Liebe Leserinnen und Leser,
BYD hat am Montag die Woche mit einem weiteren massiven Minus begonnen. Die Kurse sind um fast -4 % nach unten geschubst worden – und damit fragt sich die Gemeinde der Beobachter langsam, wie weit und wie schnell es für den Titel noch nach unten gehen kann. Die Notierungen sind allein in den vergangenen Tagen mehrfach kritisiert worden. China-Unternehmen wie BYD stehen aus vielen Gründen unter Druck.
Auf der anderen Seite gibt es noch immer Analysten – die gehen davon aus, so die Zusammenfassung auf Marketscreener, dass der Titel die Chance hat, massiv zu gewinnen. Wer hat in diesem Streit Recht?
BYD: Der große Streit
Die Chinesen haben in den vergangenen Wochen selbst quasi keine neuen oder vor allem andersartig neuen Nachrichten herausgegeben, die Misstrauen erzeugen könnten. Es sieht vielmehr so aus, als sollte die allgemeine Stimmung rund um China und dessen Wirtschaft die Märkte am stärksten beeinflussen. Die Stimmung in China ist gedrückt.
Die Wirtschaft schwächelt und die Zinsen werden dennoch wohl nicht gesenkt, heißt es derzeit an den Märkten. Das heißt wiederum, dass vor allem die Binnennachfrage nicht so gut verläuft wie gedacht – und dies kann auch die Automobilindustrie treffen. Die große Frage an den Märkten dazu dürfte sein, wie lange die Schwäche der Wirtschaft Chinas anhält und wie massiv sie ausfällt.
Die Sorge jedenfalls scheint größer zu sein als in den Jahren zuvor. Die Chinesen sind nun auch für andere Unternehmen aus dem Reich der Mitte zu einem Problem geworden, wie etwa die Kursverluste von JinkoSolar oder auch Nio zum Beispiel zeigen. Die Notierungen schwächeln allerdings auch aus einem anderen Grund, der gleichfalls mit der chinesischen Wirtschaft zusammenhängt.
China wird derzeit von den USA als großer Konkurrent mit etwas mehr Engagement beobachtet als bislang. Jedenfalls wird in den Vereinigten Staaten darüber gesprochen, die Zollpolitik zu ändern – ausgerechnet gegenüber den Unternehmen aus der Solar-Industrie wie auch bei der E-Mobilität.
Dies wird derzeit noch keine effektiv große Rolle spielen, sondern vor allem die Stimmung trüben. Das zeigen die Kurse.
Vielfältige Probleme in China?
Die Rahmenbedingungen sind auch in anderer Weise noch strittig. Denn in China wird in diesem Jahr gewählt. Aus dem einst so ruhigen diktatorischen Land wird nun gemeldet – dies wirkt nicht unglaubwürdig -, dass es einen internen Machtkampf gibt. Dies kann die Unsicherheit im Reich der Mitte und vor allem bei dessen Unternehmen bzw. den Unternehmen gegenüber noch einmal vergrößern.
Schließlich hat auch Warren Buffett bzw. Berkshire Hathaway als Indikator für China-Investitionen langsam den Rückwärtsgang eingelegt. Noch 2008 sagte er zum Einstieg bei BYD, um den Ursprungsfall wieder auf die Bühne zu holen: „Für China bin ich bullish. Langfristig hat China viel Potenzial.“ Dies hat er bzw. Berkshire Hathaway nun vielleicht neu eingeschätzt. Denn über die Zeit hat das Unternehmen immer wieder Aktienpakete von BYD verkauft. Konkret wurde der Anteil an BYD-Aktien um über die Hälfte zusammengestrichen.
Das sind Signale, die sich inzwischen auf den Kurs der Aktie und damit auch auf das Trend-Chartbild niederschlagen.
BYD Aktie Chart
Alle charttechnischen Signale, die noch von einem Seitwärtstrend sprechen konnten, sind inzwischen ad acta gelegt. Die Marke von 25 Euro war ursprünglich als bedeutende Haltelinie bezeichnet worden. Diese Linie kann BYD aktuell nicht verteidigen. Im Gegenteil: Mit weniger als 23 Euro ist der Titel mittlerweile so schwach wie lange nicht mehr.
Das Ganze macht sich auch in der Performance-Statistik des Unternehmens bemerkbar. Die Performance ist inzwischen extrem schwach. Denn die Aktie hat damit in den vergangenen drei Monaten mittlerweile wieder um mehr als -21 % nachgegeben. Im laufenden Jahr verlor BYD ausgehend von einem ohnehin schwachen Kurs „nur“ -6,3 %.
Die Kursperformance der BYD-Aktie
Letztlich zeigen die Trend-Analysen nur, dass BYD extrem unter Druck steht. Demnach sind fallende und vor allem auch schwache Kurse nicht mehr unwahrscheinlich. Das wiederum würde wirtschaftlich betrachtet überraschend sein. Denn BYD hat immerhin formal recht gute Zahlen. Der Konzern hat Monat für Monat gegenüber dem jeweiligen Vorjahr einen massiven Gewinn gemeldet. Der Konzern ist demnach zumindest 2024 deutlich stärker gewesen als 2022. Dies zeigt sich in der Statistik an den Börsen überhaupt nicht. Denn BYD hat dabei -13 % verloren – und so müsste angenommen werden, dass BYD also eher enttäuscht hat.
In der Bilanz zeigt sich so etwas nicht. Derzeit rechnen die Börsen für das noch nicht abgerechnete Jahr 2024 mit einem KGV von nur noch 16,8. Das wäre im historischen Vergleich dieser Aktie regelrecht günstig. Noch besser: Für das Jahr 2024 rechnen die Börsen derzeit auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen mit einem KGV von 13,5.
Das ist, wenn die Gewinnschätzungen stimmen, durchaus ein sehr niedriger Wert. Damit könnten Value-Investoren die Aktie als günstig einschätzen – aber: Warren Buffett und Co. haben sich wie beschrieben aktuell eher davon zurückgezogen. Deshalb gilt unverändert, dass die Stimmung kritisch ist.
Sichtbar wird dies auch beim Blick auf die Analysten. Die haben das Kursziel in den vergangenen Wochen nun angepasst oder weniger freundlich formuliert: gesenkt. BYD würde demnach „nur“ noch zwischen 35 und 37 Euro als Kursziel haben. Zuvor waren es immerhin 42 bis 43 Euro, zeigt die Umrechnung. Dennoch: Aktuell wären dies noch immer gut 65 %!
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