Liebe Leserin, lieber Leser,
wochenlang waren die Aktien der chinesischen Fahrzeughersteller BYD und NIO gleichermaßen unter Druck, trotz zuletzt starker Auslieferungszahlen und einigen guten Nachrichten. Doch in der zurückliegenden Woche hat sich das Bild gewandelt: Die Aktie von NIO konnte sich von ihrem Mittwochs-Tief bei knapp über 7 US-Dollar deutlich auf fast 8 Dollar absetzen. BYD gelang zunächst ebenfalls ein schöner Aufwärtslauf, der am Freitag allerdings wieder etwas ausgebremst wurde. Ob die Gefährdung eines selbst gesteckten Zieles dafür die Ursache ist – und die Reaktion darauf?
BYD senkte wohl mehrfach die Preise
Denn BYD will offenbar alles dafür tun, um das ausgegebene Jahresziel von 3 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen in diesem Jahr zu erreichen. Es wäre ein Rekord, noch nie zuvor hatte ein chinesischer Hersteller innerhalb eines Jahres so viele Autos auf die Straßen gebracht. Doch der unaufhaltsam scheinende Zuwachs beim Absatz kam zuletzt ins Stocken: So hatte BYD im November 301.903 Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid oder reinem Elektroantrieb ausgeliefert, im Vergleich lediglich 70 Autos mehr als im Oktober. Hält dieser Trend an, könnte es ganz eng werden.
Tatsächlich hatte BYD in den vergangenen Wochen laut „Investor’s Business Daily“ mehrere Preissenkungen vorgenommen. So wurden dem Nachrichtenmagazin zufolge bei mehreren Modellen „bereits im November satte Rabatte gewährt und diese dann im Dezember noch einmal erhöht“, wie finanzen.net berichtet. Grund dafür sei, dass BYD im letzten Monat des Jahres unbedingt noch mindestens 317.000 Fahrzeuge verkaufen wolle, um das Jahresziel sicher zu erreichen.
Bei BYD „Höhepunkt überschritten“
Analysten des asiatischen Brokers UOB-Kay Hian warnten laut der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits vor steigenden Lagerbeständen bei BYD. Die Verkäufe im Einzelhandel haben laut der Experten „ihren Höhepunkt erreicht“. Dementsprechend dürfte die Tendenz für BYD eher abwärts gehen
- „was sich bei OB-Kay Hian auch in einem Verkaufsrating für die BYD-Aktie widerspiegelt“, heißt es
- Auch Morgan Stanley-Experten sehen demnach im nächsten Jahr viel Gegenwind für den chinesischen Platzhirsch
„Angesichts des anspruchsvollen Branchenwettbewerbs auf dem Weg ins Jahr 2024 muss BYD seine Modellpalette auffrischen oder wettbewerbsfähigere Modelle auf den Markt bringen“, werden die Analysten von Bloomberg zitiert. In der Tat haben etablierte Autobauer als auch Newcomer in der Branche viel in Software und smarte Features investiert, darunter etwa die Smartphone-Giganten Huawei und Xiaomi, die demnächst mit eigenen Elektroautos angreifen wollen.
RWE liefert den Strom für NIO
NIO hingegen ist schon lange auf dem Markt, und hat nach einer langen Durststrecke an der Börse nun offenbar wieder in die Spur gefunden. Um knapp einen US-Dollar verbesserten sich die Papiere des chinesischen Start-up, das mit seinen Premium-Elektroautos und einem bislang einzigartigen Konzept die Käufer weltweit überzeugen will, seit Mittwoch. Es geht um die Batterie-Wechselstationen, Power Swap Stations (PSS) genannt, an denen binnen weniger Minuten ein leerer gegen einen vollen Akku getauscht werden kann. Ein kostspieliges Unterfangen, für das NIO zuletzt Kooperationen mit Changan Auto und Geely eingegangen ist, und in Deutschland nun einen weiteren Partner gefunden hat.
Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung werde der Energiekonzern RWE die Stromversorgung mit grünem Strom für alle NIO-Liegenschaften übernehmen, die nicht direkt Strom vom Grundstückseigentümer beziehen, teilte das Start-up in dieser Woche mit. Zur Infrastruktur zählen neben den Power Swap Stations auch NIO Houses, NIO Hubs und diverse Büroräume. „Durch den Liefervertrag wird NIO attraktive Konditionen bei der Preisgestaltung direkt an seine User weitergeben“, so das Versprechen.
NIO-Kunden sollen profitieren
„Durch die Zusammenarbeit mit RWE und dem Zugang zur Strombörse mit seinen variablen Handelspreisen können wir die Batterien in unseren PSS kostenoptimiert laden. Beispielsweise nachts oder wenn der Strompreis besonders günstig ist“, so Marius Hayler, seit kurzem General Manager NIO Deutschland. „Wir werden einen Preis anbieten, der äußerst wettbewerbsfähig ist im Vergleich und sich dennoch nicht täglich oder stündlich ändert, sodass unsere NIO-User Planungssicherheit bekommen. Gerade bei starken Preisschwankungen am Markt sehen wir dies als besonderen Mehrwert.“
Auch RWE hat einen Plan: Die künftige Zusammenarbeit gehe über eine reine Stromlieferung hinaus, „denn perspektivisch möchten wir die Power Swap Stations von NIO als Batteriespeicher nutzen, um das deutsche Stromnetz bei schwankender Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien zu stabilisieren“, so Hendrik Niebaum, Leiter Commodity Solutions bei RWE Supply & Trading. Durch die Ein- oder Ausspeicherung von grünem Strom könne RWE Lastspitzen vermeiden und die Stromnachfrage besser ausbalancieren.
BYD und NIO mit wenigen Zulassungen
Noch allerdings fahren nur wenige NIO-Elektroautos auf Deutschlands Straßen, 1224 Zulassungen waren es laut Kraftfahrtbundesamt seit Jahresbeginn, im November waren lediglich weitere 50 dazugekommen. Doch auch die Zahl des großen Konkurrenten BYD ist mit insgesamt 3438 Zulassungen zwischen Januar und November noch überschaubar. Eine große Überraschung ist das allerdings kaum:
- Von einem Preiskampf wie in China ist hierzulande nichts zu bemerken
- Teilweise rufen die Hersteller in Europa das Doppelte für ihre E-Autos auf
- Der kompakte BYD Dolphin etwa steht mit mindestens 35.990 Euro in der Liste
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