Das unheimliche 3. Quartal 2018 klopft an unsere Türen

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Wir schrieben das Jahr 2012, als Analysten von Goldman Sachs erstmals betonten, dass es für die Entwicklung der Aktienkurse nicht mehr so sehr auf Entwicklung des Unternehmens selbst, sondern primär auf die Veränderungen in der Geldpolitik der Zentralbanken ankomme.

Ein Blick auf die Börsenkurse der letzten Jahre gibt uns wenig Grund, um an der Wahrheit dieser Prognose zu zweifeln. Die Geldflut der Notenbanken hob alle Boote an, die guten wie die schlechten. Die Folge waren Kursgewinne auf breiter Front und für die Anleger machte es, wie Goldman Sachs richtig vorhergesagt hatte, mehr Sinn auf die Notenbanken zu achten als auf die Unternehmen selbst.

Da an der Börse allerdings vor allem die Zukunft interessiert, schauen die Anleger nun mit zunehmender Sorge auf den Moment, an dem die Geldspritzen der Zentralbanken nicht mehr wirken werden. Er rückt beständig näher, denn die FED hat die Zinsen bereits erhöht und damit begonnen, ihre Bilanz zu bereinigen.

Die Europäische Zentralbank sowie die Bank of Japan haben ihre Zinsen zwar noch nicht erhöht, doch sie reduzieren behutsam den Umfang ihrer Wertpapierkäufe. Für den Markt entscheidend ist das Tempo mit dem die Notenbanken vorgehen.

Der bange Blick auf das 3. Quartal 2018

Zunächst hatte es den Anschein, als wenn dieses nicht zu hoch zu veranschlagen sei. Entsprechend ruhig konnte der Markt mit der sich langsam verändernden Situation umgehen. Die Kurse stiegen auch im ersten Halbjahr 2017 mehr oder weniger konstant an, weil die wirtschaftliche Entwicklung gut und die Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken immer noch hoch war.

Seit dem Beginn der Finanzkrise wurden 15,1 Billionen US-Dollar aus dem Nichts geschaffen und in die Märkte gepumpt. Von Jahr zu Jahr wuchsen die Bilanzen der Notenbanken immer weiter an. Diese Entwicklung ist auch jetzt noch nicht zu ihrem Abschluss gekommen, denn auf jährlicher Basis steigen die Bilanzsummen vermutlich noch bis weit in die zweite Hälfte des Jahres 2018 hinein.

Die Steigerungsrate wird allerdings von Monat zu Monat geringer. Im April 2017 wurden noch 350 Milliarden US-Dollar in die Märkte gepumpt, im Mai 2017 waren es noch 300 Milliarden und im Juni 2017 nur noch 100 Milliarden. Aktuell pumpt nur noch die Europäische Zentralbank lausige 30 Milliarden Euro in den Markt. Die Bank of Japan hat zwar ihre Käufe offiziell nicht beendet, hält sich aber dennoch seit einiger Zeit vornehm zurück und die amerikanische FED entzieht dem Markt bereits Liquidität.

Mit anderen Worten: Die fünf größten Zentralbanken kaufen zwar weiterhin, aber sie kaufen bereits deutlich weniger Wertpapiere am Markt auf als in den vergangenen Jahren und zum Ende des Jahres wird das Spiel ganz aus sein – zumindest vorläufig, also bis zum Beginn der nächsten Krise.

Wie reagiert der Markt auf das fehlende Geld der Notenbanken?

Im vergangenen Jahr war diese Entwicklung bereits deutlich abzusehen. Die Anleger rechneten nach und sie erkannten, dass das Pendel im dritten Quartal 2018 umschlagen wird. Dieses Quartal steht nun unmittelbar bevor. Da die EZB länger als Käufer am Markt wirkt als zunächst angenommen, dauert es noch ein Weilchen, bis aus der langjährigen Expansion eine Kontraktion der Geldmenge werden wird.

Aber dieser Zeitpunkt ist bereits abzusehen und er ist ausgesprochen nahe. Gute sechs Monate trennen uns von ihm. Um sechs Monate sagt man, geht die Entwicklung an der Börse der wirtschaftlichen Entwicklung im Allgemeinen voraus. Wenn diese Annahme auch weiterhin gilt, verspricht das kommende Quartal aufregend zu werden.

Genießen Sie in den kommenden Wochen die Freuden des Sommers, aber wundern Sie sich nicht, wenn der Herbst den einen oder anderen Börsensturm mit sich bringen wird, der sich gewaschen hat. Er könnte ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was ab Januar 2019 wieder allgemein auf dem Programm stehen wird: ein genauer Blick auf die fundamentalen Kennzahlen der einzelnen Unternehmen.

Dann werden schnell nicht mehr alle Boote gleichzeitig angehoben werden, und ob die bislang bei den Anlegern so beliebten FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) dann immer noch die Börsen und ihre Indizes nach oben ziehen werden, wird eine andere spannende Frage sein.

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