BYD und NIO-Aktie: Ein Bild des Grauens!

Die Aktien von BYD und NIO starteten mit einem herben Dämpfer in den Dienstag. In Deutschland sind die chinesischen Autobauer ohnehin Kummer gewohnt.

Auf einen Blick:
  • Die Aktien von BYD und Nio verloren zum Start in den Dienstag heftig
  • Nach gutem Monatsstart ging es um bis zu elf Prozent abwärts
  • Dabei hatten beide im September ihre Auslieferungszahlen gesteigert
  • In Deutschland allerdings kriegen BYD und NIO keinen Fuß auf den Boden
  • Hintergund: Die Modelle sind teurer als die etablierte Konkurrenz

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Dienstag begann für die chinesischen Autobauer im Zuge des Einbruchs des Hang-Seng-Indexes auch an den europäischen Märkten mit einem herben Dämpfer: Die Aktie von Platzhirsch BYD, am Montag noch deutlich gestiegen, fiel zeitweilig rund zehn Prozent auf 34,08 Euro. Für Herausforderer Nio ging es bis auf 5,38 Euro abwärts, ein Abschlag von zwischenzeitlich sogar elf Prozent. Dabei waren beide Titel noch gut in den Oktober gestartet, hatten sie ihre weltweiten Absatzzahlen doch deutlich gesteigert. Der Blick auf die Zulassungszahlen in Deutschland allerdings offenbart für BYD und NIO gleichermaßen ein Bild des Grauens. EU-Strafzölle jedenfalls scheinen gar nicht nötig zu sein.

BYD mit nur noch 140 Zulassungen in Deutschland

Denn BYD etwa bekommt in Deutschland einfach keinen Fuß auf den Boden. Hatte der Hersteller in den Monaten Juli und August laut Statistik des Kraftfahrtbundesamtes wenigstens jeweils mehr als zweihundert Fahrzeuge auf die Straße gebracht (230 bzw. 218 Zulassungen), waren es im September nur noch 140! Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies einen Rückgang um 28,6 Prozent. Noch übler ist die Entwicklung, betrachtet man das komplette Jahr. Seit Januar 2024 entscheiden sich lediglich 1.790 Bundesbürger für einen BYD. Im ersten Dreivierteljahr 2023 waren immerhin 2862 Zulassungen zu verzeichnen.

Nun mag man einwenden, dass die BYD-Misere mit dem abrupten Förderstopp von Elektroautos im Dezember 2023 zusammenhängen könnte. Es griffe zu kurz. Dass chinesische E-Fahrzeuge nämlich durchaus weiterhin erfolgreich auf dem deutschen Markt platziert werden können, beweist die zu SAIC Motor gehörende Marke MG aus Shanghai:

  • Diese lieferte zwischen Januar und September insgesamt 16.734 Autos in Deutschland aus
  • Für MG bedeutete dies gegenüber dem Vorjahr sogar ein Absatzplus von 12,5 Prozent

Konkurrent MG hat Erfolg – über den Preis

Das Geheimnis des Erfolges? Den MG4, das kleinste Elektro-Modell des Herstellers, können Interessierte derzeit als Tageszulassung bereits ab 159 Euro monatlich leasen, und das ohne Sonderzahlung. Dafür gibt es einen ordentlich ausgestatteten Kompaktwagen mit einer Batteriekapazität von immerhin 51 kWh sowie einem Elektromotor mit 125 kW (170 PS). Ganz anders BYD. Im Heimatmarkt aufgrund der niedrigen Preise extrem erfolgreich, versucht Chinas größter Autobauer in Deutschland nach wie vor mit völlig überzogenen Vorstellungen bei den Kunden zu landen. Vergeblich.

So bietet der Hersteller den BYD Dolphin, das aktuell günstigste Modell am deutschen Markt, für nicht weniger als 323 Euro im Privatleasing an, das ist im Vergleich zum MG4 mehr als das Doppelte. Das scheint den meisten die leicht größere Batterie mit 60 kWh sowie der etwas stärkere Motor mit 204 PS gegenüber dem Konkurrenten nicht wert zu sein. Zumal selbst ein vergleichbarer ID3, das vollelektrische Einstiegsmodell von VW, derzeit für weniger als 300 Euro zum Leasing angeboten wird.

Günstigster NIO weit teurer als ein Mercedes

Für NIO ist dies keine freilich keine Referenz, als Premiumhersteller konkurriert das Start-up vielmehr mit den Elektromodellen von Mercedes, BMW oder Porsche. Doch auch in diesem Segment will NIO offenbar einfach zu viel – im wahrsten Sinne. Das Leasingangebot für das  kleinste Modell, den NIO ET5, startet derzeit bei 679 Euro netto inklusive Standardbatteriemiete. Zum Vergleich: Die derzeitigen Angebote für den elektrischen Mercedes-Benz EQA 300 4MATIC beginnen derzeit fast 200 Euro niedriger bei lediglich 489 Euro.

Keine große Überraschung, dass NIO auf dem deutschen Markt angesichts dieser Preisvorstellungen so gut wie keine Rolle spielt. 22 neue Fahrzeuge des Herstellers kamen im September hierzulande neu auf die Straße. In Worten: zweiundzwanzig! Das waren im Vergleich zum bereits schwachen Vorjahresmonat noch einmal 72 Prozent weniger. Insgesamt 323 Zulassungen verzeichnete NIO seit Jahresbeginn, was einem Rückgang von knapp zwei Dritteln entsprach.

NIO hat mit ONVO nun Tesla im Visier

Weltweit betrachtet sieht die Sache anders aus. Im September wurden laut NIO insgesamt 21.181 Fahrzeuge ausgeliefert, ein Anstieg um 35,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwischen Juli und September wurden 61.855 Fahrzeuge abgesetzt, ein Anstieg um immerhin 11,6 Proizent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zudem war am 19. September das erste Modell der günstigeren NIO-Submarke ONVO, der L60, auf den Markt gebracht worden.

  • Der kompakte Elektro-SUV zielt auf das Model Y von Tesla, ist in China für umgerechnet 19.000 Euro zu haben
  • Chinesische Medien berichten, dass NIO pro Monat 20.000 Einheiten des Onvo L60 produzieren will

BYD mit E-Auto für 9000 Euro – in China

Über solche Zahlen kann man bei BYD zweifellos nur Schmunzeln. BYD setzte allein im September insgesamt 419.426 Fahrzeuge ab. Im Vergleich zum Vorjahr mit 287.454 verkauften Einheiten ist das eine Steigerung um 45 Prozent. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass der Erfolg fast ausschließlich auf dem Heimatmarkt basiert,  wo das günstigste Modell, der elektrische Kleinwagen BYD Seagull, für weniger als 9.000 Euro angeboten wird.

Von solchen Preisen können deutsche Kunden nur träumen. Das gilt aber gleichermaßen auch für BYD und NIO und ihrem angestrebten Erfolg in Deutschland.

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