Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Carnival, im Herbst 2022 auf ein historisches Tief bei wenig mehr als 6 US-Dollar zurückgefallen, erlebt aktuell ein wundersames Comeback. Die Papiere des größten Kreuzfahrt-Unternehmens der Welt, das durch die Corona-Pandemie in sprichwörtliche Schieflage geraten war, verbesserten sich allein in der vergangenen Woche um rund ein Viertel, notieren aktuell bei 15,70 US-Dollar. Die Analysten hat das offenbar völlig überrascht.
Kursziele für Carnival bis auf 20 US-Dollar angehoben
Denn noch bevor das britisch-amerikanische Unternehmen (u.a. AIDA Cruises, Carnival Cruise Line, P&O Cruises) am 26. Juni seine Zahlen aus dem 2. Quartal 2024 vorlegen wird, heben eine ganze Reihe von Experten hektisch ihre Kursziele an. So hatte etwa die US-Bank JPMorgan die Aktie von Carnival auf „Overweight“ hochgestuft und das Kursziel von 11 auf 16 Dollar angehoben. „Auch für die Papiere der Wettbewerber Norwegian Cruise Line und Royal Caribbean erhöht das Kreditinstitut seine Kursziele“, meldet das Anlegermagazin Der Aktionär. Die „drei großen“ Kreuzfahrtgesellschaften würden eine anhaltende Nachfragedynamik verzeichnen, merkte JPMorgan demnach an.
Mit ihrer Hochstufung war die US-Bank sogar noch ausgesprochen konservativ. Im Zuge der Normalisierung in der Tourismusbranche nach Corona griff die Bank of America (BofA) für die Carnival-Aktie noch höher ins Kursregal:
- Die Bank stufte die Papiere von „Neutral“ auf „Buy“ hoch
- Das Kursziel verdoppelte sie annähernd von 11 auf 20 US-Dollar
Auf dem Konzern lasten noch Milliardenschulden
Dies zeigt vor allem, wie sehr die Analysten zuvor bei Carnival daneben lagen. In Ermangelung einer Glaskugel hatten sie das Comeback des Unternehmens schlichtweg nicht vorhergesehen. Sicherlich: „Zum einen musste der Kreuzfahrtkonzern in den letzten Jahren Milliardenkredite aufnehmen, um sich zu Corona-Zeiten über Wasser zu halten“, merkt man auf sharedeals an. Die Zinsen auf diese Kredite drückten auf das Ergebnis des Tourismus-Riesen. „Zum anderen haben Kreuzfahrten in Zeiten des sich beschleunigenden Klimawandels ein Image-Problem.“
Die Kursgewinne aber sind Realität. Allein seit Jahresanfang hat die Carnival-Aktie um mehr als 80 Prozent zugelegt. Seit ihrem Tiefststand im Oktober haben sich die Anteilscheine um das zweieinhalbfache im Wert gesteigert. Langfristig freilich sieht es anders aus: 2017 waren die Papiere einst bei mehr als 70 US-Dollar gehandelt worden, der Abschlag seitdem beträgt somit noch immer bei gut 80 Prozent.
Analysten blieben nach Quartalszahlen skeptisch
Die Analysten blickten daher auch nach den Zahlen aus dem 1. Quartal noch mit Skepsis auf den Konzern. Dabei hatte Carnival seine Umsätze laut Der Aktionär zwischen Januar und März um 173 Prozent auf 4,43 Milliarden Dollar gesteigert und damit auch die Erwartungen der Analyten geschlagen. Die Verluste hatte das Unternehmen auf 55 Cents je Aktie eingegrenzt, Analysten waren im Vorfeld demnach von einem Minus von 60 Cent ausgegangen.
Dennoch hatte JPMorgan seine Einstufung Ende April zunächst auf „neutral“ reduziert – und musste sich jetzt korrigieren. Eine andere US-Bank sah das rund einen Monat später bereits anders: James Hardiman, Analyst der Citigroup, stufte die Aktie von Carnival von „neutral“ auf „buy“ herauf und erhöhte das Kursziel von 10 auf 14 US-Dollar. Doch selbst dieses wurde mittlerweile übertroffen. Vom großen Rest der vermeintlichen Experten ganz zu schweigen.
Mittleres Carnival-Kursziel schon übertroffen
Denn laut marketscreener.com liegt das durchschnittliche Kursziel für Carnival aus 21 Analysen aktuell bei lediglich 13,06 US-Dollar – rund 16 Prozent unter dem aktuellen Stand. Dabei sind die jüngsten Hochstufungen durch JPMorgan und BofA sogar bereits berücksichtigt. Dass die Analysten mit ihren Kurszielen massiv zurückhängen, zeigen die Handlungsempfehlungen.
- Obwohl sie insgesamt ja einen Kursrückgang erwarten, raten 12 Experten zum Kauf
- Sechs Analysten vergeben für die Carniva-Aktie derzeit eine „Halten“-Empfehlung
- Nur drei unter den Beobachtern haben die Papiere des Kreuzfahrtriesen auf der Verkaufsliste
Costa mit Premiere, AIDA Partner der Kieler Woche
Der Konzern selbst sorgte zuletzt hingegen für positive Schlagzeilen aus dem operativen Geschäft. Die erste Saison von Costa Kreuzfahrten in Taranto habe begonnen, eine brandneue Tour im Programm des italienischen Tochter-Unternehmens von Carnival, hieß es. Der erste Anlauf fand demnach am 3. Juni statt, als die Costa Pacifica zum ersten Mal mit mehr als 5.000 Gästen an Bord in Taranto ankam.
Die wichtigste europäische Tochter AIDA ist hingegen exklusiver Event-Partner 2024 zur Kieler Woche, größtes Segelsport- und Sommerfestival der Welt. Die Veranstaltung zieht jährlich über drei Millionen Besucher an. Auch 2024 sei AIDA Cruises exklusiver Event-Partner und präsentiere vom 17. bis 25. Juni 2024 eine große AIDA Urlaubswelt an Land sowie drei Schiffe zu Wasser, so eine Unternehmensmitteilung.
„Die Kooperation zwischen AIDA Cruises und der Kieler Woche ist eine perfekte Kombination aus maritimer Tradition und modernem Urlaubserlebnis“, ließ man wissen. AIDA werde mit einem umfangreichen Programm vor Ort vertreten sein und den Besuchern die Möglichkeit geben, die Schiffe und das Reiserlebnis „hautnah zu erleben“. Vielleicht schauen ja auch ein paar Analysten vorbei.
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