BYD-Aktie: Sie überschlagen sich fast!

Der BYD Dolphin wird von Medien in Deutschland derzeit als „neuer Volkswagen“ gehandelt. Die bisherigen Absatzzahlen der Chinesen sprechen eine andere Sprache.

Auf einen Blick:
  • Die BYD-Aktie hinkt dem aufstrebenden Wettbewerber NIO aktuell deutlich hinterher
  • Operativ ist der chinesische Batterie- und Fahrzeugkonzern allerdings auf der Erfolgspur
  • Das gilt jedoch nicht für Deutschland, wie die Zulassungszahlen 2023 beweisen

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von BYD hat im Laufe des Monats Juli ganz ordentlich zugelegt. Von glatt 32,00 US-Dollar zum Handelsschluss am 30. Juni ging es bis vor dem Wochenende in New York mit den Papieren des chinesischen Batterie- und Fahrzeugkonzerns noch einmal gut fünf Prozent nach oben auf aktuell 35,35 Dollar. Und doch ist das Plus von insgesamt zehn Prozent für die BYD-Aktie relativ zu sehen, wenn der aufstrebende Konkurrent NIO im gleichen Zeitraum mehr als 40 Prozent zulegte. An der operativen Stärke des Herstellers hingegen besteht kein Zweifel, allerdings nicht in Deutschland.

BYD will in Europas Top fünf

Man könnte einen anderen Eindruck bekommen, wenn man die heimischen Medien verfolgt, die sich derzeit bezüglich BYD fast überschlagen: „BYD Dolphin könnte ein neuer Volks-Wagen werden“, titelte am Donnerstag etwa der Sender n-tv auf seiner Homepage. Der chinesische Autobauer BYD habe „den Tigersprung nach Europa minutiös geplant“, schreibt der Stern. Dafür bringe der chinesische Konzern sechs Modelle mit, um substanziell Fuß zu fassen. „Doch damit enden die Ambitionen der Chinesen nicht, sie wollen unter die Top fünf der erfolgreichsten Automobilhersteller in Europa. Vorerst.“

Nun gut, was eben dabei herauskommt, wenn man seine Geschichte ausschließlich auf die Aussagen von BYDs Vize-Europachef, Brian Yang, und Marken-Manager Yunfei Li stützt: „Wir haben uns 20 Jahre auf diesen Moment vorbereitet“, wird dieser vom Stern zitiert. In den Ohren der deutschen Manager klinge dies „wie eine Drohung“, glaubt der Stern-Autor. Die Unternehmenswirtschaft des chinesischen Autobauers werde auf Attacke-Modus gestellt. „Das heißt, dass BYD mehr in die Entwicklung investiert als Profit eingefahren wird“, so der Bericht. Im vergangenen Jahr habe der Reingewinn des chinesischen Unternehmens 2,4 Milliarden US-Dollar betragen, während 2,9 Milliarden US-Dollar in die Forschung geflossen seien.

In China VW von der Spitze verdrängt

Das mag alles stimmen. Und in der Tat hat BYD den Automarkt in China ordentlich aufgemischt. Im ersten Halbjahr hat der Hersteller beispielsweise VW von der Spitze bei den Zulassungszahlen verdrängt. So wurden in den ersten sechs Monaten 2024 mehr als 1,25 Millionen Fahrzeuge verkauft. Das war eine Steigerung um 96 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022. Die vom Management angestrebte Verdopplung scheint damit realistisch:

  • 2022 hatte BYD rund 1,86 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert
  • Dies war gegenüber dem Vorjahr bereits fast eine Verdopplung
  • 3,6 Millionen Fahrzeuge sollen es in diesem Jahr möglichst werden

Der Haken allerdings ist: Deutschland wird für dieses Ziel so gut wie nichts beitragen. Obwohl schon das gesamte Jahr in Deutschland am Markt vertreten, trotz massiver Medienpräsenz und markigen Ansagen aus dem Management, spielt BYD hierzulande keine Rolle. Überhaupt keine.

BYD verzeichnet kaum Zulassungen in Deutschland

Laut Kraftfahrtbundesamt wurden zwischen Januar und Juni knapp 1,4 Millionen Pkw in Deutschland zugelassen, 1.396.870  Stück um genau zu sein. Davon stammten beispielsweise 260.470 von VW (rund 18,4 Prozent) – und genau 228 Exemplare (!) von BYD. Das sind ziemlich genau 0,00016 Prozent aller Zulassungen. Und nein, diese Zahl enthält keine Null zu viel. In den Lobeshymnen der Medien dazu allerdings kein Wort, ein Blick in die Zulassungsstatistik hätte genügt.

Stattdessen orakelt man bei n-tv, dass im letzten Quartal in Form des BYD Dolphin „zum ersten Mal ein gleichermaßen alltagstaugliches wie bezahlbares Elektroauto aus China an die Ladesäule dränge, das damit das Zeug zum Massenmodell hat“, wie es heißt. Denn wenn der chinesische Marktführer BYD den Dolphin ins Land hole, wirkten die elektrischen Einstiegsmodelle der deutschen Hersteller „noch teurer, als sie ohnehin schon sind“. Ein Grundpreis von 30.990 Euro mache den 4,30 Meter langen Fünftürer zu einem der günstigsten vollwertigen E-Autos am Markt, glaubt man bei n-tv.

BYD wohl mit Milliardengewinn im 1. Halbjahr

Was in dem Artikel jedoch keine Erwähnung findet, das ist der unfassbare Aufschlag, den BYD in Europa für seine Fahrzeuge verlangt. Denn laut elektroauto-news.net hatte der BYD Dolphin für das Modelljahr 2024 in China ein Upgrade erfahren „und wird dort innerhalb der Preisspanne von umgerechnet 15.700 Euro bis 18.450 Euro erhältlich sein“, so der Bericht vom Dezember. Wenngleich wohl nicht exakt baugleich, entspricht dies in der Exportvariante schlicht einer Preisverdopplung. Ob sich an den Absatzzahlen in Deutschland angesichts dieser Preispolitik bald etwas Entscheidendes ändert, mag zumindest bezweifelt werden.

Durch die enormen Zuwächse im Heimatmarkt allerdings ist BYD überaus erfolgreich – und im Gegensatz zu NIO längst profitabel: Der Nettogewinn dürfte laut Medienberichten im ersten Halbjahr 2024 bei umgerechnet bis zu 1,46 Milliarden Euro liegen. Das wäre eine Steigerung um 225 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum – trotz Preiskampf in China unter anderem mit Tesla und VW. Und auch die Analysten sind laut marketscreener.com weiter positiv gestimmt.

  • Das durchschnittliche Kursziel liegt bei umgerechnet 44,91 US-Dollar
  • Damit sehen die 25 Analysten derzeit ein Potenzial von rund 30 Prozent
  • 23 raten zum Kauf, zwei zum Halten der Aktie, keiner empfiehlt den Verkauf
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