BYD-Aktie: Davon kann keine Rede sein!

Die Aktie von BYD schwächelt, trotz extrem positiver Schlagzeilen. Noch aber mischen die Chinesen den Automarkt in Europa keineswegs auf.

Auf einen Blick:
  • Die BYD-Aktie erholt sich nur langsam von ihrem Kursknick vom Mittwoch
  • Enttäuschenden Zahlen aus der chinesischen Wirtschaft zeigten Wirkung
  • Dabei sehen deutsche Medien den chinesischen E-Autobauer „auf der Überholspur“
  • Das gilt bislang allerdings nur für den Heimatmarkt, die Exportquote ist mau

Liebe Leserin, lieber Leser,

nein, die zurückliegende Woche war zweifellos keine gute für BYD, zumindest nicht an der Börse. Nach enttäuschenden Zahlen aus der chinesischen Wirtschaft knickten auch die Papiere des Fahrzeug- und Batterieherstellers am Mittwoch ein. Nach einem Schlusskurs von 26,75 US-Dollar noch am Dienstag ging es mit der BYD-Aktie tags darauf hinab bis auf 24,90 Dollar – ein Abschlag von sieben Prozent. Mittlerweile notiert sie wieder etwas höher bei 25,35 Dollar, immerhin. Doch die Kursentwicklung will irgendwie nicht zu den aktuellen Schlagzeilen bezüglich des chinesischen Konzerns passen. Denn diese sind fast ausnahmslos positiv.

  • „Chinas Shootingstar BYD erobert den Markt für E-Autos und lehrt deutsche Autobauer das Fürchten“, titelte etwa Business Insider in der zurückliegenden Woche.
  • „BYD auf Überholspur: China-Automarke mischt die Branche auf“, lautete die Überschrift in der renommierten Wochenzeitung Die Zeit

Exportquote von BYD unter zehn Prozent

Möglicherweise lassen sich die Autoren von den ambitionierten Visionen des aufstrebenden Unternehmens blenden. Denn noch kann, zumindest hierzulande, von „Aufmischen“ faktisch keine Rede sein. Laut Kraftfahrtbundesamt fanden 2024 gerade einmal 4139 BYD-Modelle in Deutschland einen Abnehmer, das sind 0,14 Prozent der insgesamt 2,84 Millionen neu zugelassenen Fahrzeuge. Dass BYD im 4. Quartal 2024 mit weltweit mehr als 520.000 verkauften Elektroautos dennoch Tesla (484.507 Verkäufe) hinter sich gelassen hatte, lag fast ausschließlich am Erfolg im Heimatmarkt. Der Exportanteil von BYD betrug im Vorjahr weniger als zehn Prozent.

Das könnte sich ändern, keine Frage. Zumal sich in der vorvergangenen Woche laut Die Zeit die «BYD Explorer No. 1» auf den Weg gemacht hat. „Das von BYD gecharterte Frachtschiff sollte in Shenzhen Halt machen, um 7000 Autos zu laden und nach Europa zu bringen“, so der Bericht. Dass sich dadurch zugleich massenhaft Käufer finden, mag jedoch bezweifelt werden. Denn was sich grundsätzlich, trotz aktueller Nachlässen nicht geändert hat, das ist die zweigeteilte Preispolitik von BYD.

BYD verlangt fast so viel wie VW

Die Marke produziere viele Teile selbst „und verkauft ihre Modelle günstig in unterschiedlichen Segmenten, wodurch sie viele Kunden erreicht“, heißt es etwa bei Business Insider. In China biete BYD Neuwagen ab umgerechnet 10 000 Euro an. Soweit so korrekt. In Deutschland aber ist der damit gemeinte vollelektrische Kleinwagen BYD Seagull gar nicht zu bekommen. Und selbst wenn, würde er wohl das Doppelte kosten.

So zu sehen beim VW ID.3-Konkurrenten BYD Atto 3, der trotz Preisreduzierung 2024 hierzulande mit mindestens 37.990 Euro Listenpreis zu Buche schlägt, während der chinesische Bruder BYD Yuan Plus laut efahrer.com dort für umgerechnet 19.000 Euro zu haben ist. Kein Wunder also, dass auch Volkswagen in China seine E-Modelle sehr viel günstiger anbietet:

  • Derzeit gibt es den VW ID.3 in China laut Medienberichten für umgerechnet 20 800 Euro
  • In Deutschland kostet das Elektroauto in der Grundausstattung rund 40 000 Euro

BYD plant Produktionsstätten in aller Welt

So lange sich BYD an diesen Mondpreisen orientiert, wird sich der Erfolg in Deutschland kaum einstellen. „Während sich die Reichweite und Ladeleistung von Elektromodellen relativ gut entwickeln, krankt der Markthochlauf der Elektromobilität wesentlich an wettbewerbsfähigen Anschaffungspreisen im Vergleich zu Verbrennern“, wird Branchenexperten Stefan Bratzel auf tagesschau.de zitiert. Aktuell sei vor allem das Angebot in den unteren Fahrzeugklassen zu klein; chinesische Importe dürften kurzfristig kaum etwas ändern – wie wahr.

Langfristig hingegen könnte sich tatsächlich etwas tun. BYD plant in Ungarn sein erstes eigenes Werk auf europäischem Boden. In Mexiko soll eine Produktionsstätte entstehen, in Brasilien ist längst eine in Bau. In Indonesien, nach Indien, China und den USA das bevölkerungsreichste Land der Welt, soll ebenfalls eine Fabrik errichtet werden, wie diese Woche bekannt wurde.

  • Die Chinesen beabsichtigten laut Medienberichten dafür rund 1,3 Milliarden US-Dollar in die Hand zu nehmen
  • Zunächst aber erfolgte am Mittwoch der Verkaufsstart für die ersten drei batterieelektrischen BYD-Modelle

BYD-Kursziel reduziert, Kaufempfehlung bleibt

Es ist ein weiterer Schritt, noch aber ist BYD vor allem vom Verkaufserfolg im Heimatmarkt abhängig. Dass der Konzern im Vorjahr die anvisierten 3 Millionen Einheiten tatsächlich unters Volk brachte, gelang jedoch nur durch massive Rabatte. Das wiederum schlägt auf die Marge, was Beobachter zuletzt etwas vorsichtiger werden ließ. Die Analysten der lange extrem optimistischen Citigroup etwa prognostizieren laut Wallstreet Online „einen Druck auf das Umsatzwachstum und die Gewinnmargen des Elektroautoherstellers aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs in China“.

Und so reduzierte die US-Bank das Kursziel für die BYD-Aktie in der Vorwoche deutlich von zuvor 602 auf noch 463 Hongkong-Dollar, umgerechnet sind das aber noch immer knapp 60 US-Dollar. Die Analysten behielten ihre Kaufempfehlung für die Papiere angesichts des aktuellen Kursniveaus bei, erwartet die Citigroup bei den Papieren doch mittelfristig nichts weniger als eine Kursverdopplung. AllianceBernstein rief vor dem Wochenende für BYD-Aktie hingegen ein Kursziel von 334 Hongkong-Dollar auf. Mit umgerechnet knapp 43 US-Dollar immerhin ein Kurspotenzial von fast 70 Prozent.

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