Liebe Leserin, lieber Leser,
sie sind für viele die interessantesten, chinesischen Hersteller elektrisierter Pkw, und doch so unvergleichlich. Da wäre zum einen BYD, mittlerweile der mächtigste Autokonzern des Landes, zugleich eine Größe in der Batteriefertigung. Und zum anderen NIO, ein aufstrebendes Start-up, das im Gegensatz zum großen Wettbewerber noch massiv Schulden anhäuft. Doch es ist verrückt: Als BYD Ende Oktober mit einem Rekordgewinn aus dem 3. Quartal aufwartete, ließen die Anleger die Aktie fallen. NIO hingegen vergrößerte das Minus im Jahresvergleich, wie seit Dienstag bekannt ist – und die Aktie steigt. Die Märkte hatten offenbar mit noch Schlimmerem gerechnet.
NIO steigerte Umsatz und Verlust
Zu den Fakten: Die Erlöse aus Fahrzeugverkäufen beliefen sich bei NIO im 3. Quartal 2024 nach eigenen Angaben auf 17.408,9 Millionen RMB (umgerechnet 2.386,1 Millionen US-Dollar), was einem Anstieg um 45,9 % gegenüber dem 3. Quartal 2022 und einem Anstieg von sogar 142,3 % gegenüber dem zweiten Quartal 2024 entspricht. „Die Fahrzeugmarge betrug 11,0 % im dritten Quartal 2024, verglichen mit 16,4 % im dritten Quartal 2022 und 6,2 % im zweiten Quartal 2024“, so die Mitteilung.
- Der bereinigte Nettoverlust (Non-GAAP) betrug demnach 3.953,2 Millionen RMB (541,8 Millionen US-Dollar)
- Dies entspricht einem Anstieg um 13,0 % gegenüber dem Vorjahresquartal, gegenüber dem zweiten Quartal 2024 jedoch einem Rückgang um 27,4 %
Marge bei NIO wieder gestiegen
Der Chef war zufrieden: „NIO lieferte im dritten Quartal 2024 55.432 Fahrzeuge aus, was einem soliden Wachstum von 75,4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht und einen neuen Rekord für vierteljährliche Auslieferungen aufstellt“, sagte William Bin Li, Gründer und CEO von NIO. „Laut den Einzelhandelsumsatzdaten des China Automotive Technology and Research Center belegte NIO damit den ersten Platz im Marktsegment für batterieelektrische Fahrzeuge mit einem Preis von über 300.000 RMB, mit einem Marktanteil von 45 % im dritten Quartal 2024.“
Besonders stolz ist Steven Wei Feng, Finanzvorstand von NIO, über die gegenüber dem Vorquartal von 6,2% auf 11,0% gestiegen Fahrzeugmarge, im 3. Quartal 2022 lag diese allerdings noch bei 16,4 %. Die nun wieder positive Entwicklung sei „auf den erhöhten durchschnittlichen Verkaufspreis, die kontinuierliche Reduzierung der Fahrzeugkosten und Skaleneffekte zurückzuführen“, heißt es. Man habe mittlerweile „Möglichkeiten identifiziert, unsere Organisation zu optimieren, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern“, sagte NIO-Chef Li. Wie seit Anfang November bekannt ist, soll dies unter anderem durch die Entlassung von zehn Prozent des Personals gelingen, weltweit sind laut Berichten bis zu 3000 Mitarbeiter betroffen.
BYD-Aktie fällt nach Rekordgewinn
Dass die Nio-Aktie auf die Zahlen tatsächlich positiv reagierte und im Monatsvergleich die Papiere des rentablen Konkurrenten BYD hinter sich ließ, kommt dennoch einigermaßen überraschend. Denn im 3. Quartal 2024 hatte BYD umgerechnet rund 1,42 Mrd. US-Dollar Gewinn gemacht, den höchsten, den der Fahrzeug- und Batteriehersteller je in einem Quartal erzielt hatte. Das entsprach einem Anstieg um 82,16 % im Vergleich zum Vorjahresquartal und einer Steigerung um 53 % gegenüber dem zweiten Quartal 2024. Die Konsequenzen an den Märkten waren, nun ja, eigentümlich.
Mit 32,42 US-Dollar war die BYD-Aktie am letzten Handelstag vor dem Quartalsbericht am 30. Oktober noch bewertet worden, in den Tagen nach der Präsentation ging es bis 29,70 Dollar abwärts. Danach setzte dann zwar eine leichte Erholung ein, doch nach der Ankündigung von erneuten Rabatten bei Chinas Händlern Anfang vergangener Woche gab es eine erneute Verkaufswelle. Aktuell notiert die Aktie von BYD bei weniger als 27 Dollar, und damit fast 20 Prozent unter ihrem Oktoberhoch.
Absatzzahlen bei BYD stagnierten zuletzt
Dabei kann sich BYD eine begrenzte Rabattaktion zweifellos eher erlauben, als der defizitäre Wettbewerber. Zumal der Konzern vor dem Wochenende einen erneuten, monatlichen Auslieferungsrekord aus dem November vermeldete. Die Sache hatte allerdings einen Haken.
- So hatte BYD im November 301.903 Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid oder reinem Elektroantrieb ausgeliefert
- Im Oktober allerdings waren es 301.833, so hatte der Hersteller im Vergleich lediglich 70 Autos mehr auf die Straße gebracht
Mit anderen Worten: Der unaufhaltsam scheinende Motor, der die Absatzzahlen immer weiter nach oben trieb, kam nun ins Stottern. Die Rabatte, die BYD vorübergehend gewährt, waren bereits ein deutliches Zeichen, was die Anleger verunsichert hatte. Bei NIO hingegen waren die Erwartungen offensichtloch derart zurückgenommen, dass eine leichte Verbesserung zum Vorquartal als Kaufimpuls reicht. In diesem Licht betrachtet, war die Reaktion an den Märkten vielleicht sogar nachvollziehbar. Zumal die NIO-Aktie seit Jahresbeginn noch immer mit knapp 30 Prozent im Minus steht, während BYD immerhin leicht zulegen konnte.
Ambitioniertere Kursziele für NIO
Die Analysten sehen das offenbar genauso. Sie trauen dem hoch defizitären Start-up NIO tatsächlich derzeit im Schnitt mit einem Kursziel von 13,26 US-Dollar einen Kurszuwachs von 80 Prozent zu. Bei BYD liegt der mittlere Wert aus aktuell 27 Analysen bei 43,86 US-Dollar. Das Aufwärtspotenzial beträgt somit lediglich 65 Prozent. Ein Kauf, das zeigen die Zielkurse, sind die Papiere für die Mehrheit der Analysten jedoch gleichermaßen.
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