Sehr geehrter Herr Plettner, zwar deutet der Name Ihres Unternehmens schon so ein bisschen darauf hin, was Sie tun. Aber stellen Sie unseren Leserinnen und Lesern Ihr Unternehmen doch gerne mal ein wenig genauer vor!
Antwort von Michael Plettner: Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen im Immobiliensektor. Dienstleister in dem Sinne, dass wir Immobilien im Auftrag unserer Kunden verkaufen. Aber nicht etwa als Makler, sondern über Auktionen.
Konkret führen wir also privatrechtlich organisierte Immobilienversteigerungen durch und zwar sowohl als Live-Auktion (in einem Saal, wo dann die Bieter sitzen) als auch im Internet als Online-Auktion. Für Online-Auktionen haben wir extra eine Tochtergesellschaft, die sich nur mit Themen rund um solche Online-Auktionen befasst.
Dabei verfügen wir über eine sehr breite Basis völlig unterschiedlicher Kunden. So zählen wir sowohl private Eigentümer als auch öffentliche Unternehmen wie die Deutsche Bahn und auch öffentliche Institutionen wie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu den Klienten, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben.
Geld verdienen wir dann dadurch, dass wir nach einem erfolgreichen Abschluss eine entsprechende Provision erhalten – und zwar sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer.
Wie ist Ihr Unternehmen denn genau aufgebaut? Können Sie vielleicht mal ein wenig näher auf die von Ihnen gewählte Struktur eingehen?
Antwort von Michael Plettner: Gerne. Unsere Muttergesellschaft sitzt in Berlin. Darüber hinaus gibt es dann regionale Tochtergesellschaften im Norden, in Westdeutschland und in Sachsen sowie darüber hinaus eben die schon angesprochene Internettochter.
Ihre Internettochter könnte man somit als eine Art eBay der Immobilienauktionen bezeichnen, oder?
Antwort von Michael Plettner: Jain. Die Richtung stimmt zwar. Aber bei eBay stellen Sie Ihre Angebote ja selbst ein. Bei uns hingegen wird die Immobilie von Experten geprüft und erst nach der Prüfung ein Angebot von uns eingestellt.
Dabei kann es jedoch durchaus vorkommen, dass wir auch mal Problemimmobilien im Angebot haben. Schließlich gibt es auch für diese ja einen Markt. Allerdings wird das dann im Angebot nicht verheimlicht, darum ja gerade die Prüfung des Objekts sowie die Einstellung des Angebots ins Internet durch unsere Experten.
Okay, das kann ich nachvollziehen. Aber spielen wir doch mal durch wie so ein möglicher Verkaufsprozess abläuft…
Antwort von Michael Plettner: Nun, Sie teilen uns mit, dass Sie eine bestimmte Immobilie veräußern möchten. Dann kommen unsere Experten vorbei und bewerten diese. Somit haben Sie direkt eine Preisvorstellung. Sind Sie als potenzieller Verkäufer dann mit dem Preis einverstanden, geht das Objekt in die Auktion. Wenn nicht, muss verhandelt werden, um zu schauen, ob unsere und Ihre Preisvorstellung in Einklang zu bringen sind.
Klappt das, erteilen Sie uns den Auftrag und wir versuchen das Objekt per Auktion loszuschlagen. Klappt das hingegen nicht, gibt es keine Auktion und Sie müssen sich anderweitig nach potenziellen Käufern umsehen. Leider sind die Preisvorstellungen von uns und den Immobilienbesitzern oftmals nicht in Einklang zu bringen, weshalb letztlich sogar eher wenige Immobilien in eine solche Auktion gehen. Auf der anderen Seite liegt unsere Verkaufsquote bei ca. 90%.
Können Sie etwas zum Zahlenwerk verraten? Wie sieht die Umsatz- und Gewinnentwicklung aus und welche Wachstumsraten sind zukünftig realistischerweise noch zu erwarten?
Antwort von Michael Plettner: Das Unternehmen ist keine Neugründung, die erste Auktion haben wir bereits 1985 abgewickelt. Seit 1998 sind wir dann eine Aktiengesellschaft und seit 1999, das heißt seit 20 Jahren, an der Börse notiert. In diesen zwanzig Jahren haben wir jedes Jahr eine Dividende gezahlt, was wir konnten, weil wir jedes Jahr schwarze Zahlen ausweisen konnten, selbst zur Zeit der Finanzkrise anno 2007/2008.
Das Handelsvolumen lag im vergangenen Geschäftsjahr 2018 bei 124 Mio. Euro, was der zweithöchste Wert in der Unternehmensgeschichte war. Dabei haben wir rund 1.700 Objekte verkauft, so dass der durchschnittliche Verkaufspreis bei rund 73.000 Euro lag.
Die Zahlen beziehen sich dabei auf die gesamte Unternehmensgruppe. Dazu muss man wissen, dass unsere 100%igen Tochtergesellschaften nicht konsolidiert werden, aber durch entsprechende Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge an uns gebunden sind.
Aus den genannten ca. 124 Mio. Euro Handelsvolumen erzielen wir netto ungefähr 12 Mio. Euro an Provisionen. Dort sind also schon die Umsatzsteuer sowie mögliche Unterprovisionen abgezogen. Daraus ergab sich zuletzt dann ein Jahresgewinn in Höhe von gut 1,6 Mio. Euro.
Somit lag der Gewinn je Aktie, angesichts von ebenfalls rund 1,6 Mio. ausstehender Aktien, bei ca. 1,00 Euro je Aktie. Genau diesen einen Euro je Aktie schütten wir dann auch als Dividende aus. Ja, Sie hören richtig, wir schütten den kompletten Jahresgewinn aus, was wir problemlos tun können. Denn wir sind komplett Eigenkapital-finanziert.
Was das Wachstum betrifft, sind wir in den vergangenen Jahren stets nur rein organisch gewachsen, also ohne irgendwelche Akquisitionen. Dabei soll es auch bleiben, sprich wir werden mit hoher Sicherheit keinerlei Zukäufe tätigen. Dies halten wir schon deshalb für überflüssig, weil wir noch über genügend Wachstumspotenzial verfügen.
Noch zwei kurze Fragen zum Schluss: Halten Sie den Namen Ihres Unternehmens eigentlich noch für passend? Und haben Sie keinerlei Ambitionen Ihr Geschäftsmodell zu internationalisieren?
Dazu muss man zunächst einmal wissen, dass es im juristischen Sinne keine Immobilien gibt. Wenn Sie eine Immobilie, also quasi ein Haus kaufen, kaufen Sie rechtlich betrachtet immer ein Grundstück. Daher ist der Name Grundstücksauktionen fachlich absolut korrekt, auch wenn man umgangssprachlich vielleicht eher von Immobilienauktionen sprechen würde.
Was die Internationalisierung angeht, haben wir im Rahmen unserer Auktionen durchaus schon ausländische Grundstücke/Immobilien angeboten und verkauft, bspw. in Kanada und Spanien. Auch jetzt gibt es in der Sommerauktion wieder eine Eigentumswohnung sowie ein Gewerbeobjekt auf Mallorca. Insofern findet eine vorsichtige Internationalisierung durchaus schon statt.
Zudem arbeiten wir gerade, allerdings noch in einem sehr frühen Stadium, an einem Projekt um italienische Grundstücke/Immobilien in die Online-Auktionen zu bringen. Eine größere internationale Expansion mit einer entsprechenden Tochtergesellschaft planen wir zurzeit aber nicht. Für die Zukunft ist das allerdings nicht gänzlich auszuschließen.
Herr Plettner, ich bedanke mich für das sehr nette Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!