Nach langen Wochen der Spekulation war es am Sonntag soweit: Die Deutsche Bank hat gemeinsam mit der Commerzbank den Start der offiziellen Fusionsgespräche bestätigt. Obwohl die Chefs der beiden Geldinstitute, Christian Sewing sowie Martin Zielke, eindringlich bekräftigt hatten, dass man die Verhandlungen ergebnisoffen führe und eine Fusion keineswegs feststehe, formierte sich am Montag breiter Widerstand.
Verdi-Chef kritisiert drohende Stellenstreichungen
So hat Verdi-Chef Frank Bsirske in einem Gespräch mit den „Stuttgarter Nachrichten“ und der „Stuttgarter Zeitung“ seine Warnung vor dem Verlust zehntausender Arbeitsstellen erneuert. Ihm zufolge würde sich Deutsche Bank und Commerzbank nicht sinnvoll ergänzen. Insbesondere im Bereich des Firmen- und Privatkundengeschäfts käme es deshalb zu erheblichen Überschneidungen, die zu einem drastischen Stellenabbau führen würden. „Da würden 20.000 Arbeitsplätze und mehr im Feuer stehen“, so Bsirske.
Die langfristige Sicherheit der Arbeitsplätze sei für die Gewerkschaft allerdings ein entscheidendes Kriterium. Daher erwarte er „möglicherweise hochkontroverse Diskussion in beiden Banken.“ Verdi sitzt in den Aufsichtsräten beider Geldhäuser. Bsirske selbst verfügt über ein Mandat im Kontrollgremium der Deutschen Bank.
Großaktionär „nicht in Fundamental-Opposition“
Auch einflussreiche Anteilseigner der Deutschen Bank stehen einem Zusammenschluss mit der kleineren Commerzbank skeptisch gegenüber, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag berichtete. So würden sie zwar eine Fusion mitunter nicht komplett ablehnen, sollten die Fusionsgespräche zu einem erfolgreichen Ende gebracht werden.
„Wir sind nicht in Fundamental-Opposition, haben aber erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit und am Timing und wollen überzeugt werden“, konstatierte ein Insider aus dem Umfeld eines nicht näher genannten Großaktionärs gegenüber Reuters. Die Verhandlungen über eine mögliche Fusion sind indes auch Thema bei den Tagungen beider Aufsichtsräte am Donnerstag.
Monopolkommission erinnert an Finanzkrise 2008
Deutlich kritischer zeigte sich der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach. Dieser sagte am Montag zur „Rheinischen Post“, dass durch ein Zusammenkommen der beiden Geldhäuser die Gefahr im Finanzsystem allein schon aufgrund der potenziellen Größe der neuen Fusionsbank ansteige. So habe die Finanzkrise 2008 deutlich gezeigt, dass die Abwicklung von großen Geldhäusern nicht ohne weiteres vonstattengehen könne und im Zweifelsfall auch der Staat einspringen müsse.
Aus rein wettbewerbstechnischer gab Wambach jedoch Entwarnung: „Einiges deutet darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen, freigeben würden.“ Die Geschäftsbereiche der Institute wiesen entweder nur geringe Überschneidungen auf oder seien deutlichem Wettbewerb ausgesetzt – „auch noch nach einer möglichen Fusion“, betonte Wambach.
Fusionsbank wäre Nummer 3 in Europa
Zur Einordnung: Sollte das Fusionsprojekt gelingen, entstünde die mit Abstand größte hiesige Bank mit circa 38 Millionen Firmen- und Privatkunden. Anfänglich würde die Mega-Bank über rund 140.000 Mitarbeiter und eine Bilanzsumme von rund 2 Billionen Euro verfügen. Die Fusionsbank wäre in Europa nach der britischen Großbank HSBC und dem französischen Konkurrenten BNP Paribas das drittgrößte Geldinstitut.
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