BYD-Aktie: Sie wollen richtig Kasse machen!

BYD ist an der Börse erfolgreich, aber bislang nicht in Deutschland. Das liegt vor allem an den Preisen für die Elektroautos: Sie sind ungefähr doppelt teuer wie in China

Auf einen Blick:
  • BYD verkauft bislang kaum Autos in Deutschland, 54 waren es im Mai
  • In China stellte der Hersteller dagegen einen neuen Absatzrekord auf
  • Der Hintergrund: In der Heimat kosten die Elektroautos nur rund die Hälfte
  • Dennoch will sich BYD hierzulande perspektivisch einen Markanteil von bis zu 10 Prozent sichern
  • An der Preispolitik für Europa müsste der Hersteller dafür fraglos etwas ändern

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Anfang Juni befand sich die Aktie von BYD im Vorwärtsgang: Nach einem kleinen Rücksetzer Ende Mai, als die Papiere des chinesischen Batterie- und Fahrzeugkonzerns wieder unter der Marke von 30 US-Dollar gehandelt wurden, hatten sie sich bis zum Donnerstag vergangene Woche an der Nasdaq bis auf 34,98 Dollar verbessert. Vor dem Wochenende allerdings erlitt die BYD-Aktie einen kleinen Dämpfer, ging nach einem Minus von knapp zwei Prozent bei 34,31 Dollar aus dem Handel. In der laufenden Woche bestätigte sich der Trend. Die Aktie verlor bis zum Handelsschluss am Freitag binnen Wochenfrist knapp 5 Prozent. Aus Deutschland allerdings kommen nun markige Sprüche vom neuen Star an Chinas Autohimmel – der hierzulande nicht mal eine Sternschnuppe ist.

BYD verkauft kaum Autos in Deuschland

Zwar ist der chinesische Konzern bereits seit Anfang des Jahres auf dem deutschen Markt vertreten, die bisherigen Verkaufszahlen allerdings sind geradezu verschwindend. Laut offizieller Statistik des Kraftfahrtbundesamtes wurden im Mai 2024 von BYD gerade einmal 54 Fahrzeuge zugelassen. Die Gesamtzahl der bundesweiten Zulassungen lag im Vormonat bei 246.966 Pkw. Mit anderen Worten: Von BYD stammten genau 0,00022 Prozent.

Doch auch wenn man nur die Zulassungen vollelektrischer Pkw (BEV) berücksichtigt, bleiben die Autos der Chinesen ein Nischenprodukt. Laut Kraftfahrtbundesamt erreichten die Stromer insgesamt ein Plus von 46,6 Prozent gegenüber dem Mai 2022, ihr Anteil an den Neuzulassungen betrug 17,3 Prozent. Damit waren rechnerisch 42.725 Exemplare der Neuen reine Elektroautos, und nur 0,0013 Prozent von diesen stammten von BYD. In den ersten fünf Monaten des Jahres hat der Hersteller hierzulande insgesamt erst 165 Elektroautos ausgeliefert.

Sie wollen bis zu zehn Prozent Markanteil

Eigentlich ein Witz. Das hindert den BYD-Vertriebschef für Deutschland allerdings nicht daran, seine ehrgeizigen Pläne für den hiesigen Markt zu postulieren. „Wir wollen mittelfristig schon rund fünf bis zehn Prozent in dem Elektrosegment haben“, wird Lars Pauly aktuell vom Manager Magazin zitiert.

  • Einen Zeitpunkt für die Umsetzung nannte der Vertriebschef demnach nicht
  • Derzeit sei er „mit dem Aufbau der Vertriebsstrukturen beschäftigt“

Unternehmen wie BYD, das 1995 als Batterieproduzent startete, müsse man allein technologisch langfristig ernst nehmen, findet Pauly. In Deutschland schiele man vor allem auf preissensible Kundschaft, erklärte er laut des Berichts. Man wolle ein „erreichbares Elektrofahrzeug“ anbieten und in Preissegmenten unterwegs sein, „wo andere vielleicht mittel- bis langfristig nicht aktiv sein werden“.

BYD verlangt in Europa den doppelten Preis

Bislang allerdings kann davon keine Rede sein. Im Gegenteil versucht der Hersteller bei den europäischen Kunden richtig Kasse zu machen, wie man bei einem – im Unterschied zu China – unzensierten Internet leicht recherchieren kann: Dort nämlich wird etwa der BYD Atto 3 laut des Branchenportals Autoflotte für umgerechnet etwa 25.000 Euro angeboten. Die für den europäischen Markt angepasste Version kostet in der einfachsten Ausstattungsvariante „Comfort“ aktuell hingegen 44 625 Euro, ist damit fast doppelt so teuer. Und das ist kein Einzelfall.

Dem Portal ecomento.de zufolge wird der BYD Dolphin ab Herbst auch in Deutschland ausgeliefert, 4,29 Meter lang, 204 Elektro-PS stark. Der Wagen wird demnach mit einer 45-kWh-Batterie ab 30.000 Euro erhältlich sein. Eine Variante mit 60-kWh-Batterie soll für 38.000 Euro angeboten werden. Allerdings: Laut elektroauto-news.net hatte der Dolphin für das Modelljahr 2024 in China ein Upgrade erfahren „und wird dort innerhalb der Preisspanne von umgerechnet 15.700 Euro bis 18.450 Euro erhältlich sein“, wie es im Dezember hieß.

  • Für das Elektroauto ruft BYD demnach hier sogar mehr als den doppelten Preis auf als in der Heimat
  • Dies ist zweifellos mit ein Grund dafür, dass sich deutsche Kunden bislang derart zurückhalten

In China stellte BYD neuen Absatzrekord auf

Ob BYD an seiner Preispolitik etwas ändern wird, bleibt abzuwarten. In China jedenfalls hat der Konzern auf die Rabatte des größten Konkurrenten, dem US-E-Auto-Pionier Tesla, längst reagiert und ebenfalls die Preise gesenkt. Andere Anbieter folgten, zuletzt sogar Premium-Hersteller NIO. Das aufstrebende Start-up hatte sich monatelang geweigert, beim Preiskampf einzusteigen – und hatte dies mit einer Halbierung der Absatzzahlen zwischen Februar und Mai, nun ja, teuer bezahlt.

BYD hingegen ist in der Heimat, wohl auch der tatsächlich günstigen Preise wegen, extrem erfolgreich. Die Chinesen brachten im Mai 2024 insgesamt 238.643  Elektroautos und Plug-in-Hybride auf die Straße, was einer Steigerung um 108 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Es war zugleich ein neuer Monatsrekord. Uns so sind die Analysten beim Batterie- und Fahrzeugkonzern weiterhin extrem zuversichtlich.

Kursziele für BYD-Aktie bis 74 US-Dollar

Das durchschnittliche Kursziel aus derzeit 24 Analysen liegt laut marketscreener.com für die BYD-Aktie derzeit bei umgerechnet 43,30 US-Dollar. Die Experten sehen somit ein Kurspotenzial von weiteren 27 Prozent. Und daher

  • empfehlen 16 Analysten die BYD-Aktie zum Kauf
  • sechs Experten raten zum Aufstocken des Bestandes
  • zwei plädieren fürs „Halten“ der Papiere

Der mutigste unter den Analysten glaubt gar an einen Kurs von 74 Dollar. Dafür müsste sich die BYD-Aktie im Wert weit mehr als verdoppeln.

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