Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktien der chinesischen Autobauer BYD und NIO erlebten keinen guten Handelstag in New York: Während jedoch die Papiere von BYD lediglich knapp zwei Prozent verloren, knickte die Nio-Aktie massiv ein. Sie ist von einem historischen Tiefpunkt nicht mehr weit entfernt, ohne substanzielle Neuigkeiten. Das war bei Chinas größtem Fahrzeughersteller anders. Er stellte die Quartals- und Halbjahreszahlen vor – und hat offenbar trotz deutlicher Zuwächse nicht völlig überzeugt.
BYD steigert Umsatz und Gewinn deutlich
So erwirtschaftete BYD im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024 laut der IT Times einen Umsatz von 176,186 Mrd. Yuan (Vorquartal: 124,944 Mrd. Yuan), was umgerechnet 22,25 Milliarden Euro und einem Plus von mehr als 40 Prozent entspricht. Derr Konzern erzielte im gleichen Zeitraum demnach ein operatives Ergebnis von 11,525 Mrd. Yuan (Vorquartal: 5,798 Mrd. Yuan). „Der Nettogewinn von BYD erhöhte sich im Berichtszeitraum auf 9,544 Mrd. Yuan (Vorquartal: 4,569 Mrd. Yuan)“, heißt es. Das Ergebnis je Aktie betrug 3,11 Yuan (Vorquartal: 1,57 Yuan). Damit hatte BYD seinen Gewinn fast verdoppelt.
Aufs Halbjahr betrachtet sind die Zuwächse aufgrund des schwachen ersten Quartals weniger beeindruckend: So kam BYD auf einen Umsatz von 301,1 Milliarden Yuan oder umgerechnet rund 38 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 16 Prozent. Etwas stärker legte der Nettogewinn zu.
- Dieser kletterte um rund 24 Prozent zum Vorjahr auf 13,6 Milliarden Yuan, etwa 1,72 Milliarden Euro
- Einen detaillierten Ausblick auf das das Geschäftsjahr 2024 gab BYD laut des Berichts aber nicht
Analysten hatten BYD etwas stärker erwartet
Vielleicht auch deshalb reagierten die Anleger verhalten. Ein anderer, möglicher Grund: „Aufgrund der deutlich gestiegenen Absatzzahlen war ein Wachstum der Kennzahlen bereits erwartet worden“, heißt es bei Der Aktionär. So prognostizierten die Analysten laut der Agentur Bloomberg einen Umsatz von 295,8 Milliarden Yuan, was BYD leicht übertroffen hat. Beim Nettogewinn und der Bruttomarge war dies aber nicht der Fall.
Vor allem im zweiten Quartal habe sich der intensive Preiskampf auf den Märkten bemerkt gemacht, so der Bericht. „Lag die Bruttomarge im Q1 mit 21,9 Prozent noch auf dem erwarteten Niveau, fiel diese mit 18,7 Prozent im Q2 deutlich ab.“ Und so tut sich die BYD-Aktie aktuell etwas schwer, notiert mit knapp 29 US-Dollar ungefähr auf dem Niveau von vor einem Jahr. Das ist allerdings deutlich über dem Jahrestief von 21,80 Dollar aus dem Februar.
NIO-Aktie verliert massiv an Wert
Bei NIO sieht das ganz anders aus: Nach einem Schlusskurs von 4,00 US-Dollar an der Nasdaq am Dienstag, verloren die Anteilscheine des Elektroauto-Herstellers am Mittwoch 7,5 Prozent auf nur noch 3,70 Dollar. Zur Einordnung: Anfang September 2023 hatte der Kurs noch bei 11,35 Dollar gelegen.
- Damit hat NIO innerhalb eine Jahres rund zwei Drittel an Börsenwert eingebüßt
- Das Jahrestief von 3,61 Dollar aus dem April ist zudem nicht mehr weit entfernt
Hohes Kursziel, Absatzniveau stagniert
Was den aktuellen Kursrutsch auslöste, ist unklar. Das durchschnittliche Kursziel für die Aktie liegt laut aktien-guide derzeit bei immerhin 6,78 US-Dollar. Möglicherweise hatten Anleger auch von NIO für den August eine deutliche Steigerung bei den Auslieferungszahlen erwartet. Doch diese wird nach Informationen der Deutschen Bank nicht kommen. Laut cnevpost.com werden Chinas Hersteller von Elektrofahrzeugen (EV) zwar voraussichtlich erst am Sonntag ihre Auslieferungszahlen veröffentlichen, zuvor aber habe die Bank ihre Prognosen bekannt gegeben.
Die weltweiten Absatzahlen werden für den laufenden Monat demnach auf 20.000 Einheiten geschätzt, „unverändert gegenüber dem Vorjahr und dem Vormonat“, wie das Team von Analyst Wang Bin am Mittwoch in eine Investoren-Notiz schrieb. In den ersten vier Augustwochen belief sich das inländische Verkaufsvolumen von NIO der Schätzung zufolge auf insgesamt 17.000 Einheiten. Basierend auf dem Feedback der Händler werde der Auftragseingang von NIO im August auf rund 22.000 Einheiten geschätzt, unverändert gegenüber dem Vormonat, „da das Unternehmen seine Werbeaktionen wöchentlich basierend auf Schwankungen des Auftragsvolumens anpasst“, wird das Team der Deutschen Bank zitiert.
Quartalszahlen von NIO in genau einer Woche
Denn laut des Berichts reduzierte NIO beispielsweise am 22. Juli die Sonderangebote für seine SUV-Modelle ES6 und EC6 um 5.000 RMB (700 US-Dollar) und für seine Limousinen ET5 und ET5T um 3.000 RMB, schrieb Wangs Team. Ab August bot NIO jedoch demnach einen zusätzlichen Barrabatt von 3.000 RMB „sowie Geschenke im Wert von 5.000 RMB wie Wein und Gutscheine“, wie es heißt. Und zwar sowohl Käufern von ES6 und EC6, als auch der Limousinen ET5 und ET5T.
Das sind keine guten Nachrichten, auch NIO kann sich dem anhaltenden Preiskampf offenbar nicht entziehen. Doch das sind Mutmaßungen. Wie es wirklich um NIO steht, wird man hingegen in genau einer Woche erfahren. Am 5. September wird das Unternehmen seinerseits Quartals- und Halbjahreszahlen veröffentlichen.
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