Liebe Leserin, lieber Leser,
ein hierzulande eher unbekanntes US-Unternehmen hat in der zurückliegenden Woche an der Börse für Aufsehen gesorgt. Die Rede ist von Carvana, eine E-Commerce-Plattform für Gebrauchtwagen. Im August 2022 noch bei 58 US-Dollar gehandelt, war die Aktie des hoch verschuldeten Unternehmens zwischenzeitlich böse abgestürzt, hatte im Dezember bei 3,55 Dollar letztlich einen Boden gefunden. Bis zum Mittwoch hatte sich die Caravana-Aktie, die im Herbst 2021 einst bei mehr als 350 Dollar gehandelt worden war, wieder auf 15,52 Dollar verbessert – doch dann kam der Donnerstag.
Prognose: Carvana erwartet überraschend hohen Gewinn
Innerhalb weniger Stunden schossen die Papiere plötzlich bis auf 26,09 Dollar nach oben, dies war ein Plus von zwischenzeitlich fast 70 Prozent. Die Gegenreaktion allerdings kam prompt, mittlerweile notiert die Aktie von Carvana in New York bei nur noch knapp über 19 US-Dollar. Diese bizarren Kursausschläge hatten freilich ihren Grund.
Denn am Donnerstag hatte Carvana in einem Geschäftsupdate bekanntgegeben, dass man für das zweite Quartal 2024 aufgrund gesenkter Kosten ein bereinigtes, positives operatives Ergebnis von mehr als 50 Millionen US-Dollar erwarte. Das grenzt an ein Wunder: Analysten seien im Schnitt von einem Verlust von 6 Millionen Dollar ausgegangen, sagte ein Händler laut der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. Die Märkte reagierten entsprechend, und hoben die Aktie auf den höchsten Stand seit Monaten.
Leerverkäufer gerieten in Bedrängnis
„Unser aktualisierter Ausblick für das zweite Quartal 2024 zeigt, dass sich unsere Fortschritte noch schneller als erwartet positiv auf das Geschäft auswirken“, wurde Ernie Garcia, Gründer und CEO von Carvana, vom Branchendienst IT Times zitiert. Der anhaltende Fokus des Teams auf die Steigerung der Rentabilität habe „zu erheblichen Einsparungen und Effizienzsteigerungen geführt“. Diese Arbeit werde fortgesetzt, während Carvana seinen Plan zur Konsolidierung weiter umsetzen wolle. Die Konsequenz laut des Berichts:
- „Der Kursanstieg führte am Donnerstag zu einem Short Squeeze, d. h. zu einer Situation, in der viele Anleger darauf wetten, dass eine Aktie fallen wird, der Kurs aber stattdessen in die Höhe schießt“
- Leerverkäufer müssten also ihre Positionen schließen und Aktien zu zum Teil deutlich höheren Kursen zurückkaufen, während Anleger weiterhin vorsichtig agieren sollten
Quartalszahlen von Carvana noch ein Schock
In der Tat hatte Carvana erst Anfang Mai einen Umsatzeinbruch aus dem 1. Quartal 2024 vermeldet. Die Erlöse von 2,61 Milliarden US-Dollar lagen rund ein Viertel unter den 3,50 Milliarden Dollar aus dem Vorjahresquartal (-25,48 Prozent). Lag das Bruttoergebnis der E-Commerce-Plattform für Gebrauchtfahrzeuge in diesem Zeitraum zwar im Plus bei 341 Millionen US-Dollar (Vorjahr: 298 Millionen US-Dollar), war das Nettoergebnis tiefrot: Carvana wies laut Medienberichten im Berichtszeitraum ein Minus von 286 Millionen Dollar aus. Doch es gab schon damals einen Lichtblick: Im Vorjahresquartal war noch ein Nettoverlust von 506 Millionen Dollar aufgelaufen.
„Das erste Quartal war ein großer Schritt in die richtige Richtung, und es werden noch weitere Schritte folgen“, wurde Carvana-CEO Garcia vor gut einem Monat zitiert. „Angesichts unseres starken Starts in das Jahr erwarten wir, im zweiten Quartal 2024 ein positives bereinigtes EBITDA zu erzielen“, versprach er bereits damals. Was die Analysten offenbar zweifeln ließ: Eine schwächelnde Nachfrage der Gebrauchtwagenindustrie, steigende Zinsen und höhere Abschreibungsraten für Gebrauchtfahrzeuge erschwerten vermeintlich noch das Geschäft.
Carvana baut Lagerbestände massiv ab
Carvana setzte andererseits das starke Tempo beim Lagerabbau, begonnen im vierten Quartal 2022, fort und verzeichnete nach eigenen Angaben einen sequenziellen Rückgang um 21 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresquartal lag dieser sogar bei 55 Prozent. „Schnellere Bearbeitungszeiten verbessern die Einzelhandels-GPU, indem sie die Belastung reduzieren“, teilte man mit. Ein kleinerer Lagerbestand verringere allerdings die Kundenauswahl, die Konversionsraten und den Umsatz, gab man zu bedenken. Zudem schraubte das US-Unternehmen die Werbeausgaben drastisch zurück.
Umso größer also die Überraschung jetzt. Die Analysten hat die Entwicklung jedenfalls mehrheitlich auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Lediglich Alexander Potter von Piper Sandler, der als einer der wenigen nach dem Quartalsbericht eine Kaufempfehlung für Carvana aussprach, kam mit seinem Kursziel von 21 US-Dollar der Wahrheit nahe. Die große Mehrheit der 27 Analysten, die das Unternehmen laut marketscreener.com derzeit beobachten, lag hingegen gänzlich daneben.
Kursziele für Carvana bis 1,00 Dollar
- Das durchschnittliche Kursziel liegt aktuell bei lediglich 12,72 Dollar, fast 50 Prozent unter dem derzeitigen Kursstand
- Der pessimistischste unter den Analysten sagte einen Kurssturz der Carvana-Aktie auf 1,00 Dollar voraus
- Dafür müssten die Anteilscheine des Unternehmens mittelfristig um wieder 95 Prozent einbrechen
Wer im Mai auf die Experten hörte, war also zweifelsohne schlecht beraten. Adam Jonas, Analyst von Morgan Stanley, ficht das nicht an. Er stufte die Aktie von Carvana am Freitag unbeirrt und unverändert mit dem Votum „equal weight“ ein. Das Kursziel laute nach wie vor 12,00 US-Dollar. Ob er sich ein zweites Mal täuscht, wird die Zukunft verraten. Im frühen Handel am Montag in Frankfurt jedenfalls ging es mit der Carvana-Aktie nach der starken Korrektur vom Freitag bereits wieder nach oben.
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