutzer um 29 Prozent auf 320 Millionen, angetrieben auch durch den Eintritt in neue Märkte wie Russland.
Gleichzeitig stieg die Anzahl der zahlenden Abonnenten auf 144 Millionen Kunden weltweit (+27 %). Zum Vergleich: Der Wettbewerber Amazon Music hatte laut Financial Times im Januar 2020 rund 55 Millionen Nutzer. Auch wenn man Amazon hier ebenfalls einen Corona-Boost im Jahresverlauf zuschreibt, dürfte die Gesamtzahl der Kunden immer noch deutlich unter Spotify liegen.
Auf der Bilanzseite ergibt sich hingegen ein zweischneidiges Bild. Während Spotify seinen Umsatz in den ersten neun Monaten 2020 um 16 Prozent steigern konnte, sieht es beim Gewinn mau aus. Wegen höherer Kosten für Inhalte und des coronabedingt schwachen Werbemarkts kassierte das Unternehmen einen Nettoverlust. Spotify zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass man das starke Kundenwachstum künftig auch in Gewinne umwandeln kann.
Roku
Auftrieb gab es zuletzt auch bei Roku. Das US-Unternehmen produziert diverse Lösungen, mit denen Nutzer audiovisuelle Inhalte per Fernseher streamen können – vergleichbar mit Amazons Fire TV und Googles Chromecast. Dabei bietet Roku aber nicht nur solche Multimedia-Spieler, sondern auch ganze Betriebssysteme für TV-Geräte, die ebenfalls Zugang zu Streaminginhalten ermöglichen.
Besonders lukrativ: Gerade in den USA und Kanada werden die Streaming-Betriebssysteme des Konzerns oftmals standardmäßig in die TV-Geräte unterschiedlichster Hersteller integriert. Laut Roku-Angaben ist das eigene Smart-TV-Betriebssystem inzwischen Marktführer in diesen beiden Staaten – mit einem Anteil von 38 Prozent in den USA und 31 Prozent in Kanada.
Für den Konzern bedeutet das Wachstum. Insgesamt streamten Roku-Nutzer im vergangenen Jahr 58,7 Milliarden Stunden lang – ein Plus von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend sind auch die Umsatzzahlen zuletzt in die Höhe geschossen, um 57 Prozent in den ersten neun Monaten 2020. Ähnlich wie Spotify hat Roku die Gewinnschwelle noch nicht erreicht. Dennoch dürfte zumindest der Umsatz in den kommenden Monaten und Jahren weiterhin stark wachsen, was den Einfluss Rokus verschärfen und schlussendlich auch Profite mit sich bringen dürfte.