DFV Deutsche Familienversicherung AG: Interview mit CFO Michael Morgenstern auf der Münchener Kapitalmarkt Konferenz (mkk) 2019

Bei der DFV Deutsche Familienversicherung AG handelt es sich um ein relativ junges Unternehmen, das erst vor wenigen Jahren an die Börse ging. Was sind die Ziele?

Auf einen Blick:
  • Erstes börsennotiertes Insurtech Europas
  • Großes Wachstum bei Zusatzversicherungen
  • Neues Produkt Tierkrankenversicherungen
  • Abwicklung weitestegehend volldigital
  • Ziel: möglichst einfach zu verstehende Versicherungsverträge

Sehr geehrter Herr Morgenstern, bei diesem Namen kann man sich zwar schon ein wenig denken, was Ihr Unternehmen genau tut, es handelt sich um ein Versicherungsunternehmen. Aber vielleicht erläutern Sie unseren Leserinnen und Lesern doch Ihr Geschäftsmodell etwas genauer. Worin unterscheidet sich die DFV Deutsche Familienversicherung AG beispielsweise von einer Allianz?

Antwort von Michael Morgenstern: Seit dem 04.12.2018 ist die Deutsche Familienversicherung das erste börsennotierte Insurtech Europas. Doch gerne stelle ich die DFV Deutsche Familienversicherung AG mal etwas genauer vor. Grundsätzlich handelt es sich bei der Deutschen Familienversicherung noch um ein sehr junges Versicherungsunternehmen, das erst Ende 2006/Anfang 2007 gegründet wurde.

Die beiden Gründer sind dabei zwei Unternehmer vom Scheitel bis zur Sohle, die eigentlich aufgrund ihrer früheren Unternehmungen schon ausgesorgt hatten und ihren Lebensabend hätten genießen können. Sie hatten sich aber vorgenommen, nochmal voll anzugreifen.

Darum haben Sie die Versicherungsgesellschaft ins Leben gerufen. Worin unterscheiden wir uns aber nun von anderen Versicherungsgesellschaften, außer der Größe? Nun, ganz einfach, die beiden wollten Versicherungen so neu erfinden, dass sie jeder versteht.

In der Regel sind Versicherungsverträge ja eher komplexe, komplizierte Konstruktionen, Stichwort: das Kleingedruckte. Die Deutsche Familienversicherung bietet nur Versicherungen an, die so einfach sind, dass sie jeder schnell verstehen kann.

Derzeit liegt unser Schwerpunkt in der Krankenzusatzversicherung. Dabei bieten wir Produkte zur Versicherung von ambulanten Behandlungen, stationären Behandlungen und natürlich auch Zahnzusatzversicherungen an. Aber auch Pflegezusatzversicherungen gehören dazu.

In diesem Schwerpunkt unseres Geschäfts wachsen wir sehr stark. So konnten wir bei den neuen Verträgen um +29% und bei den Beiträgen sogar um ca. +90% zulegen. Dieses Wachstum sollte sich fortsetzen und dann vom Wachstum bei den Sachversicherungen zusätzlich befeuert werden.

Zu diesen Sachversicherungen zählen bei uns Haftpflicht-, Hausrat-, Unfall- oder Rechtsschutzversicherungen. Darüber hinaus haben wir auch ganz neu eine Tierkrankenversicherung entwickelt. Dieses Produkt ging auch im Mai dieses Jahres in den Vertrieb.

Sie sind also wirklich selbst als Versicherung tätig und nicht irgendwie nur Vermittler von Versicherungen?

Antwort von Michael Morgenstern: Ja, wir sind wirklich eine Versicherungsgesellschaft und somit selbst der Risikoträger – und kein Versicherungsvermittler. Dabei sind wir von der BaFin entsprechend reguliert, so dass wir uns als vollwertiges Versicherungsunternehmen betrachten. Wobei wir selbst sogar noch ein wenig darüber hinaus gehen und uns ein InsurTech-Unternehmen nennen, weil wir die entsprechende Technologien beherrschen und auch einsetzen. Das heißt, wir arbeiten bereits weitestgehend volldigital, in der Schadenregulierung heißt das beispielsweise, dass wir nur noch wenige Minuten für Regulierung einer Zahnarztrechnung benötigen. Dies funktioniert dank Automatisierung der Prozesse und der Nutzung von künstlicher Intelligenz.

Damit haben wir durchaus ein Alleinstellungsmerkmal. Denn diejenigen, die gut in der Technik sind, müssen in der Regel noch das Versicherungsgeschäft lernen. Und die guten Versicherungen, gerade die Großen wie die von Ihnen genannte Allianz, hinken technisch oftmals noch meilenweit hinterher.

