Die Hoffnung stirbt zuletzt: Diese oftmals eher abgedroschen wirkende Redewendung ist derzeit an der Börse offenbar das Mantra. Auch am Freitag legte der DAX zur Mittagszeit durchaus in erfreulichem Maße zu. So verzeichnete der Index um 12:30 Uhr (08.07.2024) ein Plus von immerhin 1,3 Prozent und schaffte es somit knapp über die 13.000-Punkte-Marke.
Dabei sind die grundlegenden Problemen, die den Dax in den letzten Wochen in den Keller rauschen ließen, längst nicht gelöst:
- Noch immer sorgt die hohe Inflation für eine eingetrübte Konsumstimmung,
- noch immer sind die Energiekosten für die Konzerne extrem hoch,
- noch immer lässt die straffere Geldpolitik das Aktienumfeld prinzipiell wanken
- und noch immer gibt es die Angst vor Gasengpässen und einer Rezession.
Im Folgenden die größten Gewinner und Verlier des Dax am Freitagmittag
Unternehmen | Branche | Zeitpunkt | Veränderung |
Porsche Holding | Automobil | 08.07.2024, 12:30 Uhr | +4,14 % |
Volkswagen | Automobil | 08.07.2024, 12:30 Uhr | +3,65 % |
Covestro | Chemie | 08.07.2024, 12:30 Uhr | +3,35 % |
HeidelbergCement | Baustoffe | 08.07.2024, 12:30 Uhr | +3,21 % |
BASF | Chemie | 08.07.2024, 12:30 Uhr | +2,80 % |
–
Unternehmen | Branche | Zeitpunkt | Veränderung |
Vonovia | Immobilien | 08.07.2024, 12:30 Uhr | -2,55 % |
Adidas | Sportmode | 08.07.2024, 12:30 Uhr | -1,30 % |
PUMA | Sportmode | 08.07.2024, 12:30 Uhr | -0,81 % |
HelloFresh | Lebensmittel-Einzelhandel (Online) | 08.07.2024, 12:30 Uhr | -0,64 % |
Henkel | Henkel | 08.07.2024, 12:30 Uhr | -0,52 % |
Dax: Optimismus bei Porsche Holding und Volkswagen AG
Auffallend sind die Kursgewinne bei der Porsche Holding und der Volkswagen AG. Der Grund für den Optimismus: Der Markt erwartet offenbar für die nächste Woche positive Nachrichten zum geplanten Börsengang des Autobauers Porsche. Dieser ist nicht zu verwechseln mit der Porsche Holding, die als Dachgesellschaft des VW-Imperiums fungiert.
Der Autobauer Porsche jedenfalls könnte noch im Oktober separat an die Börse gebracht werden – so zumindest die Hoffnung der Marktteilnehmer. Das wirkt sich aus zweierlei Gründen positiv auf die oben genannten Aktien aus.
Autobauer Porsche: der Goldesel des VW-Imperiums
Erstens: Die Porsche Holding und die Volkswagen AG werden wohl größere Anteile an der Porsche AG halten. Der Sportwagenbauer wiederum überzeugte den Markt in den letzten Jahren mit starken Gewinnzahlen, trotz der Verknappung bei wichtigen Komponenten wie Halbleiter-Chips. Die Porsche-Autos sind einfach so begehrt, dass die zahlungskräftigen Kunden offenbar gerne dazu bereit sind, auch Mondpreise für die Fahrzeuge zu bezahlen. Das stärkt die Marge der Stuttgarter und im Endeffekt die Buchgewinne der Porsche Holding sowie der Volkswagen AG.
Zweitens: Dass der Börsengang noch in diesem Jahr erfolgen könnte, wird von den Beobachtern als positives Signal für den Aktienmarkt und im Speziellen für die Auto-Aktien gewertet. Der Grund: Das VW-Imperium würde nur dann einen IPO im Herbst forcieren, wenn die Marktbedingungen dann deutlich besser wären als aktuell. Die Ankündigung eines Börsengangs wäre also ein positives Signal für die Branche.
Dax: Vonovia-Aktie schwer unter Druck
Doch wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Und dieser hört, wie Sie der Tabelle entnehmen können, auf den Namen: Vonovia. Die Vonovia-Aktie steht seit Monaten schwer unter Druck. Und auch in den letzten Tagen ging es für das Papier noch einmal teils deutlich abwärts.
Der wichtigste Grund für den Pessimismus ist die Inflation. Der Immobilienkonzern ist Deutschlands wichtigster gewerblicher Anbieter in Sachen Wohnungsvermietung. Der Verkehrswert des Vonovia-Wohnungsbestandes liegt bei beachtlichen 90 Milliarden Euro.
