BYD- und NIO-Aktie: Schnäppchen? Von wegen!

Die Aktien von BYD und NIO haben sich aktuell etwas erholt. Doch die chinesischen Fahrzeughersteller haben ein Europa-Problem und reagieren jetzt. Allerdings halbherzig.

Auf einen Blick:
  • Die Aktien von BYD und Nio waren an den Börsen zuletzt wahrlich nicht vom Erfolg verwöhnt
  • In Deutschland kommen die chinesischen Fahrzeughersteller zudem bislang kaum vor
  • BYD kam 2023 auf 0,14 Prozent aller Zulassungen, NIO auf verschwindende 0,04 Prozent
  • Nun reagieren beide mit Preisnachlässen, günstig sind die Elektroautos aber dennoch keineswegs

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Start ins neue Börsenjahr war für die chinesischen Fahrzeughersteller BYD und NIO ziemlich ernüchternd. Während die Aktie von Platzhirsch BYD gleich an den ersten beiden Handelstagen von zuvor 28,30 bis auf 25,96 US-Dollar abrutschte, sich hernach aber wieder fing, verlor Newcomer NIO fast täglich mehr an Wert. Ausgehend von 9,43 Dollar am 28. Dezember ging es hinab bis auf 7,41 Dollar am Mittwoch. Insofern war der Donnerstag ein besserer Tag für beide: Die Nio-Aktie legte erstmals wieder zu, BYD erreichte mit 28,04 Dollar zwischenzeitlich sogar fast Dezember-Niveau. Auch darüber hinaus sorgten beide Firmen hierzulande nun für Schlagzeilen – sie wurden quasi dazu gezwungen.

BYD gibt bis zu 7.015 Euro Rabatt

Zunächst zu BYD, mittlerweile größer Fahrzeugproduzent Chinas, dessen Europa-Strategie bislang allerdings überhaupt nicht aufging. Nur wenige Käufer ließen sich von den diversen Elektromodellen überzeugen. Durch die in Deutschland im Dezember kurzfristig gestrichene Kaufprämie für E-Autos in Höhe von 4.500 Euro hat sich die Situation zusätzlich verschärft. Und BYD hat nun reagiert.

  • Denn laut Medienberichten hat der Hersteller seine Listenpreise in Deutschland 2024 massiv gesenkt, zuweilen um mehr als 7.000 Euro
  • Die Preissenkung ergibt sich laut Golem aus dem Vergleich der Bafa-Liste vom vergangenen Dezember und den aktuell aufgerufenen Preisen

Den höchsten Nachlass gewährt BYD dem Bericht zufolge bei den vollelektrischen Modellen Atto 3 Comfort und Atto 3 Design mit jeweils 14,9 Prozent. Das entspreche einem Rabatt von 6.635 Euro beziehungsweise 7.015 Euro. Ein Schnäppchen sind die Elektroautos damit aber beileibe nicht. So kostet der Atto 3 Comfort noch immer satte 37.990 Euro, während der Atto 3 Design nur knapp unter der Marke von 40.000 Euro bleibt. Das ist ziemlich dreist, wenn man dies mit den Preisen vergleich, die BYD im Heimatland aufruft.

BYD Atto 3 noch immer doppelt so teuer

Denn nach Informationen von EFahrer.com kostete der BYD Yuan Plus, der hierzulande eben als BYD Atto 3 vermarktet wird, in China im April vergangenen Jahres umgerechnet gerade einmal rund 19.000 Euro – noch vor den Rabatten zum Jahresende. In Deutschland ist der Atto 3 damit auch nach der Preissenkung rund doppelt so teuer. Kein Wunder, dass das Fachmagazin seine Geschichte mit „China-Wucher mit E-Autos“ überschrieben hatte.

Übertroffen wurde BYD damals nur vom Ora Funky Cat. Statt umgerechnet 15.000 Euro wie Zuhause verlangt Great Wall Motors hierzulande knapp 39.000 Euro für den vom Design her ungeniert aus Mini und VW Beetle zusammengekloppten Kleinwagen. Das ist ein unglaublicher Europa-Aufschlag von rund 160 Prozent.

NIO will ins Taxi-Geschäft einsteigen

Etwas moderater sind die Preisaufschläge, die NIO seinen deutschen Kunden zumutet. Der NIO ES7, der hierzulande EL7 heißt, wechselt laut EFahrer.com in China für rund 63.000 Euro den Besitzer. In Deutschland kostet er mindestens 86.000 Euro und damit gut ein Drittel mehr. Transportkosten, Zollgebühren und Steuern erklären die satten Aufschläge zweifellos genauso wenig wie die notwendigen Anpassungen an europäische Sicherheitsstandards. Letztlich orientieren sich die Herstelle offenbar an den überzogenen Preisen für Elektroautos hierzulande – von VW über Peugeot bis Mercedes und BMW.

So gilt es also für die chinesischen Herausforderer, neue Käuferschichten zu erschließen. BYD etwa hat mit Sixt bereits 2022 ein Abkommen geschlossen, bis 2028 will der Autovermieter rund 100.000 Elektroautos von BYD abnehmen. Nun zieht NIO an anderer Front nach – und plant den Einstieg ins Taxigeschäft mit seiner Flaggschiff-Limousine NIO ET7, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab.

Rabatte bis 30 Prozent für NIO ET7

Im Dezember bereits wurde demnach im Rahmen einer Branchenveranstaltung in Hamburg der erste Taxi-Umbau des NIO-Modells öffentlich präsentiert. Aktuell seien in Hamburg rund 3.000 Taxen unterwegs, knapp 600 davon als Elektrofahrzeuge, heißt es. Das wird sich ändern:

  • Die Hansestadt plane ab 2025 nur noch lokal emissionsfreie Fahrzeuge als Taxi zuzulassen, worin man offenbar eine Chance erkennt
  • Neben Hamburg seien NIO ET7 Taxis schon in Berlin, Frankfurt sowie München verfügbar

„Verfügbar“ ist eine schöne Formulierung für bislang nicht erfolgte Abschlüsse. Doch NIO will die Taxi-Unternehmen nun locken – ebenfalls über den Preis. Im Rahmen einer befristeten Aktion bietet NIO demnach Sonderkonditionen für Gewerbekunden als Hauptzielgruppe des NIO ET7 an. „Beim Erwerb eines NIO ET7 mit Long Range Batterie und Vollausstattung, zzgl. Batteriemiete, können Taxiunternehmen von einem Rabatt in Höhe von 30 Prozent profitieren“, betont Ole Gravenhorst, der bei NIO Deutschland das Taxiprojekt des Herstellers betreut.

BYD und NIO mit mickrigen Zulassungszahlen

Es scheint, als ob die chinesischen Hersteller langsam merken, dass sie mit ihren bisherigen Mondpreisen am europäischen Markt wohl doch keine Schnitte machen. BYD hat laut Kraftfahrtbundesamt im gesamten Jahr 2024 in Deutschland gerade einmal 4139 Autos abgesetzt, das sind 0,14 Prozent aller Zulassungen. Für NIO sieht es noch übler aus: 1263 Einheiten unter den insgesamt 2,84 Millionen neu zugelassenen Fahrzeugen bedeutet einen Anteil von 0,04 Prozent. Von wegen E-Auto-Schwemme aus China.

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