Es ist zuletzt still geworden um den Tübinger Impfstoffhersteller CureVac. Nachdem das Unternehmen im ersten Corona-Jahr bei der Entwicklung ganz vorne mit dabei war, musste es Ende 2021 seinen Wirkstoffkandidaten CVnCoV aus dem Zulassungsverfahren zurückziehen aufgrund vergleichsweise schwacher Wirksamkeit.
Neue Tochtergesellschaft
Am Dienstag gab CureVac nun die Gründung einer Tochtergesellschaft namens CureVac RNA Printer bekannt. Wie der Name bereits verrät, soll der 100-prozentige Ableger die Entwicklung des RNA Printers beschleunigen – eine Lösung für eine automatisierte Herstellung von RNA-Impfstoffen und -Therapeutika.
Das System wird in Zusammenarbeit mit Tesla Automation hergestellt – einem rheinland-pfälzischen Maschinenbau-Unternehmen, das 2017 vom gleichnamigen US-amerikanischen Elektroauto-Pionier übernommen wurde. Die neue Gesellschaft dient CureVac zugleich als Plattform und als Dienstleister.
100% Fokus auf optimierten Impfstoff
Zuletzt hatte CureVac ein Cash-Polster von über einer Milliarde € ausgewiesen. Mit dem vielen Geld verfolgt der Wirkstoffhersteller eine ehrgeizige Expansionsstrategie. Die Tübinger wollen sich von einem eher wissenschaftlich orientierten Biotech- in ein kommerzielles Pharma-Unternehmen wandeln. 470 Millionen Euro im Halbjahr gibt der Impfstoffhersteller laufend aus für Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung seiner Präparate.
Nach den enttäuschenden klinischen Daten des erstens CureVac-Impfstoffs wollte das Management zunächst weiterhin die Zulassung des Präparats bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) anstreben. Schließlich muss bei Vorstandschef Franz-Werner-Haas jedoch die Entscheidung gereift sein, keinen erneuten Schiffsbruch mit CVnCoV riskieren zu wollen.
Als unmittelbare Folge des Rückzugs endete der Vorvertrag mit der Europäischen Kommission, in dem CVnCoV für den akuten Pandemiebedarf vorgesehen war. Die Vorauszahlungen der EU in Höhe von 450 Millionen € müssten jedoch zunächst nicht zurückgezahlt werden, sagte Haas. Aufgrund der fortbestehenden Pandemie werde „weiterhin großer Bedarf an insbesondere optimierten Impfstoffen“ gesehen.
Damit bezieht sich der Vorstandschef auf den neuen Wirkstoffkanditen von CureVac. So plant der Pharmakonzern nun, zusammen mit seinem britischen Partner GlaxoSmithKline (GSK) bei der Entwicklung seines zweiten Covid-19-Impfstoffs „eine Vorreiterrolle“ einzunehmen. Das neue Vakzin soll unter anderem einen langanhaltenderen Schutz gegen neue Varianten in einer einzigen Impfung bieten. In präklinischen Studien zeigte das Mittel nach Auskunft von CEO Haas eine frühere und stärkere Immunantwort als CVnCoV.
Vorteile der CureVac-Technologie
Der mRNA-Wirkstoff des Unternehmens unterscheidet sich wesentlich von den BioNTech- und Moderna-Vakzinen, da das CureVac-Präparat eine andere Form der mRNA nutzt, die der menschlichen näherkommt.
BioNTech und Moderna bleiben bislang die Antwort schuldig, warum sie modifizierte mRNA verwenden, obwohl die natürliche Variante mehr Wirksamkeit verspricht. Klar ist: Pharmakonzerne denken äußerst ökonomisch und versuchen in der Regel, Produkte mit möglichst vielen Patenten auf den Markt zu bringen.
Die Vorteile des CureVac-Technologie sind hingegen äußerst vielversprechend: So kann der Wirkstoff der Tübinger Firma bis zu 90 Tage gelagert werden – und das bei gewöhnlichen Kühlschranktemperaturen. Zur Einordnung: Die EMA genehmigt beim BioNTech-Vakzin eine Lagerung von maximal zwei Wochen bei höchstens -15 Grad Celsius.
Auch wenn der Markt für Corona-Impfstoffe in den Industrienationen bereits ziemlich gesättigt ist mit mRNA-Präparaten, werden die Dosen der Tübinger Spätstarter in jedem Fall gebraucht. So ist der globale Bedarf weiterhin riesig – insbesondere in ärmeren und schwer erreichbaren Regionen der Welt, wo die günstigeren und besser zu handhabenden mRNA-Vakzine von CureVac große Vorteile versprechen.
Für den kommerziellen Durchbruch muss der Wirkstoffhersteller zunächst jedoch in klinischen Studien Belege liefern für die Wirksamkeit seines neuen Covid-Serums. Sollte das gelingen, könnte der Rest dank Kooperationen mit Großkonzernen wie GSK und Bayer sowie der Bundesregierung als Anteilseigner sehr schnell gehen. Mit reichlich Verspätung könnte CureVac schließlich doch seinen mRNA-Printer für die Massenproduktion anwerfen.
Nichts für schwache Nerven
Der Aktienkurs der Tübinger Firma ist seit Bekanntgabe der schwachen Wirksamkeit des ersten Corona-Präparats um fast 90% eingebrochen. Auf dem derzeitigen Niveau versprechen positive Studienergebnisse des neuen Corona-Serums ein enormes Aufwärtspotenzial.
Klar ist jedoch auch: Verzögerungen und Schwierigkeiten haben das Unternehmen im Wettbewerb mit BioNTech und Moderna schon mehrfach zurückgeworfen. Dabei ist auch einiges an Vertrauen bei den Investoren verloren gegangen. Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten sollten auf Sicherheit bedachte Anleger lieber zurückhaltend bleiben.
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