Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von BYD kommt einfach nicht aus ihrem Abwärtstrend: Immer weiter rutschten die Papiere des chinesischen Batterie- und Fahrzeugherstellers in der vergangenen Woche nach unten, von mehr als 25 US-Dollar auf letztlich noch 22,11 Dollar. Dabei hatte BYD zum Wochenstart nach vorläufigen Zahlen einen Gewinnsprung aus 2023 gemeldet, auch die Absatzzahlen aus dem Januar lagen im Jahresvergleich deutlich vorn. Zudem hatte BYD bereits im Vorjahr mit gut drei Millionen Verkäufen einen Rekord eines chinesischen Herstellers erzielt, der 2024 erneut gebrochen werden könnte. Denn mit dem nächsten Streich von BYD wird’s jetzt richtig interessant.
Neuer BYD Yuan Up in China vorgestellt
Hintergrund: BYD hat in der vergangenen Woche auf dem chinesischen Heimatmarkt ein weiteres E-Auto vorgestellt, den Yuan Up. Laut Medienberichten soll der Stromer in zwei Leistungsstufen mit 70 und 130 kW sowie in zwei Akku-Varianten mit 32 und 45,1 kWh auf den Markt kommen. Der Yuan Up basiert laut Auto, Motor & Sport auf derselben „e-Platform 3.0“ wie der BYD Dolphin, den es hierzulande bereits zu kaufen gibt. „Gegenüber dem Dolphin wirkt der Yuan Up aber erwachsener“, so der Bericht. Und in der Tat ist das Design gefälliger als beim Dolphin, mehr auf internationale Märkte ausgerichtet. Entscheidend aber ist etwas anderes:
Bislang sind die Preise von BYD in Europa, trotz aktueller Rabatte, kaum konkurrenzfähig. So kostet das bislang günstigste Modell der Chinesen, der Dolphin Comfort, in Deutschland mindestens 29.990 Euro, nachdem es im Vorjahr sogar noch mit 35.990 Euro bepreist war. Den Yuan Up soll es in China in der Variante mit der kleinen Batterie aber umgerechnet ab 13.000 Euro geben. Hält BYD an seinem Prinzip fest, die Preise in Europa annähernd zu verdoppeln, wäre ein Preisbereich von gut 25.000 Euro erstmals realistisch.
- „Die bislang eher im oberen Bereich angesiedelten Preise haben BYD bislang in Deutschland keinen großen Erfolg gebracht“, heißt es bei AMS
- Und in der Tat verkaufte der Hersteller im vergangenen Jahr in Deutschland lediglich 4.139 Neufahrzeuge, ein Marktanteil von 0,14 Prozent
- Bislang ist allerdings noch nicht klar, bis wann der BYD Yuan Up den Weg nach Europa finden wird – und ob überhaupt
Der günstigste BYD lässt auf sich warten
Das mit Abstand günstigste Modell der Chinesen, mit dem sie den europäischen Markt tatsächlich aufmischen könnten, wird hierzulande bislang gar nicht angeboten. Die Rede ist vom vollelektrischen Kleinwagen BYD Seagull, der auf dem Heimatmarkt für umgerechnet weniger als 10.000 Euro verkauft wird. Trotz zweigeteilter Preispolitik dürfte der Wagen in Europa also deutlich weniger als 20.000 Euro kosten. Und das wäre dann erstmals auch ein wirklich verlockendes Angebot gegenüber gängigen Verbrenner-Modellen.
Noch gab es zu einem möglichen Marktstart in Europa keine offizielle Stellungnahme von Seiten des Herstellers. Beim österreichischen Fachportal auto.at hieß es jedoch bereits im August 2023: „Bei einem Lokalaugenschein in der BYD-Zentrale in Shenzhen deutete vor kurzem alles daraufhin, dass an einer Europaversion des auf dem Heimmarkt unter dem Namen Seagull verkauften Billigmodells bereits gearbeitet wird.“ Für den chinesischen Markt ausgelegt als Viersitzer mit spartanischer Ausstattung und Lithium-Eisenphosphat-Batterien mit 30 bzw. 38 kWh, habe „der knuffige Kleine bei seiner Weltpremiere auf der Autoshow in Shanghai im Frühjahr für Aufsehen gesorgt“, hieß es.
- Das dürfte trotz bescheidener 300 Kilometer Reichweite mit kleinem Akku auch bei uns so sein
- Der Dacia Spring etwa schafft bei einem Preis von mindestens 22.750 Euro nur 230 Kilometer
BYD unterzeichnet erste Verträge in Ungarn
Ein Erfolg in Europa würde BYD zweifelsohne gut zu Gesicht stehen, gab das Management doch als Ziel aus, mittelfristig zehn Prozent des Gesamtmarktes übernehmen zu wollen. Bislang allerdings liegt die Exportrate in alle Märkte außerhalb Chinas bei weniger als zehn Prozent. Doch der Konzern fährt eine aggressive Expansionsstrategie: Im Dezember war bekanntgeworden, dass BYD in Ungarn sein erstes Werk auf europäischem Boden errichten wird, wohl auch um drohenden Einfuhrzöllen der EU zu entgehen – und man hat nun Nägel mit Köpfen gemacht.
BYD habe am 30. Januar in Ungarn vorläufige Verkaufs- und Kaufverträge unterzeichnet, meldete das Branchenportal ecomento.de in der Vorwoche. In drei Jahren sollen demnach die ersten Fahrzeuge vom Band laufen. Das „hochmoderne“ Werk werde in Szeged, im Südosten Ungarns, errichtet und sei für die Produktion von vollelektrischen BYD-Modellen für den europäischen Markt bestimmt. „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für den bahnbrechenden Automobilhersteller, der seine Aktivitäten im Bereich der Elektrofahrzeuge in Europa weiter vorantreibt“, wird BYD aus einer Mitteilung zitiert.
BYD-Aktie schwächelt trotz hoher Kursziele
Die BYD-Aktie hingegen ist aktuell nur noch ein Schatten ihrer selbst: Allein in den vergangenen drei Monaten hat sie gut 30 Prozent abgegeben. An den Analysten liegt das eher nicht. 27 der aktuell 29 Beobachter raten zum Kauf der Papiere, das durchschnittliche Kursziel liegt bei 317 HKD, umgerechnet 40,54 US-Dollar. Damit sehen die Analysten bei BYD ein Kurspotenzial von derzeit mehr als 80 Prozent.
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