BYD-Aktie: Wie ist das möglich?

BYD hat aus dem November den nächsten Auslieferungsrekord gemeldet – und dennoch befindet sich die Aktie weiter im Rückwärtsgang. Warum?

Auf einen Blick:
  • BYD hat aus dem November den nächsten Auslieferungsrekord gemeldet
  • Allerdings war der Zuwachs zum Oktober verschwindend klein, die Aktie verliert
  • Analysten bewerten die Situation beim chinesischen Konzern ganz unterschiedlich
  • Die Kursziele für den Batterie- und Fahrzeugproduzent reichen von 18 bis 80 US-Dollar

Liebe Leserin, lieber Leser,

der November hatte für BYD an der Börse gar nicht so schlecht begonnen. Nach einem Schlusskurs von 30,50 US-Dollar am letzten Handelstag im Oktober verbesserten sich die Papiere des chinesischen Batterie- und Fahrzeugherstellers zunächst bis auf 32,37 Dollar. Dann allerdings begann der rapide Verfall, der die BYD-Aktie am letzten Novembertag bis auf 26,91 Dollar zurückkommen ließ – ein Monatsminus von fast 12 Prozent. Doch auch der Dezember startete mit Verlusten, dabei meldete der Konzern einen neuen Absatzrekord. Wie ist das möglich? Der Rekord war kurioserweise zugleich eine Enttäuschung.

BYD mit erneutem Absatzrekord

Denn tatsächlich hatte BYD am Freitag einen neuen Höchststand bei den monatlichen Auslieferungen gemeldet. 301.903 Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid oder reinen Elektroantrieb brachte der chinesische Hersteller demnach im November auf die Straße. Das war laut dem Branchendienst IT Times zudem gegenüber den 230.427 verkauften Einheiten im Vorjahresmonat eine weitere deutliche Steigerung um mehr als 30 Prozent. Und doch hatten Beobachter mit mehr gerechnet.

  • Denn tatsächlich hatte BYD im Oktober bereits 301.833 Fahrzeuge ausgeliefert
  • Der Hersteller setzte demnach im Monatsvergleich keine hundert Autos mehr ab
  • In Prozent entsprach dies einer Steigerung um ziemlich genau 0,023 Prozent

BYD senkt in China die Preise

Anders ausgedrückt: Die Absatzzahlen bei BYD stagnieren. Die zuvor gemeldeten, monatlichen Steigerungen konnten sich hingegen mehr als sehen lassen. Im September noch hatte BYD lediglich 287.454 Fahrzeuge verkauft, das Plus im Oktober entsprach mehr als fünf Prozent. Dass es mit dem ewigen Aufschwung nicht mehr so weitergeht, hatte sich allerdings zuletzt abgezeichnet – und das Kursminus aus der zweiten Novemberhälfte wohl in weiten Teilen mitbegründet.

Denn seit rund einer Woche ist bekannt, dass BYD  einige Automodelle in China um bis zu 15.000 Yuan (umgerechnet gut 2000 US-Dollar) billiger anbieten wird. Vorübergehend, wie man bemüht war, zu versichern. Ein solcher Rabatt allerdings war ein klares Zeichen dafür, dass die Erfolgsstory von BYD ersten Risse bekommt. Die daraus folgenden Konsequenzen allerdings werden von Analysten komplett unterschiedlich bewertet.

Tesla und NIO mit noch höheren Rabatten

Bei der UBS macht man sich wenig Sorgen: So seien auch die Kosten seit Jahresbeginn aufgrund niedrigerer Lithiumpreise um 15.000 bis 20.000 Yuan pro Fahrzeug gesunken, „während Größenvorteile und technische Optimierungen bei BYD zu weiteren Kosteneinsparungen beitragen könnten“, rechnet die schweizer Großbank in einer Researchnote vom Mittwoch.

Die Preissenkungen der BYD Company stehen laut der Großbank „nicht nur im Einklang mit der Rohstoffdeflation, sondern fallen auch im Vergleich zu ihren Kontrahenten relativ bescheiden aus“, wie es heißt. So haben demnach sowohl das US-Unternehmen Tesla als auch das chinesische Elektroauto-Startup NIO die Preise seit Anfang 2024 um mehr als 30.000 Yuan gesenkt.

  • In der Folge bestätigte die UBS ihre jüngste Kurszielanhebung für die BYD-Aktie von 345 auf 360 HK-Dollar
  • Mit umgerechnet gut 46 US-Dollar liegt der faire Wert für die Bank rund 70 Prozent über dem aktuellen Kursniveau

Analyst erwartet Absturz der BYD-Aktie

Doch diese Meinung erhielt am Freitag energisch Widerspruch: „Der einstige BYD-Bulle Ken Lee, Analyst beim Brokerunternehmen UOB Kay Hian in Singapur, hat nun sein Kursziel von 630 auf 140 Hongkong-Dollar gesenkt“, meldet Wallstreet Online. Als Gründe für den drastischen Einschnitt nannte er demnach „reduzierte Kapazitätsausnutzung, Preissenkungsdruck und steigende Lagerbestände“. Mit umgerechnet knapp 18 US-Dollar rechnet der Analyst in der Folge mit einem Kurseinbruch der BYD-Aktie um glatt ein Drittel.

Warum er in dieser krassen Form umschwenkte, blieb jedoch einigermaßen schleierhaft: Lee erwähnte zwar den „wachsenden Wettbewerb durch Geely, Guangzhou Auto Aion, Li Auto, Changan und besonders Huawei mit dem Modell Aito“. Seine BYD-Prognosen für 2024 und 2024 beließ er indes unverändert, mit Absatzerwartungen von 3,0 beziehungsweise 3,5 Millionen Auslieferungen.

Die Kursziele für BYD bleiben hoch

Mit seiner pessimistischen Kursprognose für die BYD-Aktie steht der Analyst aus Singapur ohnehin recht einsam. Er bildet gar das Schlusslicht aller 27 Experten, die den chinesischen Batterie- und Fahrzeughersteller derzeit beobachten und von einem durchschnittlichen Kursziel von umgerechnet 44,12 US-Dollar ausgehen. Mit anderen Worten:

  • Im Schnitt rechnen die Analysten laut marketscreener.com bei BYD mit einem Kurszuwachs von rund 65 Prozent
  • Der Mutigste unter ihnen geht von knapp 80 US-Dollar aus, was annähernd einer Kursverdreifachung gleichkäme

BYD-Aktie wieder auf Vorjahresniveau

Tatsächlich hatte die BYD-Aktie bis zum jüngsten Einknicken einen ordentlichen Lauf. Es schien, als wollten die Papiere gar ihr Jahreshoch, ausgebildet bei gut 36 US-Dollar Anfang August, angreifen. Und klar, hatte das Unternehmen aus dem 3. Quartal 2024 doch einen Gewinn von 1,45 Milliarden Dollar gemeldet.

Bei besagten 32,37 Dollar allerdings war am 20. November an der Börse Schluss. Stand jetzt notiert die Aktie somit wieder ungefähr auf dem Niveau von vor einem Jahr. Langfristig allerdings sieht die Sache anders aus: Innerhalb von fünf Jahren hat der BYD-Konzern seinen Börsenwert noch immer annähernd vervierfacht.

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