BYD: Eine historische Verschiebung!

Die Aktie von BYD hat sich zuletzt wieder etwas erholt. Der große Durchbruch allerdings geschah 2023 operativ – zum Leidwesen von VW.

Auf einen Blick:
  • Die BYD-Aktie hat sich seit Freitag an der NASDAQ um rund fünf Prozent verbessert
  • Ein Vorstoß der chinesischen Führung soll den Markt mit Milliarden stabilisieren
  • Autobauer BYD selbst hingegen macht vor allem operativ Schlagzeilen
  • 2023 hat man VW auch im Gesamtjahr vom chinesischen Spitzenplatz verdrängt

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Woche begann stark für die Aktie von BYD. Nachdem die Papiere des chinesischen Fahrzeug- und Batterieherstellers seit Jahresbeginn von 27,49 US-Dollar auf 24,57 Dollar vor dem Wochenende gefallen waren, haben sie sich seitdem an der NASDAQ wieder auf 25,89 Dollar vorgearbeitet – ein Plus von gut fünf Prozent. Und auch wenn die BYD-Aktie zum Handelsstart am Mittwoch in Europa wieder etwas Schwäche zeigt, dass die Anleger insgesamt wieder zuversichtlicher sind, hat ganz offensichtlich Gründe. Mehrere.

China will Milliarden in den Markt pumpen

Dass China laut Medienberichten den seit rund einem Jahr insgesamt fallenden chinesischen Werten unter die Arme greifen will, ist nur einer davon. Am Dienstagmorgen habe Ministerpräsident Li Qiang neue „kraftvolle“ Schritte angekündigt, um die Märkte zu stabilisieren, meldete Der Aktionär. China plant demnach, rund zwei Billionen Yuan (etwa 278 Milliarden Dollar), hauptsächlich aus den Offshore-Konten chinesischer Staatsunternehmen, zu mobilisieren, heißt es.

Dies soll Teil eines Stabilisierungsfonds sein, um über die Hongkonger Börsenanbindung Aktien im Inland zu kaufen, sagten demnach Insider gegenüber Bloomberg. Prinzipiell alle chinesischen Titel haben in der Folge mit Aufschlägen reagiert, darunter etwa Handelsriese Alibaba und Techgigant Tencent.

BYD im Jahr 2023 in China vor VW

Auch für Autobauer BYD war das zweifellos eine gute Nachricht, für eine andere sorgt der Konzern aber schon selbst. So wurde am Dienstag ebenfalls bekannt, dass ein Erfolg von Anfang 2023 keine Momentaufnahme war. Denn BYD war im ersten Quartal 2023 erstmals an VW in der Zulassungsstatistik Chinas an VW vorbeigezogen und hatte den deutschen Hersteller nach jahrelanger Dominanz vom Thron gestoßen. Nun aber wurde offiziell, dass der chinesische Hersteller den Wolfsburger Autobauer auch übers Gesamtjahr als meistverkaufte Automarke Chinas abgelöst hat.

BYD hat im vergangenen Jahr laut übereinstimmender Berichte insgesamt 2,4 Millionen Fahrzeuge in China verkauft – und damit den Absatz von VW mit 2,3 Millionen Einheiten übertroffen. Daten des China Automotive Technology and Research Center (CATRC) zeigten dass

  • BYD damit einen landesweiten Marktanteil von 11 Prozent erreichte
  • das waren 3,2 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2022
  • der Marktanteil Volkswagens sank 2023 derweil auf 10,27 Prozent

BYD verdrängte auch Tesla, sogar weltweit

„Dies stellt eine historische Verschiebung in der Wettbewerbslandschaft des größten Automarktes der Welt dar“, heißt es dazu beim Techportal Golem. VW war in der Tat zuvor mindestens seit 2008, dem Jahr, in dem CATRC-Daten erstmals verfügbar wurden, die meistverkaufte Automarke in China. Das rasante Umsatzwachstum von BYD von 62 Prozent im Jahr 2023 spiegle nun den Wandel in der Autolandschaft wider. „Seit dem Einstieg ins Automobilgeschäft im Jahr 2003 nutzte BYD den boomenden chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge und die großzügigen staatlichen Subventionen, um sich zum führenden Unternehmen des Landes zu entwickeln“, so der Bericht.

Im vierten Quartal 2023 stieg BYD zugleich zum weltweit größten Verkäufer reiner Elektrofahrzeuge auf, verdrängte damit Tesla vom Spitzenplatz. Das einzige Manko: Weniger als zehn Prozent betrug im Vorjahr die Exportquote, der Hersteller ist somit extrem abhängig vom Erfolg im eigenen Land. Doch BYD will sich mit aller Macht international durchsetzen, plant Produktionsstätten in aller Welt, in Ungarn ebenso wie in Mexiko oder Indonesien. Eine in Brasilien befindet sich bereits in der Bauphase.

3000 E-Autos auf dem Weg nach Deutschland

Bis BYD im Ausland produziert, wird es dennoch dauern. Zwischenzeitlich will der Konzern vor allem mit eigens gecharterten Frachtschiffen tausende Autos nach Übersee bringen. Von insgesamt acht Schiffen ist die Rede, das erste ist bereits mit 7000 Elektroautos auf dem Weg nach Europa. Laut Nordsee-Zeitung steuere BYD zum Auftakt der Exportoffensive auch Norddeutschland an und werde 3.000 Fahrzeuge am Bremerhavener Autoterminal löschen.

„BYD unterstreicht mit dieser Entscheidung die Bedeutung unseres Standortes als internationale Drehscheibe für die Automobillogistik“, zitierte das Blatt Matthias Magnor, Vorstandsmitglied  beim Seehafen- und Logistikunternehmen BLG. Wie wichtig Deutschland für BYD werden wird, muss sich noch zeigen.

Kursziele hoch, BYD-Aktie weiter im Minus

An den Börsen hatte all das Engagement der Chinesen bislang wenig Wirkung gezeigt. Trotz der leichten Verbesserung seit Freitag steht auf Wochensicht bei der BYD-Aktie noch immer ein Minus. Seit einem Zwischenhoch im August 2023, als 36,27 US-Dollar auf dem Kurszettel standen, beläuft sich der Abschlag auf fast 30 Prozent.

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Die Analysten hingegen sind mehrheitlich vom mittelfristigen Erfolg an der Börse überzeugt. Umgerechnet 41,80 US-Dollar beträgt das durchschnittliche Kursziel laut marketscreener.com aus derzeit 29 Analysen. Im Schnitt sehen die Experten somit ein Kurspotenzial von gut 60 Prozent. Der mutigste unter ihnen sieht sogar knapp 60 Dollar als realistisch an. Keine Überraschung sind folglich die Empfehlungen:

  • 21 Analysten raten aktuell zum Kauf der BYD-Aktie
  • 6 würden ihren Bestand immerhin aufstocken
  • Jeweils nur einer empfiehlt zu halten oder zu verkaufen

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