Die Aufblähung der Geldmengen kennt keine Grenzen. Ohne eine intellektuelle Revolution wird uns das die Freiheit kosten.
Die politisch diktierte Reaktion auf die Coronavirus-Verbreitung
hat weltweit nicht nur einen kolossalen Wirtschaftseinbruch
und Massenarbeitslosigkeit verursacht. Sie hat vor allem
auch das Schuldgeldsystem ins Wanken gebracht, es droht das
Gruselszenario von Rezession und gleichzeitig fallenden Güterpreisen.
Dann nämlich geraten Schuldner in arge Bedrängnis, sind
nicht mehr in der Lage, ihren Schuldendienst zu leisten. Folglich
erleiden Banken Verluste und treten bei der Kreditvergabe auf die
Bremse. Versiegt aber der Zufluss von neuen Krediten und neugeschaffenem
Geld, bricht die Kreditpyramide zusammen; und mit
ihr die Produktions- und Beschäftigungsstruktur der Volkswirtschaften.
Die Regierungen haben daher bereits gewaltige «Rettungspakete
» in Stellung gebracht. Anfang April 2020 waren es bereits
7,8 Billionen US-Dollar – etwa 10 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes
(BIP) – in Form von Ausgabeprogrammen, Kreditgarantien
und Eigenkapitalzuschüssen. Damit soll in erster Linie
Vertrauen geschaffen werden, damit der Absturz der Konjunkturen
und Finanzmarktpreise abgemildert wird.
Die Zentralbanken haben zudem die elektronische Notenpresse angeworfen,
um Zahlungsausfälle auf den Kreditmärkten abzuwehren. Dazu
kaufen sie jetzt alle Arten von Schuldpapieren in großem Stil und
bezahlen mit «aus dem Nichts» geschaffenem Geld.
Toxischer Cocktail
Anders als noch in der Finanzkrise von 2008/09 wird das neue
Geld jetzt nicht nur in das Banken- und Finanzsystem gepumpt.
Die Staaten überweisen es den Bürgern und Unternehmen auch
direkt auf deren Bankkonten. Zudem vergeben Banken kräftig
Kredite und schaffen dadurch ebenfalls neues Geld.
Das lässt in den Vereinigten Staaten von Amerika die Geldmenge M1 (Bargeld
und Sichtguthaben bei Banken) bereits um 35 Prozent gegenüber
dem Vorjahr wachsen, die Geldmenge M2 (M1 plus längerfristige
Bankeinlagen, zum Beispiel Sparkonten) um gut 22 Prozent. Das
sind die grössten Zuwachsraten, die jemals für diese Geldmengen
gemessen wurden.
In den USA hat sich ein «Geldüberhang» – also eine Geldmenge,
die die Produktionsleistung übersteigt – von bald fast 40 Prozent
aufgebaut. Wenn dieser sich nach und nach preiswirksam in steigenden
Konsumgüter- und/oder Vermögenspreisen entlädt, fällt
die Kaufkraft des US-Dollars um schätzungsweise 30 Prozent.
Die Hoffnung, dass die zusätzliche Geldmenge nicht verausgabt und
auf der hohen Kante gehalten wird, ist gering – zumal sie vielen
Empfängern als Lohnersatz dient und zur Bezahlung des Lebensunterhalts
eingesetzt wird. Eine stark gefallene Produktionsleistung,
einhergehend mit einer stark anschwellenden Geldmenge in
den Händen der Nachfrager, ist der toxische Cocktail, der zu
Preisinflation führt.
Mit der Schulden- und Geldmengenflut, die jetzt auf den Weg
gebracht wird, scheint es zu gelingen, den Kollaps des Wirtschafts-
und Finanzsystems abzuwenden. Aber Grund zur Entwarnung
gibt das nicht. Der US-Dollar, Euro und Co. repräsentieren
nämlich «Fiat-Geld», das sich durch drei Eigenschaften auszeichnet:
1. Fiat-Geld ist staatlich monopolisiertes Geld. Die staatlichen
Zentralbanken haben das Produktionsmonopol des Geldes
inne.
2. Fiat-Geld wird durch Bankkreditvergabe geschaffen, der
keine echte Ersparnis gegenübersteht.
3. Fiat-Geld ist entmaterialisiertes Geld in Form von bunt bedruckten Papierzetteln und Einträgen auf Computerfestplatten (Bits und Bytes) und lässt sich mit
geringsten Kosten beliebig vermehren.
