Unser heutiger Interviewpartner ist der CFO der Deutsche Biotech Innovativ AG, Ralf Jakobs.
Die Deutsche Biotech Innovativ (DBI) AG ist ein börsennotiertes Biotechnologie-Unternehmen. Die DBI investiert in Biotechnologie-Unternehmen, die einen innovativen Forschungs- und Entwicklungsansatz verfolgen und Wirkstoffkandidaten mit hohem Alleinstellungsmerkmal entwickeln.
Herr Jakobs, der Markt wurde von Hilfsprogrammen überflutet. Erwarten Sie nachhaltige Änderungen bei den Finanzierungsbedingungen?
R. Jakobs: Veränderungen erwarte ich mehr im kurz- und mittelfristigen Bereich der nächsten sechs bis 18 Monate und gehe anschließend wieder von einer Normalisierung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen aus, sowohl für gelistete wie auch nicht gelistete Unternehmen. In der augenblicklichen Situation herrscht eine begründete Unsicherheit im Markt und das nicht nur aus Seiten der Finanzinvestoren, sondern auch auf Unternehmensseite, nachdem wir bisher recht glimpflich durch die Krise gekommen sind, das nicht zuletzt wegen der schnellen und sehr weiten Hilfsprogramme von Bund und Ländern.
Die Gefahr, die ich jedoch sehe – und da gehe ich mit vielen renommierten Sprechern konform – ist, dass wir die viel genannten „Zombie-Unternehmen“ in einer bisher nicht gekannten Zahl sehen werden, dies u.a. begründet durch die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens hilfreiche Maßnahme, der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für Unternehmen. Leider werden hierdurch aber auch Unternehmen ohne wirklich zukunftsfähiges Geschäftsmodell sowie Unternehmen gestützt, die bereits vor der Krise stark defizitär waren und keine Zukunftsstrategie hatten. Dieses Wissen hält aus meiner Sicht sowohl Banken als auch Investoren derzeit davon ab, in dem Umfang Unternehmen zu finanzieren wie wir es vor der Pandemie gesehen haben.
Wenn wir hier wieder Klarheit für beide Seiten, Investoren und Unternehmen, erzielen, werden wir auch wieder einen deutlich leichteren Finanzierungszugang bzw. eine Finanzierungsbereitschaft sehen. Eine Prognose wage ich jedoch derzeit nicht abzugeben, da ich die Entwicklung der Pandemie in Deutschland, Europa und weltweit und deren Auswirkungen derzeit wirklich nicht abzuschätzen vermag. Meine Hoffnung ist aber, dass sich das Umfeld in den nächsten sechs bis zwölf Monaten stabilisiert.
Das kann ich nachvollziehen. Eine sichere Prognose kann man in diesen Zeiten kaum abgeben. Was hat sich denn in Ihrem Unternehmen durch die Corona-Pandemie verändert?
R. Jakobs: Wir als DBI AG waren durch die Pandemie als Investitions- und Beteiligungsgesellschaft weniger stark betroffen. Vielmehr hatte die Pandemie Auswirkungen auf unsere Beteiligungen. Hier muss ich aber sehr deutlich sagen, dass das jeweilige Management unserer Beteiligungen hervorragend reagiert und dann auch aktiv agiert hat, sowohl im Bereich des Mitarbeiterschutzes, der Nutzung der staatlichen Hilfsmöglichkeiten als auch einer sehr schnellen und sehr effizienten Umstellung auf Homeoffice-Arbeitsplätze inklusive der hierfür benötigten Rahmenbedingungen.
Für unsere derzeit wichtigste Beteiligung, die Adrenomed AG, war es besonders wichtig, dass es zu keinen Verzögerungen im geplanten Ablauf gab, weil sie sich auf dem Wege zur Zulassung des derzeit weltweit einzigen Arzneimittelkandidaten zur Behandlung des septischen Schocks befindet. Das haben die Kollegen mit Bravour erreicht.
Können Sie hier auf mögliche langfristige Folgen eingehen?
