Immer mehr Regierungen überall auf der Welt haben in den letzten Jahren Cannabis legalisiert – in der Regel für medizinische Zwecke, hier und da aber auch als Genussmittel.
In den USA etwa ist Marihuana in einigen Bundestaaten legal. Selbst in konservativeren Gegenden stimmen Bürger bereits der medizinischen Nutzung zu. Beobachter rechnen damit, dass die neue Regierung unter Joe Biden das Thema auch auf Bundesebene voranbringen könnte.
Viele Demokraten befürworten schließlich eine Entkriminalisierung des Rausch- und Schmerzmittels. Mit einer Mehrheit sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat könnten die Demokraten nun den Paradigmenwechsel landesweit einleiten.
Die Legalisierungsbemühungen der letzten Jahre haben eine völlig neue Branche begründet, deren Wachstumspotenzial gigantisch ist. Laut einer aktuellen Studie („Cannabis Market to 2027 – Global Analysis and Forecast“) wird der legale Markt bis zum Jahr 2027 ein Volumen von 147,5 Milliarden US-Dollar erreichen. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate würde sich demnach auf 29,1 Prozent belaufen.
Entsprechend groß war und ist die Hoffnung auf Cannabis-Aktien an der Börse. 2018 kam es zu einem beachtlichen Hype, in dessen Folge etliche Cannabis-Papiere Kursexplosionen verzeichneten. 2019 dann folgte der Einbruch. Denn: Die Cannabis-Firmen überfluteten förmlich den Markt mit ihren Produkten, während die Nachfrage nicht mithalten konnte.
Die Fantasie der Anleger war schlicht und ergreifend zu groß, schließlich steckt die Legalisierung nach wie vor in den Kinderschuhen. Im Zuge der nun angelaufenen Konsolidierung werden viele Cannabis-Firmen wohl oder übel vom Markt verschwinden.
Interessierte Anleger müssen deshalb jene Unternehmen ausfindig machen, die bei der Konsolidierung den aktiven Part übernehmen, andere Firmen schlucken oder gar mit namhaften Großkonzernen kooperieren. Im Folgenden wollen wir Ihnen 3 dieser Aktien vorstellen.
Canopy Growth
Canopy Growth wurde 2014 in Kanada gegründet und gilt somit als Vorreiter der Branche. Das Unternehmen produziert Cannabisextrakte für medizinische Zwecke, aber auch für Getränke. Zudem baut Canopy industriellen Hanf für die Textilproduktion und für Hautpflegeprodukte an.
In Sachen Umsatz befindet sich das Unternehmen seit Jahren auf dem Wachstumspfad. Im Geschäftsjahr 2019/20 erzielte Canopy Erlöse in Höhe von rund 400 Millionen CAD (kanadischer Dollar). Zum Vergleich: 2017/18 waren es nur 78 Millionen. Bislang hat das Unternehmen allerdings unterm Strich noch kein Geld verdient. Noch immer verharrt Canopy tief in den roten Zahlen. Angesichts der enormen Wachstumsinvestitionen ist das freilich nicht ungewöhnlich.
Hoffnung setzt Canopy derweil auf den florierenden Markt rund um Hanfgetränke. Dabei werden Getränke mit Cannabidiol (CBD) angereichert, das im Unterschied zu THC keine bzw. kaum eine berauschende Wirkung hat. Ein großer Partner von Canopy ist der US-Getränkegigant Constellation Brands, der im vergangenen Jahr seine Beteiligung an der Cannabis-Firma erhöht hatte.
Canopy kann das Vertriebsnetz von Constellation Brands nutzen, um den Marktanteil seiner Hanfgetränke in den USA massiv auszubauen. Hinzu kommen weitere Vertriebspartnerschaften mit großen US-Unternehmen wie Manhattan Beer und Reyes Beer Division. Letzteres ist das größte Vertriebsunternehmen für Bierprodukte in den USA. Das Vertrauen der großen US-Konzerne ist für Canopy ein Ritterschlag, der sich langfristig auszahlen dürfte.
Aurora Cannabis
Ebenfalls aus Kanada stammt das Unternehmen Aurora Cannabis. Ähnlich wie Canopy konzentriert sich Aurora auf medizinisches Marihuana. Darüber hinaus stellt die Firma Öle, Pulver, Gele und cannabishaltige Zusatzstoffe für Getränke und Speisen her. Inzwischen agiert Aurora in 24 Ländern auf 5 verschiedenen Kontinenten.