Das Fiasko des Fiat-Gelds
Das Fiat-Geld leidet unter ökonomischen und ethischen Defekten.
Es ist inflationär, es verliert seine Kaufkraft im Zeitverlauf und
bringt viele Menschen um die Früchte ihrer Arbeit und Sparsamkeit.
Es sorgt für eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen,
indem es die Erstempfänger des neuen Geldes auf Kosten
derjenigen begünstigt, die die neue Geldmenge erst später erhalten
(sogenannter «Cantillon-Effekt»).
Fiat-Geld sorgt zudem für Wirtschaftsstörungen, für «Boom-und-Bust-Zyklen»:
Mit Zinssenkungen wird zunächst ein Scheinaufschwung in Gang gesetzt,
der zur Fehllenkung knapper Mittel führt und früher oder später
zerplatzt und in einer Krise endet.
Nicht zu vergessen: Fiat-Geld treibt die Volkswirtschaft in die
Überschuldung. Die künstlich gesenkten Zinsen verleiten Private,
Unternehmen und Staaten zum chronischen Wirtschaften auf
Pump. Die Schuldenlasten wachsen dabei im Zeitablauf stärker
an, als die Einkommen zunehmen.
Dabei wuchert insbesondere der Staat aus – zulasten der Freiheit der Bürger und Unternehmen. Das Fiat-Geld erlaubt es nämlich dem Staat, seine Finanzkraft
gewaltig auszuweiten, über die üblichen Steuereinnahmen
hinaus, und auf diese Weise kann er sich seine Gefolgschaft im
wahrsten Sinne des Wortes erkaufen und immer mehr Menschen
finanziell von sich abhängig machen.
Das Fiat-Geldsystem hat eine währungshistorisch nie dagewesene
Verschuldung in die Welt gebracht. Das Institute of International
Finance (IIF) schätzt, dass die weltweite Verschuldung
Ende 2019 bereits bei 255 Billionen US-Dollar und damit
bei 322 Prozent des weltweiten BIP lag und dass die Schuldenquote
durch die Coronakrisenbekämpfung auf 342 Prozent steigen
wird.
Um die Kosten der Schuldenpyramidisierung gering zu
halten, haben die Zentralbanken die Marktzinsen längst auf extrem
niedrige Niveaus gedrückt, indem sie auf vielfältige Weise
in die Marktpreisbildung der Kreditkontrakte eingreifen.
Sie haben zudem den Finanzmarktinvestoren die Quasizusicherung
gegeben, man werde keine systemrelevanten Schuldner zahlungsunfähig
werden lassen; notfalls wird neues Geld gedruckt,
um strauchelnde Staaten, Banken und Großunternehmen über
Wasser zu halten. Die Schuldenpyramide ist ein staatlich betriebenes
Ponzi-Schema.
Diese Politiken verursachen jedoch Folgeschäden. Die Krisen, für die das Fiat-Geldsystem sorgt, sind ein Einfallstor par excellence
für markt- und freiheitsfeindliche Politiken. In Krisenzeiten
werden ungezügelte Märkte oder der Kapitalismus als Schuldige
angeprangert.
Vom Staat wird Hilfe erwartet – obwohl das von
ihm getragene Schuldgeldsystem die eigentliche Krisenursache
ist. Der Staat lässt sich nicht lange bitten, er erlässt mehr Ge- und
Verbote, Regulierungen, weitet Subventionszahlungen aus. Spätestens
jetzt verschwindet, was vom System der freien Märkte übriggeblieben
ist.
Die freie Marktwirtschaft wird so nach und nach transponiert in eine Befehls- und Lenkungswirtschaft, in der Privateigentum zwar nicht abgeschafft, doch die Verfügungsrechte der Eigentümer über ihr Eigentum bis zur Unkenntlichkeit verwässert werden und nur dem Namen nach noch bestehen. Das Fiat-Geld bereitet dem allmächtigen Staat den Weg.
Vergemeinschaftung von Schulden
Billiges Papiergeld ist das Wachstums- und Überlebenselixier des
Staates. Der Staat erlangt durch das Fiat-Geld eine gewaltige Finanzkraft,
die er für seine Zwecke zu nutzen weiß: Er wird zum
Arbeitgeber, Auftraggeber und Transfer- und Pensionszahler,
dem die Begünstigten dankbar die Treue halten.
