Liebe Leserin, lieber Leser,
Nach einem schwachen Wochenverlauf, knickte die Aktie des chinesischen Automobilkonzerns BYD am Freitag noch einmal richtig ein. Knapp vier Prozent verloren die Papiere in New York und rutschten damit wieder unter die 30-Dollar-Marke. Dem auftrebenden Konkurrenten NIO ging es kaum besser. Das hatte seinen Grund. Denn laut eines Medienberichts reduziert BYD erneut die Preise für seine Autos, um damit den Verkauf zum Jahresende in China anzukurbeln – und setzt damit auch die Konkurrenz unter Druck. Für die Marge ist das freilich Gift.
BYD räumt wohl weitere Rabatte ein
„Einige Händler auf dem Festland verbreiteten in Social Media-Kanälen Nachrichten über BYDs geplante Preissenkungen für Fahrzeuge mit einem maximalen Rabatt von 15.000 Yuan“, meldeten die IT Times mit Verweis auf lokale Medien. Umgerechnet geht es um einen Rabatt von 2096 US-Dollar. Der harte Preiswettbewerb auf dem Markt für NEVs sei „in erster Linie durch die vorsichtige Konsumhaltung in China Anfang 2024 ausgelöst worden“, heißt es.
Doch wenn der größte Autoproduzent Chinas an der Preisschraube dreht, wird das die Konkurrenz zusätzlich unter Druck setzen. Und so ist am Freitag nicht nur der Kurs der BYD-Aktie abgesackt. Auch die kleineren Wettbewerber BAIC, Geely oder Xpeng gaben an den Börsen in Hongkong und Shanghai zum Teil deutlich nach.
- Besonders kritisch ist die Situation zweifellos für den aufstrebende Premium-Hersteller NIO
- Bei Verkaufszahlen weit unter den Erwartungen fährt das Start-up schon jetzt hohe Verluste ein
NIO-Aktie im Sommer noch im Hoch
Die Papiere von NIO hatten nach dem Einstieg eines Fonds, der sich überwiegend im Besitz der Regierung Abu Dhabis befindet, ab dem Sommer zunächst massiv zugelegt. Im Juni noch mit weniger als 8 US-Dollar bewertet, verdoppelte sich der Kurs der Nio-Aktie auf gut 16 Dollar Anfang August. Die Märkte reagierten zudem darauf, dass Peking eine Reihe von Fördermaßnahmen für die nach Corona weiter kriselnde Wirtschaft angekündigt hatte. Doch der Höhenflug war kurz. Nachdem klar wurde, dass China trotz Gegenmaßnahmen in eine Deflation gerutscht war, war der Hang Seng Index abgerutscht, und die NIO-Aktie gleich mit.
Da nutzte es dem Unternehmen auch nicht, dass man nach einer Absatzflaute zwischen Februar und Mai ab Juni wieder steigende Zulassungszahlen meldete. Mittlerweile ist klar, dass NIO das selbst gesteckte Ziel von 240.000 Auslieferungen in diesem Jahr dennoch weit verfehlen wird. Zwischen Januar und Oktober 2024 hat das hoch defizitäre Unternehmen insgesamt lediglich 126.067 Elektroautos abgesetzt. Und so kam es nicht unbedingt überraschend, als NIO Anfang November harte Gegenmaßnahmen ankündigte, womit nicht nur Kostensenkungen gemeint sind. Jeder zehnte Mitarbeiter muss gehen, Hintergrund seien die schleppende Entwicklung und der zunehmende Wettbewerbsdruck, hieß es.
BYD kann sich Rabatte eher leisten
Dieser wird nun offenbar noch härter. BYD, durch Batterieproduktion einst groß geworden, kann sich diesen viel eher leisten. Im Oktober durchbrach das Unternehmen aus Beijing erstmals die Marke von 300.000 innerhalb eines Monats ausgelieferten Fahrzeugen – das waren rund doppelt so viele, wie NIO im gesamten Jahr 2024 bislang auf die Straße gebracht hat. Längst arbeitet der Konzern profitabel, trotz hoher Investitionen, mittlerweile weltweit. BYD hat es durch Skalierungseffekte geschafft, die Margen zuletzt sogar zu erhöhen.
- Der Umsatz von BYD war im 3. Quartal 2024 um 38,5 Prozent auf 162,2 Milliarden Yuan (etwa 22,68 Milliarden Dollar) gestiegen
- Der Nettogewinn hingegen kletterte um satte 82,2 Prozent auf 10,4 Milliarden Yuan (rund 1,45 Milliarden US-Dollar)
NIO hingegen hat, und das hat die Märkte zweifellos zusätzlich verunsichert, bislang keine Zahlen aus dem 3. Quartal vorgelegt. Im vergangenen Jahr war der Quartalsbericht Anfang November präsentiert worden. Nun aber steht endlich der Termin: Es ist nicht der 4. Dezember, wie zu lesen war. Ein Blick auf die Investoren-Seite von NIO genügt, um den 5. Dezember als den Tag der Wahrheit zu definieren. Die Frage wird allenfalls sein, wie hoch der Verlust bei NIO dieses Mal ausfallen wird. Im 2. Quartal war dieser bei einem Umsatz von umgerechnet 1,21 Milliarden US-Dollar auf 837,66 Millionen US-Dollar gestiegen.
Analysten mit hohen NIO-Kurszielen
Einige Analysten hielt das nicht davon ab, ihr Kursziel für die NIO-Aktie seit dem Sommer sogar zu erhöhen. Bei umgerechnet 11,14 US-Dollar lag der angenommene, faire Wert laut Marketscreener noch im Juni, mittlerweile lautet die Prognose 13,40 Dollar. Somit erwarten die derzeit 27 Beobachter im Mittel einen Kursanstieg von rund 80 Prozent.
- 17 der Analysten raten zum Kauf der NIO-Aktie
- neun plädieren auf „Halten“ der Papiere
- nur einer würde den Bestand derzeit reduzieren
Der Aktie von BYD hingegen trauen die Analysten im Moment lediglich einen mittelfristigen Anstieg um knapp 60 Prozent zu. Möglicherweise hat das mit der bisherigen Performance der beiden Automobiltitel in 2024 zu tun. Während NIO seit Jahresbeginn knapp ein Drittel an Börsenwert einbüßte, legte BYD rund 15 Prozent zu.
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