BYD-Aktie: So schnell, so langsam!

Die BYD-Aktie legte tagelang zu – und brach am Freitagvormittag um fast 7 Prozent ein. Nicht alle Schlagzeilen der vergangenen Tage waren positiv.

Auf einen Blick:
  • Die BYD-Aktie hatte bis zuletzt einen Lauf, legte von 40 auf 50 Euro zu
  • Doch am Freitagvormittag geht es mit den Papieren heftig zurück
  • Das superschnelle Laden seiner E-Autos ist ungewisse Zukunftsmusik
  • Aktuelle BYD-Modelle haben keine Chance gegen die Konkurrenz
  • Zudem nimmt die EU das in Ungarn entstehende Werk unter die Lupe

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von BYD schwamm bis zuletzt auf einer Welle des Erfolgs. Am Montag der Vorwoche noch mit rund 40 Euro bewertet, waren die Papiere des chinesischen Batterie- und Fahrzeugherstellers jeden Tag gestiegen, hatten am Donnerstag erstmals sogar die 50-Euro-Marke übersprungen. Doch im frühen Handel am Freitag brach die Welle, die BYD-Aktie sackte im Handel in Frankfurt zunächst um 7 Prozent auf zeitweilig weniger als 46 Euro ab. Möglicherweise kommt an den Märkten jetzt an, dass in den Tagen zuvor nicht alles gut war.

BYD verspricht superschnelles Laden

Den größten Push erlebte die Aktie zweifellos durch die Nachricht, dass BYD ein revolutionäres Schnellladesystem für E-Autos vorgestellt habe. Dabei seien Spitzen-Ladeleistungen von einem Megawatt möglich, wie Firmengründer Wang Chuanfu betonte. „Laden so schnell wie Tanken“, lauteten die Schlagzeilen.  Denn die sogenannte „Super e-Platform“ biete eine Spitzenleistung von bis zu 1.000 Kilowatt und könne eine E-Auto-Batterie innerhalb von fünf Minuten für bis zu 470 Kilometer Reichweite aufladen. „Das ist das erste Mal, dass Megawatt-Laden erreicht wurde“, wurde Wang von tagesschau.de zitiert.

  • Mit dem Ladesystem solle die sogenannte „Reichweitenangst“ ein Phänomen der Vergangenheit werden, so BYDs Plan
  • Die Technik werde zunächst in zwei Modellen zum Einsatz kommen, der Limousine Han und dem SUV Tang, heißt es

E-Auto-Infrastruktur gar nicht geeignet

Doch die Sache hat einen Haken, oder besser, gleich mehrere. Zum einen äußerte sich BYD demnach nicht zum Zeitplan, zunächst sollen 4.000 eigene Ultraschnelllader in China aufgebaut werden. Doch dies berührt das zweite Problem: Während weltweit gerade im Eiltempo neue Ladesäulen von unterschiedlichsten Anbietern aufgebaut werden, wäre keine einzige auch in naher Zukunft in der Lage, solche Strommengen abzugeben.

Rund 145.857 Ladepunkte gab es im September 2024 laut Statistik in Deutschland, davon geben etwa 21.000 mehr als 150 kW Ladeleistung ab. Die neueste Generation von Tesla-Superchargern kommt auf eine Leistung von 500 Kilowatt. Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands verwies gegenüber tagesschau.de. dann auch darauf, dass für den Erfolg die Rahmenbedingungen der Technologie stimmen müssten, „wie eine ausreichende Energiezufuhr an den Ladestellen“.

BYD hat bei Ladeleistung keine Chance

Für BYD ist es also noch ein weiter Weg. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass dessen neuestes Modell auf dem europäischen Markt, der BYD Atto 2, mit maximal 65 kW geladen werden kann. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz geradezu lächerlich. Selbst der ab der Comfort-Linie besser ausgestattet BYD Dolphin hat mit seinen maximal 88 kW keine Chance: Ein Cupra Born etwa kommt auf bis zu 135 kW, der neue Opel Astra Electric auf wenigstens 100 kW Ladeleistung.

All das dient mit zur Erklärung, warum BYD in Deutschland immer weniger Autos verkauft – und das auf bereits zuvor extrem niedrigen Niveau.

  • Im November 2024 hatten BYD laut Kraftfahrtbundesamt 431 Zulassungen verzeichnet
  • Im Februar dieses Jahres waren es noch 185 – ein Einbruch um fast 60 Prozent

BYD-Werk in Ungarn unter der Lupe

Dass dies auch den hohen Preisen geschuldet ist, die BYD aufruft, ist ebenfalls kein Geheimnis. Mit einem eigenen Werk in Ungarn will der Konzern wenigstens bald den EU-Sonderzoll umgehen, noch 2025 sollen die ersten Autos dort vom Band rollen. Doch dies war eine weniger schöne Schlagzeile aus dieser Woche: Die Europäische Union nimmt laut der Financial Times das Werk unter die Lupe.

Dabei gehe es um die Frage, ob die Anlage von unzulässigen chinesischen Subventionen profitiert habe. Die Untersuchung sei in einem vorläufigen Stadium, heißt es. Sollte sich jedoch herausstellen, dass das BYD von unfairer staatlicher Hilfe profitiert habe, könnte die EU den Konzern zwingen, „sich von Vermögenswerten zu trennen, die Kapazität zu reduzieren oder die Subventionen zurückzuzahlen“, schreibt das Handelsblatt. Auch eine Strafe sei denkbar.

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