Ein einmal vollzogener Vorstoß der Staatsmacht und seiner Bürokratie lässt sich kaum mehr zurückbauen. Mittlerweile ist die Abhängigkeit vom
Fiat-Geld weltweit so groß geworden, dass Regierenden und Regierten
kein Preis mehr zu hoch ist, um das Fiat-Geldsystem vor
dem Zusammenbruch zu bewahren.
Im Euroraum hat das beispielsweise dazu geführt, dass die
Europäische Union (EU) als neue supranationale Verschuldungsebene
ermächtigt werden soll. Was beschönigend als «Wiederaufbaufonds
» mit einer Anfangsausstattung von 750 Mrd. Euro, rund
6 Prozent des Euroraum-BIP, angepriesen wird, ist nichts anderes
als ein weiterer Schritt in Richtung Schuldenvergemeinschaftung,
nachdem bereits durch die Errichtung des Europäischen Stabilitätsfonds
(ESM) im Jahr 2012 die Budgethoheit der nationalen
Parlamente gehörig unterhöhlt worden ist.
Die politischen Zwänge, die der Erhalt der Euro-Einheitswährung verursacht,
sind nun einmal nicht vereinbar mit der Bewahrung der nationalen
Souveränitätsrechte der Teilnehmerländer.
Wie schlimm kann die Geldentwertung werden? US-Dollar,
Euro und Co. repräsentieren ungedecktes Geld, und das kann bekanntlich
im Extremfall seine Kaufkraft völlig verlieren – wie die
leidvolle Währungsgeschichte schon so häufig gezeigt hat. Wenn
die Menschen das Vertrauen in das Geld verlieren, wird es haarig.
Das ist dann der Fall, wenn sich die Erwartung einstellt, die Geldmenge
werde mit immer höheren Raten zunehmen, das werde
kein Ende mehr finden. Bewahrheitet sich die Erwartung, kommt
es zur Hyperinflation. Die «Flucht aus dem Geld» setzt ein. Niemand
möchte mehr Geld halten, jeder ist bemüht, das wertlose
Papier gegen Sachgüter aller Art einzutauschen. Die Güterpreise
steigen ins Unermessliche, die Kaufkraft des Geldes verfällt.
Das aber ist ein Extremszenario. Es gibt auch Beispiele, die
zeigen, dass die Geldentwertung vom Staat und den von ihm begünstigten
Interessengruppen dauerhaft als Bereicherungs- und
Umverteilungspolitik betrieben werden konnte, ohne dass das zur
Hyperinflation geführt hätte – etwa die «finanzielle Repression»
in den USA von 1942 bis 1951 oder die weltweite «Grosse Inflation
» von etwa 1965 bis Anfang der 1980er Jahre.
Eine Inflationspolitik bietet recht weit gespannte Möglichkeiten, bevor sie
explosiv wird. Wenn es beispielsweise den Zentralbankräten gelingt,
der Öffentlichkeit glaubhaft zu vermitteln, eine starke
Geldmengenvermehrung sei nur eine «einmalige Sache», dann
lässt sich der Geldwert herabsetzen, ohne dass die Menschen vollends
aus dem Geld fliehen.
Inflationsschübe von 10 bis 15 Prozent pro Jahr bedeuten wohl noch nicht das Ende des ungedeckten Geldes, wohl aber einen starken Kaufkraftverlust des Geldes.
Internationale Zentralisation
Die Krisenanfälligkeit des Fiat-Geldsystems hat eine weitere beunruhigende
Folgewirkung: Auf internationaler Ebene kooperieren
die Staaten beziehungsweise ihre Zentralbanken immer enger,
um systemische Risiken auszuschalten. Beispielsweise haben
die Zentralbanken bereits in 2008/09 begonnen, sich im Zuge von
«Liquidität-Swap-Abkommen» bei Bedarf gegenseitig die eigene
Währung zu verleihen.
So leiht die US-Zentralbank (Fed) bei Bedarf unbegrenzt US-Dollars an die chinesische Zentralbank, die Europäische Zentralbank (EZB), Bank von Japan, die Bank von England oder die Schweizer Nationalbank. Dadurch werden verbliebene Kreditausfallrisiken in den Fremdwährungskreditmärkten
eliminiert, und die letzten Bruchstellen des Fiat-Geldsystems
werden gekittet.
Der Verdacht, eine einheitliche Weltgeldpolitik – im Extremfall
mit einer Weltzentralbank und eigenem Fiat-Weltgeld – kündige
sich an, lässt sich nicht mehr als Spinnerei abtun; als Nukleus
könnten beispielsweise die «Sonderziehungsrechte» des Internationalen
Währungsfonds (IWF) dienen.
