BYD- und NIO-Aktie: Es ist kurios!

Der chinesische Autobauer NIO hat den großen Konkurrenten BYD an der Börse zuletzt geschlagen. Dabei waren die Voraussetzungen für beide Aktien ganz ähnlich.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie des chinesischen E-Auto-Herstellers Nio hat seit Monatsbeginn ordentlich zugelegt
  • Der große Wettbewerber BYD hingegen schwächelte zuletzt, trotz Rekordabsatzzahlen
  • Langfristig betrachtet steht der größte Autobauers Chinas an der Börse aber weitaus besser da
  • BYD wird von fast allen Analysten zum Kauf empfohlen, NIO hat die vergleichsweise hohen Kursziele

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktien der so unterschiedlichen chinesischen Fahrzeughersteller BYD und NIO haben sich zuletzt auch ganz unterschiedlich entwickelt. Mit genau 30 US-Dollar in den Monat Juli gestartet, hat die Aktie von BYD nach einem kleinen Rücksetzer am Dienstag seitdem nur  auf 30,96 Dollar zugelegt, ein Plus von mageren drei Prozent. Newcomer NIO hingegen sprang allein am Dienstag um fast sechs Prozent nach oben auf 4,90 Dollar, kommt seit Monatsbeginn auf einen Aufschlag von 14 Prozent. Das Kuriose: Die Lage für beide stellte sich zuletzt recht ähnlich dar – und begann mit einem Rekord.

BYD meldete Absatzrekord im Juni

Denn BYD hatte im Juni weltweit 341.658 Fahrzeuge ausgeliefert. Damit hatte der chinesische Hersteller laut electrive.net die bisherige Bestmarke aus dem Dezember 2023 mit 341.043 Einheiten überboten. Dennoch hatte die BYD-Aktie auf den neuen Rekord nicht positiv reagiert. Ein möglicher Grund: Lediglich 26.995 Fahrzeuge gingen in den Export, das waren nicht einmal acht Prozent. Angesichts der großen Ambitionen ein Armutszeugnis für Chinas größten Autobauer, der weltweit viel Geld investiert. Dass die BYD-Aktie zwischenzeitlich wieder etwas anzogen hatten, könnte mit zwei Faktoren zusammenhängen.

Anleger honorierten offensichtlich zunächst die in der Vorwoche wiederbelebten Verhandlungen zwischen China und der EU bezüglich der eigentlich bereits beschlossenen Strafzölle auf Autos chinesischer Herkunft. Zudem machte BYD einen Deal mit dem französischen Leasing-Unternehmen Ayvens bekannt. Die Autoleasing-Einheit der französischen Bank Société Générale ist laut Capital die größte herstellerunabhängige Leasinggesellschaft Europas. „Eine gemeinsame Absichtserklärung sieht vor, dass die Elektrofahrzeuge von BYD für die internationalen und lokalen Firmenkunden von Ayvens in Europa eingesetzt werden“, hieß es.

  • Die Vereinbarung ist laut Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institute jedoch mit erheblichen Risiken verbunden
  • Den nicht kalkulierbaren Wertverlust bei Rückläufern werde sich Ayvens von BYD bezahlen lassen, sagte der Experte gegenüber n-tv

BYD hofft auf Unternehmens-Leasing in Europa

Doch dieses Risiko will BYD offenbar eingehen, da ein Großteil des Fahrzeugabsatzes in Europa auf Unternehmensflotten entfällt. Und der Hersteller ist bislang weit unter seinen eigenen Plänen zurückgeblieben. In Deutschland ganz besonders.

BYD hatte laut Kraftfahrtbundesamt im ersten Halbjahr 2024 lediglich 1202 Zulassungen zu verzeichnen. Das ist kein Drittel dessen, was der Hersteller im zweiten Halbjahr 2023 auf die bundesdeutschen Straßen brachte, als knapp 4000 E-Autos mit dem BYD-Emblem einen Abnehmer fanden. Und das war bereits ein enttäuschendes Ergebnis.

NIO mit bestem Quartal der Firmengeschichte

Bei NIO sieht es im Übrigen keineswegs besser aus. 234 Elektroautos hat der Premiumhersteller zwischen Januar und Juni hierzulande ausgeliefert. Das sind genau 0,016 Prozent der 1.471.641 Neuzulassungen in Deutschland im ersten Halbjahr. Doch die Anleger honorieren beim defizitären Start-Up offenbar die deutlichen Steigerungsraten weltweit. Denn NIO hatte nicht nur im Juni erneut einen Rekord bei den monatlichen Auslieferungen aufgestellt. Zudem hatte der Hersteller auch im zweiten Quartal eine neue Bestmarke erreicht.

  • Im Vormonat setzte NIO demnach 21.209 Fahrzeuge ab, was einer Steigerung um 98,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht
  • Zwischen April und Juni lieferte der Hersteller 57.373 Elektroautos aus, ein Plus von sogar 143,9 Prozent gegenüber 2023

NIO-Aktie knickte nach CFO-Rücktritt kurz ein

Und so hatte die Nio-Aktie zum Monatsbeginn ordentlich zulegt. Einen kleinen Kursknick gab es dann wenige Tage später, als NIO bekanntgab, dass Steven Wei Feng „aus persönlichen und familiären Gründen“, wie es hieß, mit Wirkung zum 5. Juli 2024 seinen Rücktritt als Finanzvorstand eingereicht habe. Der bisherige Senior Vice President of Finance des Unternehmens, Stanley Yu Qu, übernahm den Posten als CFO. Dieser habe seit seinen Eintritt bei NIO im Oktober 2016 „starke Fachkenntnisse und Führungsqualitäten bei der Überwachung der gesamten Finanz- und Berichtsfunktionen des Unternehmens bewiesen“, betonte man.

Seitdem allerdings hat sich die NIO-Aktie wieder gefangen, hat damit allein im zurückliegenden Monat 11 Prozent zugelegt. Doch die Papiere haben auch ordentlich Nachholbedarf. Trotz der aktuellen Erholung liegt sie seit Jahresbeginn noch immer mit gut 40 Prozent im Minus. Aufs Jahr gesehen sind es sogar mehr als 50 Prozent.

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BYD mit Kaufempfehlungen, NIO mit hohen Kurszielen

Das sieht bei BYD ganz anders aus: Der Aufschlag seit Januar beträgt noch immer etwa 15 Prozent. Seit Mitte Juli 2023 ist zwar ebenfalls ein Minus zu verzeichnen, mit knapp acht Prozent allerdings ein weitaus geringeres. Und auch die Analysten sind recht zuversichtlich. Umgerechnet 38,25 US-Dollar lautet das durchschnittliche Kursziel für die BYD-Aktie laut marketscreener.com aktuell, was ein Plus von 25 Prozent verspricht. Besonders auffällig: Von 29 Beobachtern empfehlen 27 den Kauf der Papiere.

Auch irgendwie kurios: Bei NIO sind die Erwartungen bei der Kursentwicklung im Schnitt zwar höher. Die Prognose der ebenfalls 29 Analysten, die den Titel derzeit beobachten, sieht die Aktie bei 7 US-Dollar, was einem Kurspotenzial von gut 40 Prozent entspricht. Allerdings empfehlen lediglich 17 Experten den Kauf, elf Analysten plädieren auf „Halten“, einer würde seinen NIO-Bestand reduzieren.

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