Liebe Leserin, lieber Leser,
der Mittwoch war kein guter Tag für die chinesischen Autobauer BYD und NIO. Von 29,01 US-Dollar noch am Dienstag fiel die Aktie von BYD zwischenzeitlich fast sieben Prozent auf 27,20 Dollar, bevor sie sich dann wieder deutlich erholte und bei 28,43 Dollar aus dem Handel ging. Die Nio-Aktie gab derweil von zuvor 5,53 auf 5,22 Dollar ab. Dass sich beide Papiere damit seit Monatsbeginn noch immer ordentlich steigerten, hat mit den hervorragenden, weltweiten Auslieferungszahlen aus dem April zu tun. Das gilt allerdings nicht für Europa, schon gar nicht für Deutschland. Hier bleiben die Absätze für beide Hersteller schlicht desaströs.
BYD und NIO global betrachtet erfolgreich
Global betrachtet hingegen war der April ein großer Erfolg, wohl vor allem aufgrund des wieder anziehenden Interesses an Elektroautos im Heimatmarkt China. BYD hatte im vergangenen Monat 313.245 Fahrzeuge ausgeliefert, im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 210.295 verkauften Einheiten entsprach dies einem Anstieg um annähernd 50 Prozent. Noch deutlicher fiel der Sprung beim Start-up NIO aus, wenngleich auf weit niedrigerem Niveau.
- NIO lieferte nach eigenen Angaben im April 2025 insgesamt 15.620 Elektroautos aus
- Gegenüber dem Vorjahresmonat schnellte der Absatz damit um 135 Prozent nach oben
Zulassungszahlen in Deutschland eingebrochen
Schaut man hingegen nach Europa, wird’s düster, bei beiden Herstellern. Im vergangenen Jahr setzte BYD laut Dataforce-Angaben lediglich 15.600 Autos auf dem Kontinent ab, darunter gut 4.000 in Deutschland. Im ersten Quartal 2025 waren es demnach 7.700 Einheiten, mit Großbritannien (1.278) und Frankreich (996) als stärksten Absatzmärkten.
Richtig bitter aber wurde es in Deutschland: 139 Zulassungen verzeichnete BYD laut Kraftfahrbundesamt nur noch im Januar, im Februar waren es gerade einmal 94, im März kamen 160 Autos mit BYD-Emblem dazu. Das waren zusammengenommen kümmerliche 393 Auslieferungen. Auch der April blieb mit 183 abgesetzten Autos in Deutschland weit unter den Durchschnittszahlen aus 2023 zurück. Und gemessen am immensen Aufwand, zuletzt auch teuren Werbekampagnen, war das bereits ein mehr als mageres Ergebnis.
BYD holt die Nummer zwei nach Europa
Das blieb auch in China nicht unbemerkt – und nun hat man nach Informationen des Handelsblatts beim Konzern reagiert. BYD baue sein Europageschäft um, wie elektrive.net meldet. BYD-Topmanagerin Stella Li, die bereits das Amerikageschäft leitet, soll demnach neue Verantwortliche für den europäischen Markt werden. Grund für den Schritt seien die mauen Zulassungszahlen in Europa – „vor allem in Deutschland“, heißt es.
Li gelte inoffiziell als Nummer zwei bei BYD, direkt hinter Präsident und Gründer Wang Chuanfu, heißt es in dem Bericht. „Sie war es demnach 2022 auch, die durch ein Interview mit Bloomberg ankündigte, dass BYD mindestens ein Pkw-Werk auf dem europäischen Kontinent plane.“ Das Werk entsteht nun tatsächlich. In Ungarn sollen ab 2026 die ersten Modelle vom Band rollen, womit BYD auch drohenden Strafzöllen durch die Europäische Union entgehen würde.
NIO mit hohen Investitionskosten
Für NIO ist angesichts der geringen Stückzahlen ein eigenes Werk außerhalb Chinas noch reine Utopie. Und in Deutschland spielt der Premium-Hersteller so gut wie keine Rolle: Im vergangenen Jahr lieferte man insgesamt 1263 Neufahrzeuge, etwa 105 im Monatsdurchschnitt also. Im Januar und Februar allerdings standen laut Kraftfahrtbundesamt nur noch jeweils 27 ausgelieferte E-Autos in der Liste. Siebenundzwanzig! Im März kamen 48 NIO-Neuzulassungen dazu, im April waren es 53. Das ist merh als bedenklich, zumal die Investitionen für NIO noch weitaus höhere sind – insbesondere aufgrund des bislang einzigartigen Batteriewechselsystems.
Nach der Eröffnung von drei Anlagen im März 2025 stehen NIO-Kunden bundesweit inzwischen 14 so genannte Power Swap Stations zur Verfügung. Weitere sollen dazukommen. Seit April werden diese gar mit erweiterten Öffnungs- und Servicezeiten betrieben. Ob sich das jemals rechnet, wenn Reichweiten von E-Autos immer höher und Ladezeiten am Schnelllader beständig kürzer werden? Dass in Deutschland, dem vermeintlich wichtigsten Markt in Europa, irgendetwas schief läuft, hatte man bei NIO ebenfalls erkannt – und bereits im Herbst 2023 reagiert.
- Seit dem 1. November verantwortet Marius Hayler als General Manager NIO Deutschland das operative und strategische Geschäft hierzulande
- Er übernahm damit die Rolle von Ralph Kranz, der das Unternehmen Ende Oktober verlassen hatte, „aus persönlichen Gründen und auf eigenen Wunsch“, wie es hieß
NIO-Aktie verliert zwei Drittel an Wert
Ein Erfolg war dem neuen Deutschlandchef allerdings bislang nicht beschieden. Und auch an der Börse hat NIO, trotz der jüngsten Erholung, keine gute Figur gemacht. Aktuell zwar noch mit rund zehn Prozent im Monatsplus, hat die Aktie im vergangenen Halbjahr noch immer rund 30 Prozent abgegeben. Seit ihrem Zwischenhoch bei gut 16 US-Dollar im August 2023 beträgt der Abschlag sogar mehr als zwei Drittel.
Deutlich besser steht BYD da: Trotz Preiskampf im Elektroauto-Segment in China und daraus resultierenden, hohe Preisnachlässen verdient der Fahrzeug- und Batteriehersteller im Gegensatz zum kleinen Wettbewerber weiter gutes Geld. Und auch die BYD-Aktie bewegt sich auf ganz anderem Niveau. Zwar hat auch sie innerhalb des vergangenen Jahres verloren, bis dato allerdings lediglich rund sechs Prozent.
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