2020 erzielte Aurora einen Umsatz von knapp 280 Millionen CAD, rund 30 Millionen mehr als 2019 und 220 Millionen mehr als 2018. Auf der Ergebnisseite sieht es auch bei dieser kanadischen Firma noch nicht rosig aus. 2020 brachte Aurora massive Verluste ein, bedingt auch durch die Corona-Krise.
Wachstumschancen erhofft sich die Firma unterdessen durch etliche Kooperationen. Auch in Deutschland. 2019 hatte Aurora im Vergabeverfahren für den Anbau von medizinischem Marihuana in Deutschland durch die Behörden einen Zuschlag bekommen. In Sachsen-Anhalt will das Unternehmen künftig pro Jahr eine Tonne Cannabis für den deutschen Markt produzieren.
Zudem hatte man sich in den letzten Jahren diverse Konkurrenten wie CanniMed Therapeutics und MedReleaf einverleibt. Für Aurora bedeutete das zwar massive Kosten. Dennoch betont das Unternehmen die langfristige Chance, die Expansion weiterzutreiben und neue innovative Produkte zu entwickeln.
Mitte 2020 gab Aurora übrigens eine Partnerschaft mit dem US-Getränkehersteller Reliva (CBD-Produkte) bekannt. Angesichts der sich anbahnenden, weiteren Marktöffnung unter Joe Biden dürfte für Aurora hier zusätzliches Potenzial im US-Markt möglich sein.
The Cronos Group
Eine weitere kanadische Firma mit Wachstumspotenzial ist die Cronos Group. Auch jenes Unternehmen fokussiert sich in erster Linie auf die medizinische Anwendung der Cannabispflanze. In Deutschland etwa beliefert Cronos mehr als 10.000 Apotheken mit medizinischem Marihuana.
Zusätzlich vertreibt Cronos auch Marken, die auf den Freizeitkonsum abzielen. Dieser dürfte in den kommenden Jahren in vielen Ländern immer häufiger gesellschaftlich akzeptiert werden. In Deutschland etwa fordern einige Parteien, darunter die Grünen und die SPD, eine Freigabe zu Genusszwecken zumindest in begrenzten Mengen.
Im Vergleich zu Canopy und Aurora ist Cronos noch ein relativ kleiner Player. 2020 verdoppelte das Unternehmen seinen Umsatz auf rund 62 Millionen CAD. Wie die Konkurrenz schreibt Cronos nach wie vor rote Zahlen.
Dennoch: Das Unternehmen verfügt über beachtliche liquide Mittel. Grund ist vor allem ein starker Vertrauensbeweis aus den USA. 2018 hatte der Tabakriese Altria, bekannt durch die Tochterfirma Philip Morris und die Marke „Marlboro“, Cronos-Aktien im Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden US-Dollar gekauft. Altria hatte sich damit als erster großer Tabakkonzern in das Cannabis-Geschäft gewagt – und hierfür Cronos ausgesucht.
Ende 2019 dann übernahm Cronos den Konkurrenten Redwood Holding. Daraufhin folgten Kooperationen zum Beispiel mit dem kolumbianischen Unternehmen NatuEra, das beim Marihuana-Anbau aushelfen soll. Wie Canopy und Aurora zieht Cronos immer mehr kleinere Firmen auf sich und treibt die Konsolidierung damit aktiv voran. Im Falle von Cronos gar mit Unterstützung eines Multimilliarden-Tabakkonzerns. Gute Chancen also für eine Fortsetzung der Wachstumsstory.
Anmerkung
Ein Investment in Cannabis-Aktien ist immer mit einem vergleichsweise hohen Risiko verbunden. Da die besprochenen Firmen allesamt derzeit unprofitabel sind, müssen solche Investments immer als langfristiges Engagement gesehen werden.
Hinzu kommt die politische Abhängigkeit, die das Risiko dieser Aktien weiter erhöht. Obwohl Beobachter davon ausgehen, dass die Cannabis-Legalisierung rund um den Globus weiter an Fahrt gewinnen wird, ist ein Zurückdrehen der Uhr aus politischen Gründen nicht auszuschließen.