Liebe Leser,
was für ein Desaster! Der französisch-österreichische Impfstoff-Entwickler Valneva ist zum Wochenbeginn mit rund 40 % Abschlag richtig unter die Räder gekommen. Was war hier passiert?
Valneva entwickelt derzeit einen sogenannten Tot-Impfstoff gegen den Corona-Virus, arbeitet also mit abgetöteten Viren.
Damit folgt das Unternehmen eigentlich der klassischen Herangehensweise an solche Viren, was jedes Jahr auch bei der Influenza zum Einsatz kommt. Valneva will dabei damit punkten, dass man wohl relativ zügig auf neue Varianten reagieren könnte.
Weiß die britische Regierung mehr?
Noch ist der Impfstoff in der klinischen Erprobung in Großbritannien. Doch sollen die Ergebnisse Anfang des vierten Quartals vorliegen, sodass sogar damit gerechnet wird, dass der Impfstoff noch vor Ende des Jahres zugelassen werden könnte.
Im Vorfeld hatte sich Großbritannien selbst schon einmal 100 Millionen Dosen gesichert, was für die Aktie nach Bekanntwerden dieses Auftrages eine massive Rallye bedeutete von zeitweise bis zu 140 % Gewinn.
Doch die sind nun komplett wieder vernichtet. Denn die britische Regierung hat den Liefervertrag gekündigt.
Etwas schwammig wurde erklärt, dass Valneva seinen Verpflichtungen aus dem Liefervertrag nicht nachgekommen wäre. Das wird vom Unternehmen selbst heftig dementiert.
Die Kündigungs-Begründung scheint auch sehr seltsam, da es den Impfstoff ja bislang noch gar nicht gibt. Das stellt natürlich im Markt die große Frage, ob die Regierung mehr weiß als der Markt?
Aussitzen oder verkaufen?
So oder so: Der Sell-off ist da und ehe hier nicht mehr Klarheit herrscht, insbesondere mit neuen Studienergebnissen, dürfte die Aktie weiterhin einen schweren Stand haben.
Für Anleger, die jetzt noch drinsteckt, geht es entsprechend um die Entscheidung, hier die ganzen Turbulenzen weiter auszusitzen oder nicht. Denn wenn der Impfstoff tatsächlich zugelassen wird, könnte Valneva eine starke Nachfrage winken.
Allerdings fällt Großbritannien jetzt erst mal aus und die Anleger müssten sich gedulden, bis auch in der EU eine entsprechende Zulassung durch ist.
Insofern würde ich an dieser Stelle wohl dazu raten, die Position auf noch vorhandene Gewinne zu überprüfen, die man dann wohl eher realisieren sollte. Wer im Minus ist, sollte sich über seine Risikotragfähigkeit Gedanken machen.
Evotec vor Ausbruch?
Und noch etwas Positiveres: Beim deutschen Forschungsspezialisten Evotec sieht es charttechnisch sehr interessant aus. Denn die Aktie macht sich daran, ihr bisheriges Allzeithoch nach oben zu durchbrechen.
Konkrete Gründe gibt es dafür zwar nicht. Aber das Unternehmen hatte schon in den vergangenen Tagen erneut positive Meldungen über Forschungs-Allianzen absetzen können. Dabei stach der Dauer-Partner Bristol Myers Squibb besonders heraus.
Nun also die nächste technische Ausbruchschance. Der Analystenkonsens beim Kursziel liegt derzeit bei rund 48 Euro. Das wären vom jetzigen Niveau aus weitere 10 %. Dabei dürfte es auch keine Rolle spielen, dass die Aktie nach wie vor extrem hoch bewertet ist.
Bei Evotec gilt immer noch als Argument, dass man aus den Forschungskooperationen am Ende in der Regel Umsatzbeteiligungen bekommt, wenn die jeweiligen Präparate dann auch zugelassen werden.
Bislang konnte Evotec in diesem Jahr dabei sowohl umsatzseitig als auch beim Gewinn je Aktie überzeugen.
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