Liebe Leserin, lieber Leser,
den Jahresstart hatten die beiden chinesischen Fahrzeughersteller BYD und NIO an der Börse gleichermaßen verpatzt. Während die Aktie von BYD von rund 28 US-Dollar am letzten Handelstag im Dezember in New York auf zwischenzeitlich 21,80 Dollar zurückgefallen waren, ein Minus von 22 Prozent, waren die Papiere von NIO sogar regelrecht eingebrochen. Von 9 US-Dollar ging es abwärts bis auf 5,30 Dollar am 6. Februar. Im Gegensatz zu Platzhirsch BYD allerdings hat der aufstrebende Elektroautobauer seine Schwäche auch vier Wochen später nicht überwunden. Und richtig spannend wird es nun am Dienstag.
NIO präsentiert Ergebnisse aus 2023
Denn am 5. März wird auch NIO endlich die vorläufigen Zahlen aus dem 4. Quartal und fürs Gesamtjahr 2023 vorlegen. Im 3. Quartal hatte das Start-up einen Umsatz von knapp 2,6 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet, was einen Anstieg um 46,6 Prozent zum Vorjahr und sogar 117,4 Prozent zum Vorquartal bedeutete. Das klang zunächst gut, allerdings belief sich der Betriebsverlust laut Quartalsbericht auf 663,9 Millionen US-Dollar, was einem Anstieg um 25,2 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2022 entsprach.
- Wird es NIO im 4. Quartal tatsächlich besser gemacht haben?
- Der aktuell tobende Preiskampf im E-Autosegment spricht dagegen
An den massiven Rabatten, die derzeit von Herstellern insbesondere in China für den Kauf eines neuen Elektroautos gegeben werden, ist der große Konkurrent BYD nicht ganz unschuldig. Dieser reagierte damit allerdings vor allem auf die Preissenkunken, die bereits Anfang 2023 von Tesla vorgenommen worden waren. Doch im Gegensatz zu NIO, das hoch defizitär arbeitet, kann sich BYD dies Dank satter Gewinne aus dem Batterie- wie auch dem Fahrzeuggeschäft eher leisten.
BYD hat Quartalszahlen bereits vorgelegt
Im Gegensatz zu NIO hatte BYD bereits Ende Januar in die vorläufigen Zahlen für 2023 vorgelegt. Man rechne mit einem Nettogewinn zwischen 29 und 31 Milliarden Yuan (das entspräche bis zu 4,32 Milliarden US-Dollar), hieß es, was zugleich einem Gewinnsprung um bis zu 87 Prozent gleichkäme. Die Aktie verlor nach Bekanntgabe dennoch zunächst, hatten einzelne Analysten doch mit noch einem leicht höheren Ergebnis gerechnet. Die Rabatte drückten aber freilich auf die Marge.
Doch die Stimmung rund um BYD hat sich zuletzt deutlich verbessert. Seit ihrem 12-Monatstief am 1. Februar bei besagten 21,80 Dollar haben sich die Anteilscheine um 15 Prozent im Wert verbessert. Damit allerdings notiert sie noch immer rund 20 Prozent unter dem Kurs von vor einem halben Jahr. Das ist im Vergleich zu NIO allerdings durchaus als Erfolg zu sehen: Dessen Anteilscheine haben in diesem Zeitraum noch immer knapp die Hälfte eingebüßt.
Absatzzahlen bei NIO und BYD im Sinkflug
Das kommt nicht von ungefähr: Die Absatzzahlen, die NIO jüngst aus dem Februar vermeldet hat, waren ziemlich desaströs. Der Premium-Hersteller lieferte im Vormonat weltweit lediglich 8.132 Fahrzeuge aus. Im Januar hatten immerhin noch insgesamt 10.055 Fahrzeuge einen Käufer gefunden. Im Februar 2022 hatte NIO sogar 12.157 E-Autos abgesetzt. Im Jahresvergleich waren die Auslieferungszahlen demnach um glatt ein Drittel eingebrochen.
Doch auch die Autos von BYD haben, aller Rabattierungen zum Trotz, massiv an Attraktivität verloren. Laut des Branchendienstes IT Times hatte der Konzern im Februar 2024 insgesamt 122.311 Fahrzeuge abgesetzt. Damit seien die Auslieferungen im Vergleich zum Januar um 39 Prozent erneut zurückgegangen. Zum Vorjahresmonat mit 193.655 verkauften Einheiten bedeutete diese einen Einbruch um 37 Prozent, und damit sogar noch etwas heftiger als bei NIO. Insbesondere das Geschäft mit reinen Elektroautos lief miserabel. Von den BEV wurden 54.908 Einheiten abgesetzt, im Februar 2022 waren es 90.639, im Januar sogar 105.304 batterieelektrische Autos.
- Dennoch führte diese Entwicklung an den Börsen bislang nicht zu Verkäufen
- Im Gegenteil legte die BYD-Aktie am Freitag nach Veröffentlichung sogar leicht zu
Analysten raten zum Kauf der BYD-Aktie
Und auch die Analysten bleiben beim mittlerweile größten Autohersteller Chinas zuversichtlich. Zwar war das durchschnittliche Kursziel zuletzt etwas gesunken, laut marketscreener.com auf aktuell 282 Yuan, was gut 39 US-Dollar entspricht. Damit sehen die derzeit 29 Beobachter bei der BYD-Aktie jedoch noch immer ein Aufwärtspotenzial von fast 60 Prozent. Entsprechend raten nicht weniger als 27 Analysten momentan zum Kauf oder zum Aufstocken der Papiere.
Bei NIO ist das anders: Zwar liegt das Kursziel für die Aktie des kleinen Wettbewerbers im Schnitt derzeit bei umgerechnet gut 10 US-Dollar, was einem Kursanstieg von sogar 75 Prozent entspräche. Doch die extreme Erwartung von 17,80 Dollar eines einzelnen Analysten verzerrt die Statistik nach oben. Entsprechend lesen sich auch die Empfehlungen. Von 28 Beobachtern
- raten 13 zum Kauf der NIO-Aktie
- fünf würden den Bestand aufstocken
- neun empfehlen, die Papiere zu halten
NIO-Kursziele sanken zuletzt
Die wachsende Skepsis bei NIO lässt sich zudem an der Entwicklung des durchschnittlichen Kurszieles aus der jüngeren Vergangenheit ablesen. Im November 2023 lag dieses noch bei gut 13 US-Dollar, vor einem Jahr sogar bei 15 Dollar. Die Prognosen sind demnach innerhalb eines Jahres ebenfalls um ein Drittel gesunken.
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