Boeing muss derzeit an vielen, vielleicht sogar zu vielen, Fronten gleichzeitig kämpfen. Mit am schwersten wiegen dabei sicherlich die anhaltenden Qualitätsprobleme, insbesondere mit dem Modell 787 Dreamliner. Das wird nach Einschätzung von Marktexperten dazu führen, dass der Flugzeugbauer auf absehbare Zeit im besonderen Fokus der amerikanischen Flugaufsicht, der FAA, stehen wird.
Immer mehr „Tipps“ an die FAA
Die letzten Jahre haben dabei sehr viel Porzellan in den Beziehungen zwischen dem Flugzeughersteller und der Aufsicht zerschlagen und ob das wieder gekittet werden kann, bleibt abzuwarten. Dazu gehört letztlich auch, dass seit den Vorkommnissen rund um den Alaska-Airlines-Flug mit einer neuen 737-Max-Maschine, wo ein Teilstück der Kabine abgerissen wurde, die Whistleblower-Meldungen deutlich zunahmen. Im Jahr 2023 waren es insgesamt 11 Whistleblower-Hinweise an die FAA, in diesem Jahr waren es bis Ende Mai schon 126 Tipps verschiedener Art.
Aber nicht nur das belastet die Zukunft des Unternehmens. Hinzu kommt, dass man mit seinen Neustart-Plänen nicht so zügig vorankommt wie erhofft. So hatte Boeing dieser Tage seine Zulieferer darüber informiert, dass man das ursprünglich für Juni avisierte Produktionsziel von 737-Maschinen von insgesamt 42 Stück pro Monat um drei Monate auf den September verschieben muss. Und on top kommt quasi die Aussage der Bank of America in einer neuen Analyse, dass man für die kommenden Jahre damit rechnet, dass die Gewinne und der Free Cashflow unter den Erwartungen bleiben werden.
Droht Boeing ein Junk-Rating?
Das lenkt den Blick dann noch auf ein weiteres Problemfeld. Denn inzwischen haben die drei führenden Ratingagenturen Moody´s, Standard & Poor’s und Fitch, davor gewarnt, dass sie ihr jeweiliges Bonitäts-Rating für Boeing weiter absenken würden. Das hieße, dass Boeing dann in den Non-Investmentgrade-Bereich fallen würde, dem sogenannten Junk-Bond-Bereich, landläufig auch Ramschniveau genannt.
Wenn das passiert, bedeutet das gleichzeitig, dass Boeing bei zukünftigen Anleihenemissionen deutlich tiefer in die Tasche greifen und mehr Zinsen zahlen muss. Wobei insbesondere die Jahre 2026-2029 erhebliche Refinanzierungen in Höhe von 2 bis über 4 Milliarden Dollar jährlich erfordern würden. Und das heißt unter dem Strich, dass die Finanzierungskosten steigen und damit erneut die Gewinne zusätzlich belastet werden.
Boeing Aktie Chart
Wie der Flugzeugbauer aus der Talsohle herauskommen kann
Fazit: Wenn es einmal schiefläuft, dann richtig. Boeing selbst kann am Ende nur wieder aus dieser Talsohle herauskommen, wenn man endlich die Qualitätsprobleme in den Griff bekommt. Dass die Abnehmer, also Fluggesellschaften, immer noch bereit sind, Boeing-Maschinen zu bestellen und zu kaufen, sieht man ja daran, dass der Auftragsbestand mit über 5.600 Maschinen weiterhin sehr hoch ist. Aber angesichts der starken Konkurrenz durch Airbus kann sich Boeing darauf sicherlich nicht ausruhen, erst recht nicht die Aktie.
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