Spätestens mit dem digitalen Zentralbankgeld haben die Staaten die volle Kontrolle über Geld und Kredit: Die Guthaben, die man bei Geschäftsbanken
hält, werden eins zu eins in Zentralbankguthaben eintauschbar.
Geschäftsbanken werden so zu etwas wie Zweigstellen der Zentralbank.
Die Geldbehörden können nach und nach das Einlagengeschäft,
den Zahlungsverkehr und irgendwann auch noch das
Kredit- und Geldschöpfungsgeschäft komplett an sich ziehen.
Karl Marx’ Umsturzfantasie wäre dann vollendet.
Im Jahre 1848 forderte Marx (und Friedrich Engels) bekanntlich
die «Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine
Nationalbank mit Staatskapital und ausschliesslichem Monopol».
Ein geradezu gruseliges Szenario: Die allmächtige Zentralbank beziehungsweise die Sonderinteressengruppen, die sie vereinnahmen,
hätten es fortan in der Hand, wer wann und unter welchen
Bedingungen Kredit und Geld erhält – welcher Staat, welche Industrie,
welcher Arbeiter und Angestellte.
Der Weg in eine de facto diktatorische Befehls- und Lenkungswirtschaft – wie sie viele Befürworter der Klimarettungspolitik und «grünen Geldpolitik» herbeisehnen – wäre damit quasi durch die Hintertür vollzogen.
Das Kartell aufbrechen
Keine Frage, die Welt hat ein «Geldproblem»: Das Fiat-Geld zerstört
über kurz oder lang die freie Marktwirtschaft und damit
auch die freie Gesellschaft; die Coronavirus-Krise verstärkt nur
die bestehende Dynamik.
Weil die Regierenden und auch die Regierten mittlerweile am Fiat-Geld hängen wie Fliegen am Fliegenfänger, ergeben sich für die Zentralbanken noch weiter gespannte Handlungsspielräume. Sie können die Staatsschulden monetisieren und dadurch auch die Preisinflation in die Höhe treiben, ohne
dass sie unüberwindbare Opposition zu befürchten bräuchten:
Um dem großen Übel des «Megacrashs» zu entgehen, werden die
Inflationskosten als das vergleichsweise kleinere Übel akzeptiert.
Was in der Zeit «nach Corona» kommt, lässt sich bereits erahnen:
Die ohnehin schon große Abhängigkeit der Volkswirtschaften
vom Fiat-Geld wird die Zentralbanken und die Gruppen, die sie für
ihre Zwecke einzusetzen wissen – Staaten, aber natürlich auch die
Banken- und Finanzindustrie sowie Großunternehmen –, noch
grösser machen.
Das Bestreben, die ungedeckten Währungen vor
dem Untergang zu bewahren, wird das Kartell der Zentralbanken
noch enger zusammenrücken lassen. Dass alles auf eine einheitliche
Weltgeldpolitik mit einem Weltgeld hinausläuft, ist sicherlich nicht
weniger wahrscheinlich geworden; es braucht nicht gesondert betont
zu werden, welche totalitären Gefahrenpotenziale damit verbunden
wären.
Um ein solches Szenario abzuwenden, muss sich
Wesentliches ändern im Denken und Handeln der Menschen. Nicht
mehr und nicht weniger als eine Abkehr von allen antikapitalistischen,
sozialistischen und inflationistischen Ideologien, die heute mehrheitlich beklatscht und Wählerstimmen gewinnen, ist erforderlich.
Man muss zur Einsicht gelangen, dass das Geld nicht in die
Hände des Staates gehört, dass nur der freie Markt «gutes Geld»
hervorbringen kann: Dazu müssen die Nachfrager die Freiheit haben,
das Geld nachzufragen, das ihren Wünschen entspricht; und Anbieter müssen die Freiheit besitzen, Güter anzubieten, von denen
sie meinen, sie werden von den Menschen als Geld nachgefragt.
Vor allem aber sind Macht und Einfluss des Staates so stark
wie nur eben möglich zurückzudrängen, wenn Freiheit und Wohlstand
gewahrt bleiben sollen. Es wird nicht weniger als eine intellektuelle
Revolution erfordern, um das Geldproblem zu lösen.
Gewiss, damit steht den Volkswirtschaften eine gewaltige Herausforderung
ins Haus. Doch Passivität darf keine Alternative sein:
Sie würde den Menschen in Inflation und Unfreiheit bringen.
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