Wie sehen Sie Ihr Unternehmen denn im Vergleich zu solchen Giganten wie der Allianz positioniert? Haben Sie gegen solche Platzhirsche überhaupt eine Chance?

Antwort von Michael Morgenstern: Wir sind davon überzeugt, dass wir im Wettbewerb mit solchen Konzernen bestehen können. Dafür gibt es auch gleich mehrere gute Gründe.

So liefern wir eine hohe Qualität (gutes Preis-Leistungs-Verhältnis) ab, was uns mit mehr als 130 Testssiegeln in den 12 Jahren Unternehmensgeschichte glaubwürdig bescheinigt wurde. Zudem werten wir anhand von vielen Daten aus, welchen Bedarf an Versicherungen es gibt. Zu guter Letzt erlauben wir dann auch noch diese Versicherungen – bspw. mit Hilfe einer App – nahezu völlig individuell zu gestalten. Dies lieben unsere Kunden.

Darüber hinaus waren wir die ersten, die im vergangenen Jahr den kompletten Abschluss eines Versicherungsvertrags über Amazons Alexa ermöglicht haben. Insofern kann ich wohl mit Recht behaupten, dass wir sehr innovativ sind. Ob wir auch disruptiv sind, ist ein ganz anderes Thema, über das wir lange diskutieren könnten. Worüber wir jedoch nicht diskutieren müssen ist, dass wir neue Impulse am Markt setzen konnten.

Wurde bzw. wird dieses Angebot denn auch von Ihren Kunden wahr- und dementsprechend angenommen?

Antwort von Michael Morgenstern: Wichtig für uns ist, dass wir damit unsere technischen Fähigkeiten demonstrieren konnten. So schaffen wir es, mit gerade einmal Beitragseinnahmen von ca. 75 Mio. Euro, so etwas auf die Beine zu stellen. Viel größere Konzerne wie Allianz, AXA oder Generali schaffen das nicht.

Wir nutzen daher sehr gerne diese, unsere Möglichkeiten, um sinnvolle neue Produkte zu kreieren. Dabei liegt unser Fokus immer zuerst auf der Profitabilität unserer Produkte. Denn weder dem Kunden oder uns – als Unternehmen – noch unseren Aktionären nutzt es etwas, wenn wir nur möglichst viel Volumen produzieren – und dann am Ende des Tages kaum oder gar kein Geld verdienen oder gar das Leistungsversprechen an den Kunden nicht erfüllen können.

Wie sehen Ihre konkreten Wachstumsziele aus? Und wie sieht es mit der Auszahlung einer Dividende aus? Zumal Versicherungsaktien doch gerne wegen der Ausschüttungen gekauft werden.

Antwort von Michael Morgenstern: Wir möchten gerne schon bald mindestens 100.000 neue Verträge pro Jahr abschließen und dementsprechend auch bei Umsatz und Gewinn zulegen. Nach einer Reihe positiver Jahre schlossen wir das Jahr 2018 wegen des stärkeren Wachstums, der Kosten des Börsengangs sowie den Verwerfungen an den Kapitalmärkten mit einem Verlust ab, so dass wir ganz bewusst auf eine Dividende verzichtet haben.

Im laufenden Geschäftsjahr 2019 kalkulieren wir mit einem Jahresverlust zwischen neun und elf Millionen Euro. Im kommenden Jahr könnte dann schon eine rote Null in den Büchern stehen. Ab 2021 wollen wir dann profitabel arbeiten und zügig dividendenfähig werden.

Herr Morgenstern, ich bedanke mich für das nette Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!

+++UPDATE+++: Das Interview entstand im Juni 2019. Zwar konnte die DFV ihr seinerzeit selbstgestecktes Ziel nicht ganz erreichen. 2021 lag das Nettoergebnis noch mit -1,7 Mio. Euro leicht im Minus. Aber im folgenden Geschäftsjahr 2022 gelang dann mit einem Gewinn von 1,00 Mio. Euro der Durchbruch. Für die nächsten Jahre stellen aktuelle Analystenschätzungen im Sommer 2024 noch höhere Gewinne in Aussicht (6,7 Mio. Euro für 2024 und 8,5 Mio. Euro in 2024; Quelle: marketscreener.com).

Michael Morgenstern verließ das Unternehmen zum Ende des Jahres 2019. Seit 2021 ist Karsten Paetzmann Chief Financial Officer (CFO) der DFV.

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