BYD-Aktie: Die Reaktion!

An der Börse kommt BYD aktuell nicht wirklich voran. Das gilt auch für den Fahrzeugabsatz der Chinesen in Europa. Doch das soll sich ändern, trotz EU-Strafzöllen.

Auf einen Blick:
  • Die BYD-Aktie hat sich binnen eines Monats um gerade einmal zwei Prozent verbessert
  • Dabei hatte der chinesische Fahrzeugkonzern im Juni einen Absatzrekord vermeldet
  • In Europa allerdings ist BYD bislang kaum vertreten, dazu belasten EU-Strafzölle
  • Der Konzern reagiert – und will neben Ungarn auch in der Türkei ein Werk bauen

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenngleich die Aktie von BYD die Woche an der Nasdaq mit einem Plus von 1,6 Prozent bei 31,06 US-Dollar beendete, wirklich voran kamen die Papiere des chinesischen Fahrzeugkonzerns damit nicht. Mit 30,45 US-Dollar war die BYD-Aktie vor genau einem Monat bewertet worden, der Aufschlag beläuft sich somit auf magere zwei Prozent. Gut möglich, dass die Diskussion um EU-Strafzölle den Wert weiterhin belastet, wenngleich BYD mit zusätzlichen Abgaben von 17,4 Prozent noch relativ glimpflich davon kommt. Und doch reagiert der Konzern auf die Maßnahme. Und das bereits zum zweiten Mal.

BYD will Werk in der Türkei bauen

Denn wie in dieser Woche bekannt wurde, hat BYD angekündigt, ein Werk in der Türkei zu bauen. Dies wurde laut Medienberichten durch das türkische Ministerium für Industrie und Technologie via X (vormals Twitter) bestätigt. Im Rahmen einer Erklärung des chinesischen E-Autoherstellers werde „die günstige geografische Lage“ der Türkei als zukünftiger BYD-Standort betont, da sie sowohl den asiatischen als auch den europäischen Märkten nahe sei, wie heißt es bei finanzen.net. „ Weiter erhoffe sich BYD von dem neuen europäischen Autowerk, seine Produktionskapazitäten zu verbessern und seine Logistik zu optimieren.“

Am 8. Juli 2024, drei Tage nach Inkrafttreten der neuen EU-Strafzölle, unterzeichneten BYD-Chef Wang Chuanfu und der türkische Industrie- und Technologieminister Mehmet Fatih Kacir laut Auto, Motor & Sport demnach die Vereinbarung zum Bau des neuen Werks in der Türkei. Nach BYD-Angaben werde das Werk eine Produktions-Kapazität von bis zu 150.000 Fahrzeugen im Jahr haben.

  • „Vorläufige Pläne sprechen von rund 25.000 Autos im Jahr direkt für den türkischen Markt und rund 75.000 für den Export in die EU“, so der Bericht
  • BYD profitiere von der im Jahr 1996 eingeleiteten Zollunion zwischen der Türkei und der Europäischen Union, die Neuwagenimporte zollfrei stellt

BYD kommt wohl statt VW

Die Türkei bietet laut der regierungsnahen Zeitung Yeni Safak viele überzeugende Faktoren für BYD als Standort, steht jedoch vor Herausforderungen aufgrund der volatilen politischen und wirtschaftlichen Lage. BYD hat eine Investition von etwa einer Milliarde US-Dollar angekündigt, um ein neues Werk mit bis zu 5.000 Beschäftigten zu bauen. Der genaue Standort ist noch unbekannt, aber Yeni Safak vermutet ein Gebiet in der Provinz Manisa, nordöstlich von Izmir.

Dort sollte ursprünglich eine VW-Fabrik entstehen, deren Planungen jedoch 2020 eingestellt wurden. Das Werk soll durch ein Forschungs- und Entwicklungszentrum ergänzt werden. Es ist nicht die erste Reaktion von BYD auf drohende Handelszölle: Vor demselben Hintergrund hatte BYD bereits 2023 den Bau einer Autofabrik in Ungarn beschlossen. Die erste europäische Produktionsstätte entsteht derzeit in Ungarn, diese soll  spätestens Ende 2025 den Betrieb aufnehmen.

In Europa bislang nicht angekommen

Letztlich scheint es BYD mit seinen Ambitionen in Europa also ernst zu meinen. Bislang allerdings ist der Erfolg ausgeblieben. Laut Wall Street Journal hat der Hersteller mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen, darunter schwache Marktnachfrage, hohe Preise, Qualitätskontrollen und interne Spannungen über die Geschwindigkeit der Marktdurchdringung. Probleme zeigten sich beispielsweise im Umgang mit Schimmel in transportierten Autos und der Anhäufung unverkaufter Fahrzeuge in europäischen Lagern, hieß es bereits im März.

In Europa verkaufte BYD 2023 etwa 16.000 Fahrzeuge, weit weniger als angestrebt. Wenig mehr als 4000 Elektroautos wurden davon in Deutschland abgesetzt. Und es wird schlimmer statt besser: Laut Kraftfahrtbundesamt hatten die Chinesen im ersten Halbjahr 2024 lediglich 1202 Zulassungen zu verzeichnen. Ein ziemliches Fiasko angesichts der hohen Investitionen.

BYD im Juni mit Absatzrekord

Ein Deal mit dem französischen Leasing-Unternehmen Ayvens, der Autoleasing-Einheit der französischen Bank Société Générale und größte, herstellerunabhängige Leasinggesellschaft Europas, soll dies künftig ändern. Auch die Dauerpräsenz als ein Hauptsponsor bei der Fußball-EM soll BYD einen Push geben.

Insgesamt allerdings läuft es, hatte BYD im Juni doch 341.658 Fahrzeuge ausgeliefert und damit die bisherige Bestmarke aus dem Dezember 2023 leicht überboten. Allerdings gingen nur rund acht Prozent der Autos in den Export. Der chinesische Hersteller ist somit bislang extrem abhängig vom heimischen Markt.

BYD-Kursziele stiegen zuletzt

Die Analysten allerdings bleiben mehrheitlich positiv gestimmt. Laut marketscreener.com ist das durchschnittliche Kursziel für BYD im zurückliegenden Monat sogar leicht von umgerechnet 36,30 auf jetzt 37,80 Dollar gestiegen. Die aktuell 29 Beobachter sehen bei den Papieren somit ein Kurspotenzial von immerhin 22 Prozent. Und auch die Einstufungen sind eindeutig:

  • 27 Analysten empfehlen BYD derzeit zum Kauf
  • ein Experte stuft die Aktie auf „Halten“ ein
  • ebenfalls nur einer rät zum Verkauf der Papiere

Nur an den Märkten kommt so viel Zuversicht bislang nicht an. Zwar hat sich die BYD-Aktie von ihrem Jahrestiefstand, ausgebildet bei 21,80 US-Dollar im Februar, ordentlich abgesetzt. Aufs Jahr gesehen hat BYD allerdings noch immmer ab Börsenwert eingebüßt.

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