Für den mächtigen Konzern sind die Preissprünge in nahezu allen Kategorien jedenfalls ein Desaster. So sind wichtige Baustoffe und die Energiepreise deutlich teurer geworden. Das heißt: Vonovia muss für den Bau neuer Immobilien, die Sanierung und Renovierung viel mehr Geld ausgeben.
Dax: Vonovia kann Inflationsbelastungen offenbar nur schwer weitergeben
Gleichzeitig – und darin liegt das Problem – kann der Konzern die Mieten offenbar nicht adäquat erhöhen, da es starken Gegenwind aus Politik und Gesellschaft gibt. Vonovia bleibt also auf den Zusatzkosten mehr oder weniger sitzen.
Zwar hatte Konzernchef Rolf Buch vor gut einem Monat Mieterhöhungen in Aussicht gestellt. Die Kritik zum Beispiel aus der SPD oder von den Linken war aber so enorm, dass der Manager inzwischen zurückrudern musste. Lediglich bei neugebauten Wohneinheiten und größeren Sanierungen sollen nun Erhöhungen erfolgen. Bei den Bestandsmieten aber werde man die Gebühren stabil halten, so Buch.
Das Desaster mit der Adler Group
Doch die Inflation ist längst nicht das einzige Problem, mit dem Vonovia derzeit zurechtkommen muss. So hatte man sich bei dem strauchelnden Immobilieninvestor Adler Group finanziell beteiligt. In der Folge krachte der Aktienkurs von Adler noch weiter in den Keller.adler group
Seit Start der Vonovia-Beteiligung Ende Februar und dem heutigen 8. Juli verlor die Adler-Aktie 64 Prozent an Wert. Für Vonovia geht das mit erheblichen Buchverlusten einher, die die Bilanz des Dax-Konzerns durchaus beeinträchtigen.
Die Adler Group steht seit Herbst letzten Jahres in der Kritik. Damals hatte der Leerverkäufer Fraser Perring dem Unternehmen falsche Immobilienbewertungen und systematische Bilanztricksereien vorgeworfen. Der Vorwurf wog umso schwerer, da Perring schon beim Skandal-Konzern Wirecard ein richtiges Gespür bewiesen hatte.
Nun könnte auch die Adler Group ähnlich tief fallen. Inzwischen sind große Teile des Managements zurückgetreten und die Wirtschaftsprüfer von KPMG haben der Adler-Bilanz aus dem Jahr 2021 das Testat entzogen. Das heißt: KPMG kann nicht für die Richtigkeit der Jahreszahlen garantieren, was an der Börse einen Schock auslöste und das Vertrauen nachhaltig beschädigte.
Dax: Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen ebenfalls in Schieflage
Hinzu kommt, dass es beim von Vonovia gekauften Konkurrenten Deutsche Wohnen in den letzten Monaten ebenfalls alles andere als rosig aussah. Die Aktie der Deutschen Wohnen krachte seit Jahresbeginn um 40 Prozent ein.
Auch die Deutsche Wohnen gerät wegen der hohen Inflation unter Druck. Zusätzlich hatte die Vonovia-Tochter angekündigt, die Mietpreishöhen teils individuell auf die Lebensbedingungen der Mieter anzupassen. Für die Mieter kann das eine gute Nachricht sein – die Aktionäre aber befürchten deshalb Gewinneinbußen.
Im Winter wird’s daheim kälter
Übrigens: Vonovia hat erst am Donnerstag angekündigt, dass man in den Mietwohnungen wegen der hohen Energiepreise die Vorlauftemperatur der Heizungsanlagen während der Nachtstunden absenken werde. Das heißt: Die Räume könnten dann im Herbst und Winter nur noch auf rund 17 Grad Celsius erwärmt werden.
Dadurch will der Konzern offenbar seine Kostenproblematik in den Griff bekommen, da er weniger Gas einkaufen muss. Zudem wolle man dadurch die gesamte Gasnachfrage drosseln und den Marktpreis senken. Es bleibt nun abzuwarten, ob der Konzern das angesichts der drohenden Kritik von Mieterverbänden wirklich in die Tat umsetzen kann.
Staatliche Hilfe für Wohnungsbranche?
Der Branchenverband der gewerblichen Vermieter hingegen, der GdW (Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen), fordert inzwischen staatliche Hilfen für die Firmen. Nur so ließen sich die Verluste der Branche einigermaßen im Zaum halten.
Ob Vonovia angesichts der hohen Gewinne, die man in den letzten Jahren erzielt hatte, hier tatsächlich berücksichtigt würde, steht freilich auf einem anderen Blatt.
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