R. Jakobs: Wie bereits angesprochen sind die Folgen der Pandemie für die DBI AG selbst aufgrund ihrer Struktur nicht wirklich als schwerwiegend zu werten. Vielmehr werden wir als DBI AG aus all den Erfahrungen, welche sowohl unsere Beteiligungen als auch andere Unternehmen gemacht haben, lernen. Hierunter verstehe ich, das wir zukünftig verstärkten Wert auf die Flexibilität sowohl des Managements wie auch der vorhandenen IT-Infrastruktur achten werden, denn es hat sich klar gezeigt, dass die Unternehmen, die eine flexible und agile Führung und ein funktionierendes IT-Umfeld besaßen, sich besser den Pandemie-bedingten Herausforderungen stellen und diese bewältigen konnten ohne nachhaltigen Schaden zu nehmen, als es bei Unternehmen der Fall war, die hierüber nicht verfügten.
Das freut mich zu hören! Insgesamt erachte ich den internen Zusammenhalt als unabdingbar in solchen Zeiten. Was unterscheidet die DBI von den Wettbewerbern der Branche?
R. Jakobs: Wenn man davon ausgeht, dass börsengelistete Gesellschaften mit dem Ziel der Beteiligung an Unternehmen im frühen Stadium der Forschung und Entwicklung von Therapeutika von bisher nicht behandelbaren Krankheitsbildern eher die Ausnahme als die Regel sind, dann sind wir als DBI AG hier noch recht alleine auf dem Markt der Publikumsgesellschaften. Nach meiner Kenntnis gibt es in Europa insgesamt nur zwei weitere Gesellschaften mit einem ähnlichen Antritt, aber einer unterschiedlichen Strategie sowohl hinsichtlich der Zielmärkte wie auch der Unternehmen bzw. des Stands der Forschung, zu welchem Zeitpunkt diese Gesellschaften ihre Investments tätigen.
Man muss hierzu wissen, das Herr Dr. Wegener als einer der Hauptinitiatoren beim Aufbau der DBI AG sowie seine beiden langjährigen Weggefährten, Herr Dr. Bergmann und Herr Dr. Miklus, das Ziel verfolgten, eine Beteiligungsgesellschaft zu schaffen, welche es auch solchen Investoren ermöglicht, sich auf diesem Gebiet zu beteiligen, die Einzelinvestments scheuen und/oder keinen direkten „Link“ zu geschlossenen Fonds besitzen, welche ein ähnliches Modell verfolgen, oder eben meiden wollen. Ferner war es das Ziel, eine Struktur zu schaffen, die es als „Evergreen-Modell“ auch kleineren Aktionären ermöglicht, an einem solchen Modell zu partizipieren.
Ein großer Vorteil der DBI AG ist es, dass wir über ein sehr starkes und international erfahrenes und langjähriges Netzwerk im Bereich der Forschung und Entwicklung verfügen sowie ein entsprechendes Netzwerk im Bereich von internationalen Klinikverbünden und zu den Großen der Pharmawelt unterhalten. Denn Ziel der DBI AG ist es, dass die jeweiligen Beteiligungen einen Exit durch z.B. den Verkauf an Big Pharma erzielen und wir hierdurch einen dauerhaft hohen Return für unsere Anleger erzielen können.
Um hier möglichst effektiv arbeiten und erfolgreich agieren zu können, hat sich die DBI AG selbst Qualität vor Quantität auf die Fahne geschrieben, sprich wir werden unser angestrebtes „Evergreen-Modell“ mit einem kleinen und sorgfältig ausgewählten Portfolio an Beteiligungen umsetzen. Angestrebt sind jeweils bis zu 10-15 Beteiligungen mit einer Haltedauer von maximal sieben Jahren und dem Ziel, wiederkehrend bzw. revolvierend Exit-Kandidaten aus unserem Portfolio erfolgreich zu veräußern, so dass unsere Aktionäre dauerhaft und an der Entwicklung partizipieren, was sich in einer entsprechenden Dividendenpolitik der DBI AG niederschlagen soll.
Wahrscheinlich eine nachhaltig profitable Strategie. Wo sehen Sie dadurch Ihr Unternehmen in 5 Jahren?
R. Jakobs: Wir wollen uns zu einem der wichtigsten Player im Bereich der frühen und verlässlichen Finanzierung von Unternehmen mit dem Fokus auf „unmet medical need“ entwickeln. Das Ziel ist es unserer Gesellschaft, mit einem kleinen Team von Spezialisten und einem hervorragenden Netzwerk dauerhaft Erträge durch den Exit unserer Beteiligungen zu erzielen. Als Beispiel möchte ich anführen, dass wir bei einem erfolgreichen Verkauf unserer Beteiligung Adrenomed AG anstreben, bis zu 40 % der Erlöse als Dividendenzahlungen direkt an unsere Aktionäre weiter zu geben. Dies ist auch zukünftig für entsprechend anfallender Erlöse geplant.
Sind weitere Kooperationen oder Partnerschaften geplant?
R. Jakobs: Wir als DBI AG sind und werden auch in den nächsten Monaten sehr aktiv den Markt für weitere Investitionen scannen, um unser Portfolio zielgerichtet und mit den besten Return-Chancen für unsere Aktionäre aufzubauen.
Man sieht aber an der am 16. September veröffentlichten Ad hoc- Mitteilung sowie der damit einhergehenden Pressemitteilung, klar, dass sich z.B. unser Engagement bei unserer Beteiligung Adrenomed AG auszahlt, denn mit dieser Beteiligung halten wir nunmehr eine Beteiligung am ersten Unternehmen weltweit, dem eine erfolgreiche Phase II-Studie bei einem Therapeutikum zur Behandlung eines septischen Schocks gelungen ist. Wie sie bestimmt der Presse in der letzten Zeit entnehmen konnten, ist Sepsis derzeit die häufigste Todesursache in Krankenhäusern mit alleine 94.000 Toten jährlich in Deutschland. Wir wären wahrlich mehr als stolz darauf, wenn unsere Beteiligung hier nun einen Betrag zur Behandlung des septischen Schocks leisten kann, um Menschenleben zu retten.
Wann werden Sie den Break-Even Point erreichen?
R. Jakobs: Zum Ende des Geschäftsjahres 2021, wenn sich die entsprechende Entwicklung unserer Beteiligungen wie bisher fortsetzt. In einem schlechten Szenario wäre es im Geschäftsjahr 2024, wovon wir derzeit wirklich nicht ausgehen müssen. Wie auch schon vorher erwähnt würde ich mich hierzu gerne noch in den kommenden Monaten näher äußern wollen.
Vielen Dank für die detaillierten Einblicke. Zum Abschluss habe ich noch eine Frage an Sie, Herr Jakobs: Aus welchen Gründen sollten Anleger letztendlich in Ihr Unternehmen investieren?
R. Jakobs: Die DBI AG macht für Investoren dann Sinn, wenn sie Wert auf ein sehr erfahrenes und international anerkanntes Managementteam mit einem guten Netzwerk und Track Record, sowie dauerhaft an einem Evergreen-Modell im Bereich der Biotechnologie interessiert sind und auf einen dauerhaften Return ihrer Einlage Wert legen. Wichtig für uns, und ich wiederhole mich hier gerne, geht Klasse vor Masse. Wir fühlen uns sowohl unseren Investoren als auch unseren Beteiligungen als stabiler und verlässlicher Partner verpflichtet.
Dies möchte ich als wirklich wichtiges Statement verstanden wissen. Wir haben das Ziel, mit unseren Investitionen nicht nur Unternehmen zu helfen und selbst einen guten Return zu erzielen, sondern hinter all dem steckt der Gedanke „Wir helfen Menschen, die bisher keine oder keine ausreichende Hilfe und damit meist nur eine geringe Chance haben, ohne Schäden, um nicht zu sagen, mit dem Leben davon zu kommen.“ Dieser Grundgedanke, etwas zu bewegen, um Menschen zu helfen treibt sowohl die Gründer, wie auch mich selbst und alle Mitarbeiter unseres Teams an.
Ein Hammer Schlusswort! Ich bedanke mich recht herzlich für das Interview und den Einblick in die aktuellen Unternehmensgeschehnisse. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern weiterhin alles Gute für die Zukunft!