Es ist noch nicht lange her, dass die Bundesregierung Anteile an der Commerzbank verkaufte und überraschend UniCredit als Käufer auftrat. Mit dem Zukauf konnte der italienische Konkurrent seine Anteile bis auf rund neun Prozent erhöhen und schon kurz darauf geisterte die Idee einer vollständigen Übernahme erstmals durch die Märkte. Ruhe kehrt seither nicht ein. Im Gegenteil, die Ereignisse scheinen sich immer mehr zu überschlagen.
Vor dem Wochenende ließ das Finanzministerium noch wissen, dass für den Moment keine weiteren Verkäufe angestrebt werden. Zudem wurde betont, dass die Eigenständigkeit der Commerzbank beibehalten werden soll. Von dieser Idee scheint UniCredit aber nicht allzu begeistert zu sein. Denn am Montag wurde bekannt, dass die Anteile noch einmal gehörig aufgestockt wurden. Über Finanzinstrumente konnte die italienische Bank ihre Beteiligung bis auf 21 Prozent erhöhen und die Erlaubnis für einen weiteren Schritt bis auf 29,9 Prozent wurde Medienberichten zufolge bereits beantragt.
Die Politik kämpft um die Commerzbank
Das UniCredit eine Übernahme der Commerzbank grundsätzlich anstrebt, lässt sich damit kaum noch in irgendeiner Weise leugnen. Das schlägt in der Politik hohe Wellen. Warnende Worte gab es vom hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) zu hören, der eine mögliche Übernahme klar ablehnt. Seiner Ansicht nach müsse ein Ausverkauf von „Flaggschiffen“ unbedingt verhindert werden, um einen souveränen Finanzplatz Frankfurt aufrechterhalten zu können. Bei der Gelegenheit teilte der CDU-Politiker auch gleich gegen die Ampel-Regierung aus und warf dieser vor, mit ihren unkoordinierten Verkäufen der hiesigen Wirtschaft weiteren schaden zugefügt zu haben.
Tatsächlich bereitete die Regierung mit ihren Verkäufen an den Höchstbietenden UniCredit ein Stück weit den Boden dazu, ihre Übernahmefantasien voranzubringen. Tatenlos zusehen möchte man in Berlin aber offenbar nicht. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz meldete sich zu dem Thema bereits und ließ eine eher ablehnende Haltung in Bezug auf eine Übernahme erkennen.
Heftige Ausschläge bei der Commerzbank-Aktie
Commerzbank Aktie Chart
Die wechselhaften Entwicklungen sorgten am Montag für eine Achterbahnfahrt bei der Commerzbank-Aktie. Im frühen Handel ließ das Papier schwer Federn, während die Aktionäre noch die Absage weiterer Verkäufe durch den Bund verdauten. Die überraschende Erhöhung von Anteilen durch UniCredit ließ die Kurse dann wieder in die Höhe schnellen bis schließlich die Meldung aufkam, dass die Bundesregierung sich gegen eine Übernahme stemmen wolle. Dies wurde UniCredit dem Vernehmen nach auch bereits kommuniziert.
Letztlich fiel die Commerzbank-Aktie gestern um etwa fünf Prozent zurück und am Dienstagmorgen folgten darauf zunächst nur leichte Zugewinne. Die Anteilseigner scheinen nur auf das nächste Kapitel im Börsenkrimi zu warten. Trotz der klaren Positionierung einiger wichtiger politischer Akteure bleibt weitgehend offen, wie es von hier an weitergehen mag.
UniCredit macht ernst
Schon jetzt kann die Commerzbank sich Gesprächen mit UniCredit nicht einfach verweigern. Zu groß sind die Anteile, welche die italienische Bank sich bereits zusammengeklaubt hat. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass die recht deutlichen Worte der Politik die Übernahmeambitionen merklich beeinflussen werden. Zwar wurde eine feindliche Übernahme zuletzt noch ausgeschlossen, worauf aber wahrscheinlich auch nicht allzu viel Verlass ist.
Anfreunden müssen sich Commerzbank und Anleger darauf, dass UniCredit eine Übernahme ernsthaft anpeilt, wenn auch nicht unbedingt von heute auf morgen. Um sich dagegen nachhaltig zu wehren, braucht es vor allem mehr Unterstützung von anderen Investoren. Nur damit könnte der Vorstoß der Italiener nachhaltig zurückgedrängt werden. Da die Bundesregierung weder Zeit noch Lust auf Zukäufe haben dürfte und es ihr dafür auch an politischen Beweggründen fehlt, kommt es voll und ganz auf private Investoren an.
Jenen muss die Commerzbank attraktive Aussichten bieten, um Verkäufe im großen Stil zu verhindern und möglicherweise die Anteile anderer Akteure wieder etwas in die Höhe zu bewegen. Leicht wird es den Verantwortlichen allerdings nicht gemacht, gehen die Prognosen aufgrund der zu erwartenden niedrigeren Zinserträge momentan doch eher in Richtung Süden.
Commerzbank: Es ist noch lange nicht vorbei
Es ist müßig, über die Zukunft der Commerzbank zu spekulieren und schon die nächste überraschende Meldung könnte aktuelle Überlegungen schnell wieder ad absurdum führen. Feststellen lässt sich daher lediglich, dass eine Übernahme durch UniCredit klar angestrebt wird und dadurch in den kommenden Wochen und Monaten für Aufregung gesorgt sein dürfte. Der Verlauf des Aktienkurses verkommt schon fast zu einem Glücksspiel, da Faktoren wie Fundamentalindikatoren und die Charttechnik erst einmal in den Hintergrund treten dürften.
Ob es sich für Anleger lohnt, sich auf das damit einhergehende Wagnis einzulassen, kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Eine Übernahme bietet grundsätzlich die Aussicht aus massive Kurssprünge, da UniCredit dafür sehr wahrscheinlich einen hübschen Aufpreis zahlen müsse. Sollte sich das Ganze aber noch verhindern lassen, wäre Katerstimmung an den Märkten mehr oder minder programmiert. Da hilft es auch wenig, dass die Commerzbank-Aktie unabhängig der nun umherschwirrenden Gerüchte eher bescheiden bewertet wird. Die Unsicherheit hat sich nach den Ereignissen der letzten Tage bis an den Rande der Erträglichkeit gesteigert.
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