Deutsche Post: Es fehlt die klare Nachfolgeplanung

Lieber Leser, liebe Leserin,

das Bonner Unternehmen konnte sich über „3 Jahre E-Commerce-Wachstum in 3 Monaten“ freuen. Die Deutsche Post DHL, Europas größtes Postunternehmen, konnte im vergangenen Jahr ihre Marge und operativen Gewinn stark verbessern.

2020 war das beste Jahr in der Firmengeschichte der Deutschen Post. Kein Wunder also, dass Investoren und Analysten für 2021 optimistisch sind, denn der E-Commerce wird weiter boomen.

Doch die Deutsche Post war nicht immer ein Leuchtturm des Optimismus und des Wachstums. Im Jahr 2015 waren viele Aktionäre nach einem Jahr mit schwachen Ergebnissen kurz davor, das Vertrauen in die Konzernspitze zu verlieren.

In der Tat führten schlechte Leistungen – insbesondere im Speditionsgeschäft – dazu, dass viele glaubten, dass ein Wechsel an der Spitze des Unternehmens dringend notwendig sei.

Hat sich seither etwas im Top-Management geändert?

Seit 2008 hat sich nicht viel geändert.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, zum Beispiel, ist seit 2002 Mitglied des Vorstands und seit Februar 2008 CEO. Er ist promovierter Neurobiologe und hat einen Hintergrund in der Strategieberatung.

Liest man Artikel über ihn, so wird deutlich, dass er sein Unternehmen auf molekularer Ebene studiert. Er interessiert sich besonders für das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter.

Er setzt sich Ziele, die nicht in erster Linie finanzieller Natur sind, sondern auf den Zweck (Purpose) ausgerichtet sind.

Das spiegelt sich in der Strategie 2025 der Deutschen Post wider. Ihr Ziel ist es, Menschen zu verbinden und das Leben anderer zu verbessern. Und ihre Vision ist es, DAS Logistikunternehmen für die Welt zu werden.

Aber trotz der Resonanz von 2015 und der langfristigen Strategie für die Zukunft ist eine Frage noch nicht ordentlich geklärt worden: Wie kann sich das Top-Management neu erfinden. Und, wie sieht die Nachfolgeregelung im Unternehmen aus?

Schaut man in den Geschäftsbericht eines Konkurrenten wie z.B. UPS, so sieht man eine klare Management-Nachfolgeplanung und Entwicklungsstrategie.

Der Vorstand beaufsichtigt und prüft jährlich die Nachfolgepläne für das Senior Management, einschließlich des CEO, alles im Kontext der Gesamtgeschäftsstrategie des Unternehmens und mit Fokus auf das Risikomanagement.

Wer wird die Deutsche Post der Zukunft führen?

Ich denke, liebe Leser, das fehlt ein bisschen bei der Deutschen Post.

Ich bezweifle nicht, dass sie keine Nachfolgeregelung für das Top-Management haben. Aber es scheint nicht etwas zu sein, das gegenüber Investoren und Lesern richtig angesprochen wird.

Das ist vor allem aus Sicht des Risikomanagements bedenklich.

Ehrgeiz ist in der DNA des Top-Managements der Deutschen Post verankert. Aber die Nachfolgeregelung eines Unternehmens kann nicht warten. Die Lücken können zu leicht zu großen Führungsinstabilitäten führen, die die künftige wirtschaftliche Leistung abwürgen können.

Diese Pandemie hat die Branche in mehr als einer Hinsicht grundlegend verändert.

Vorstände brauchen einen robusten Nachfolgeplan, um sicherzustellen, dass sie die richtige Person an der Spitze haben, die in die turbulente Zukunft führt und die Kontinuität des Unternehmens gewährleistet. Es braucht mehr als eine Person an der Spitze, um eine Krise zu bewältigen.

Nach allem, was wir wissen, könnte die Deutsche Post einen Außenseiter wählen, um das Unternehmen in Zukunft zu führen. Um es klar zu sagen: Managementexperten halten das für eine schlechte Idee. Seien Sie also auf der Hut.

Wenn das Unternehmen in all den Jahren nicht die richtigen Talente fördern konnte und Sie sehen, dass ein Außenstehender gezwungen ist, in das Top-Management einzusteigen, ist es vielleicht eine Überlegung wert, in die Konkurrenz zu investieren.

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