BMW-Aktie: Wird doch noch alles gut?

Ein nicht unwesentlicher Teil der Produktion von BMW findet in China statt, was auch bei günstigen Stromern eine wichtige Rolle spielen dürfte.

Auf einen Blick:
  • BMW setzt weiterhin auf China als Standort für diverse Werke seines Joint Venture BMW Brillance Automotive.
  • Interessant ist das auch für mögliche günstige neue E-Autos, die gerade in der Gerüchteküche landeten.
  • Die Annäherung zwischen der EU und China sorgt da bei den Anlegern für Erleichterung.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

als die EU vor einigen Wochen in Aussicht stellte, aus China eingeführte E-Autos ab Juli mit Strafzöllen zu belegen, führte das nicht nur in Peking zu einem Aufschrei. Auch mancher hiesige Hersteller warnte vor den Konsequenzen. Mit als erstes kritisierte BMW den Schritt, was auch sehr nachvollziehbar ist. Schließlich fertigt das bayrische Unternehmen mit dem Joint Venture BMW Brillance Automotive nicht unwesentliche Teile seiner Flotte in Fernost, und das gerne auch für den Export. Erst im vergangenen Monat wurde gefeiert, dass mittlerweile sechs Millionen Fahrzeuge in China hergestellt wurden.

Allein in den letzten 15 Monaten sollen im Reich der Mitte über eine Million Autos von BMW vom Band gelaufen sein. Zum Vergleich: insgesamt stellte BMW im vergangenen Jahr laut „Statista“ etwa 2,7 Millionen Fahrzeuge her. China ist also für etwa ein Drittel des gesamten Produktion verantwortlich, sodass Importzölle den Hersteller direkt treffen und womöglich benachteiligen würden.

BMW: Alles halb so schlimm?

Entsprechend groß war die Erleichterung, als es am Wochenende Meldungen über eine Annäherung zwischen China und der EU gab. Über Strafzölle soll nun wohl noch einmal verhandelt werden. Einige Beobachter sehen dies als Erfolg von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an, der kürzlich Peking einen Besuch abstattete und sich auch über das Thema Einfuhrzölle unterhielt. Exakt feststellen lässt sich aber nicht, was in den Köpfen der chinesischen Regierung vorgehen mag.

Wer immer auch für das Umdenken verantwortlich sein mag: für BMW und Co. ergibt sich die Aussicht auf einen weiterhin freien Handel, was den Autobauern das Leben deutlich einfacher machen dürfte. Zwar sind die konkreten Verhandlungen noch abzuwarten und nicht jeder ist sich sicher, dass Peking es wirklich ernst meint. Dennoch gibt es so etwas wie einen Hoffnungsschimmer.

Die BMW-Aktie legt wieder zu

Als ein eben solcher wurde das Thema zu Wochenbeginn auch an der Börse behandelt. Die BMW-Aktie konnte mit Zugewinnen von 2,7 Prozent für ein kleines Ausrufezeichen in einem Chart sorgen, der in den vergangenen Monaten viel einstecken musste. Zwar reichte es noch nicht aus, um den Widerstandsbereich zwischen 90 und 96 Euro anzuvisieren. Es ging aber immerhin bis auf 89,64 Euro aufwärts, womit die Bullen sich schon mal in Stellung begeben.

BMW Aktie Chart

Wie auch immer es zwischen der EU und China weitergehen mag, es wird mit einiger Wahrscheinlichkeit großen Einfluss auf den Kurs von BMW nehmen. Denn der Konzern setzt nicht nur heute auf Standorte in China für die Produktion. Solche könnten in Zukunft sogar noch mehr an Bedeutung gewinnen. Auch bei BMW scheint die Erkenntnis angekommen zu sein, dass in den nächsten Jahren vor allem günstige Einstiegsmodelle bei E-Autos besonders gefragt sein werden.

Laut dem Magazin „Autocar“ bereitet man sich darauf in München wohl schon vor. Unter Berufung auf Aussagen des Managements und einige Insider wird darüber berichtet, dass das Portfolio ab dem Jahr 2027 um günstigere Modell erweitert werden soll. Dann soll der i1 das Licht der Welt erblicken. Ein Jahr später könnte der i2 folgen. Genaue Preise für diese Modell sind bislang noch nicht durchgesickert. Sie dürften aber aller Wahrscheinlichkeit nach ein gutes Stück unter dem rund 50.000 Euro teuren iX1 liegen, der momentan noch das Einstiegsmodell bei BMW darstellt.

Der Kostenfaktor

Ebenfalls unbekannt ist, wo BMW die neuen Modelle herstellen lassen könnte. Es drängt sich aber der Verdacht auf, dass China hier eine große Rolle spielen könnte. Denn um niedrige Verkaufspreise zu ermöglichen, sind möglichst geringe Produktionskosten unabdingbar. Jene fallen anderswo tendenziell höher aus. Speziell in Deutschland sehen die Hersteller diesbezüglich kaum Land. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass es hierzulande etwa doppelt so viel wie in China kostet, das gleiche Automobil herzustellen. Zurückzuführen ist das auf niedrigere Kosten für Personal und Material in Fernost.

Nettogewinn pro Quartal für BMW

Quartal
Mio. €
30.09.24
389
30.06.24
2.613
31.03.24
2.791
31.12.23
2.388
30.09.23
2.677
30.06.23
2.805
31.03.23
3.420
Entwicklung des Nettogewinns bei BMW

Will BMW also günstigere Elektroautos auf den Weg bringen und gleichzeitig nicht die Anleger durch sinkende Margen verprellen, führt an China wohl kaum ein Weg vorbei. Dementsprechend dürften viele Anleger momentan beide Daumen dafür drücken, dass die Politik sich auf eine verträgliche Lösung einigen kann und angedachte Importzölle schnell wieder beerdigt werden.

Die Weichen werden gestellt

Abseits von bunten Spekulationen über die Zukunft von BMW in China und Europa ist momentan festzustellen, dass die Nachfrage in Europa auch unabhängig von politischen Querelen nachgelassen hat. Das ist mit einer der Hauptgründe dafür, weshalb die BMW-Aktie es sich mittlerweile in zweistelligen Gefilden bequem gemacht hat. Umso wichtiger ist es allerdings, dass dem Unternehmen nicht noch weitere Steine in den Weg gelegt werden.

Sollte sich auf der politischen Bühne eine konkrete Lösung abzeichnen, könnte das an der Börse für weitere Erleichterung sorgen und bei BMW die Planungssicherheit spürbar erhöhen. In einem solchen Szenario wäre eine kräftige Erholung durchaus denkbar. Zugegebenermaßen beinhaltet dieser Ansatz einige Annahmen und es bleibt abzuwarten, was sich in den nächsten Tagen und Wochen tatsächlich ergeben mag. Es kann aber nicht schaden, die BMW-Aktie jetzt etwas genauer im Auge zu behalten. Möglicherweise wird gerade der Grundstein für ein Ende des im April gestarteten Abwärtstrends gelegt.

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