Liebe Leser,
die meisten Menschen fühlen sich gut, wenn sie an ihren Besitz denken und wissen, dass er sich in den letzten Jahren vermehrt hat. Dabei werden zwei Dinge gerne übersehen. Der erste Punkt ist wirtschaftlicher Natur. Es wird leicht vergessen, dass in unserem Papiergeldsystem jedem Guthaben zu jeder Zeit immer auch gleich hohe Schulden gegenüberstehen.
Das Geld auf dem Konto aber auch die vermietete Wohnung ist immer nur so viel wert, wie die Fähigkeit des Schuldners, seine Verbindlichkeiten zu bedienen, oder die Fähigkeit des Mieters, seine Miete pünktlich zu bezahlen. Sind beide nicht mehr vorhanden, schwindet auch schnell der Wert unseres Eigentums. Er mag in einer Krise vielleicht nicht auf null zurückgehen, doch empfindliche Einbußen dürfen uns an dieser Stelle grundsätzlich nicht überraschen.
Ein weiterer Punkt, der gerne übersehen wird, ist dass wir nackt und mittellos auf diese Welt gekommen sind und diese eines Tages auch wieder verlassen werden, ohne irgendetwas von unserem Besitz mitzunehmen. Dieses Problem ist alles andere als neu. Es hatte bereits der Herr Cheops im alten Ägypten. Das viele Gold und Silber, das man ihm für seine Reise in die Unterwelt mitgegeben hat, besitzen heute andere, im besten Fall die staatlichen Museen.
Die große Kunst besteht deshalb darin, ohne Besitz glücklich zu werden und sich an den einfachen Dingen des Lebens zu erfreuen. Etwa an den wenigen Stunden, die wir jetzt im Winter bei strahlendem Sonnenschein im Freien verbringen können, oder an der eigenen Gesundheit.
Um uns an ihnen zu erfreuen, müssen wir nichts tun. Es sind Geschenke des Lebens. Wir bekommen sie gratis. Was nichts kostet ist aber in unserer modernen Welt nicht viel wert. Also ignorieren wir den Sonnenschein und unsere Gesundheit bis der Tag kommt, an dem wir schmerzlich feststellen, dass sie fehlen.
Dann aber geben wir viel Geld aus, um sie kurzfristig wiederzubekommen. Profitieren tun davon aber nicht wir, sondern andere; das Reiseunternehmen, das uns den Flug in die Sonne organisiert, oder der Arzt, der unsere Schmerzen lindern soll.
Ob das auf Dauer wirklich Sinn macht, darüber lohnt es sich intensiv nachzudenken. Dass auf diese Art kein dauerhaftes Glück entsteht, liegt auf der Hand, denn wer immer nur den Mangel bekämpft und ihn auszugleichen sucht, hat kaum Zeit, die Fülle des Lebens zu genießen – vor allem dann, wenn sie kostenlos ist.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich