Liebe Leserin, lieber Leser,
leidgeprüfte Anleger von US-amerikanischen Wasserstoff-Aktien trauten am Dienstag beim Blick auf die Kurscharts möglicherweise kaum ihren Augen: Denn nicht nur Bloom Energy, das sich in den vergangenen Wiochen dem massiven Abwärtstrend im Sektor bereits entzogen hatte, legte bis Handelsschluss in New York um gut vier Prozent zu. Es war vor allem die Aktie von Plug Power, die überraschte: Um sogar elf Prozent schoben sich die Papiere des in massive Schieflage geratenen Herstellers von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren bis Börsenschluss nach oben. Und das offenbar ohne jeglichen Grund.
Plug Power zeitweilig mit 13 Prozent im Plus
Denn von Plug Power, das seit den Quartalszahlen von Anfang November an der Börse einen beispiellosen Absturz erlebt hatte, gab es am Dienstag keinerlei neue Nachrichten. Und so setzte die Aktie am Dienstag an den europäischen Märkten ihre Talfahrt zunächst unvermindert fort. Am Nachmittag drohte der Titel gar unter die Marke von 3 Euro zu fallen, notierte kurzzeitig bei 3,04 Euro. Doch dann eröffnete der Handel in New York und die unerklärliche Kauflust der Amerikaner ließ die Plug-Aktie auch hierzulande ansteigen. Letztlich ging es bei 3,39 Euro und einem Plus von 9,75 Prozent aus dem Handel.
In New York hingegen waren zwischenzeitlich 3,87 US-Dollar für Plug Power aufgerufen worden. Zum Schlusskurs von 3,42 Dollar am Montag war das ein Kurssprung um gut 13 Prozent. Nachbörslich ging es dann wieder etwas zurück auf 3,80 Dollar, was erwähnten elf Prozent entsprach. Grund zur Freude ist das allerdings kaum:
- Auf den Monat betrachtet hat Plug Power damit noch immer knapp 40 Prozent an Börsenwert eingebüßt
- Seit dem Jahreshoch, am 3. Februar bei 18,88 Dollar ausgebildet, beträgt der Abschlag sogar unfassbare 80 Prozent
Bloom Energy machte tatsächlich Gewinn
Bei Bloom Energy stellt sich die Lage völlig anders dar. Die Papiere des Brennstoffzellen-Herstellers waren noch im Oktober mitsamt der Branche mit in den Abgrund gerissen worden, doch die Anleger irrten sich. Denn das Unternehmen produziert und vermarktet vor allem Festoxid-Brennstoffzellen, so genannte Energy Server, die vor Ort Strom erzeugen – und ist damit völlig anders aufgestellt als etwa Plug Power, deren Zellen vor allem in Fahrzeugen zum Einsatz kommen sollen. Und im Gegensatz zum großen Wettbewerber machte Bloom zuletzt tatsächlich, bereinigt um alle außerordentlichen Belastungen (Non-GAAP), einen Gewinn.
Denn während bei Plug eine Zahlungsunfähigkeit innerhalb der nächsten zwölf Monate eine durchaus realistische Option ist, sollten keine neuen Geldquellen aufgetan werden, war Bloom Energy im dritten Quartal 2024 das für die Branche beinahe Unglaubliche gelungen: So vermeldeten die Amerikaner zum Monatsanfang laut des Anlegermagazins Der Aktionär zwischen Juli und September nicht nur einen Umsatzanstieg im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent auf 400 Millionen US-Dollar.
- „Der bereinigte Nettogewinn je verwässerter Aktie lag bei 0,15 Dollar“, hieß es in dem Bericht
- Ein Jahr zuvor hatte Bloom demnach noch einen Verlust von 0,20 Dollar je Anteilsschein ausgewiesen
Bloom-Aktie mit 40 Prozent im Monatsplus
„Mit den veröffentlichten Zahlen lag der Konzern deutlich über den Erwartungen des Marktes“, so Der Aktionär. So hatten die Analysten demzufolge durchschnittlich mit einem Verlust von 0,04 Dollar bei einem Umsatz von lediglich 369 Millionen gerechnet. Kein Wunder also, dass die Bloom-Aktie, ganz im Gegensatz zur Konkurrenz – von Ballard Power über Nel ASA bis ITM Power – im vergangenen Monat massiv an Wert dazugewann. Aktuell beläuft sich der Aufschlag auf knapp 40 Prozent. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Papiere damit im vergangenen Jahr noch immer mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt haben.
Die Analysten zeigen sich bei Bloom Energy dennoch nur verhalten optimistisch, muss das US-Unternehmen seine anhaltende Profitabilität doch erst noch nachweisen. Trotz diverser Kaufempfehlungen nach dem Quartalsbericht sank das durchschnittliche Kursziel für die Aktie laut marketscreener.com zuletzt sogar, von gut 25 US-Dollar Anfang November auf derzeit 20,57 Dollar.
- Damit trauen die aktuell 25 Analysten der Bloom-Aktie ein Plus von rund 50 Prozent zu
- Das höchste Kursziel liegt bei 32 Dollar, was ein Potenzial von 136 Prozent suggeriert
Plug-Aktie mit höheren Kurszielen
Plug Power hingegen, das gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC selbst einräumte, dass die aktuell vorhandenen Barmittel und zur Veräußerung verfügbaren Wertpapiere keine zwölf Monate mehr reichen, steht bei den Analysten aus ebenfalls nicht erklärbaren Gründen weitaus besser da. Zwar sank auch hier das mittlere Kursziel zuletzt, und zwar deutlich, mit einer aktuellen Prognose von 8,53 US-Dollar gehen die 30 Beobachter im Schnitt aber noch immer von weit mehr als einer Kursverdopplung aus.
Der Verwegenste unter den Beobachtern sieht Plug Power mittelfristig gar bei 25 Dollar. Dafür müssten sich die Papiere im Wert mehr als versechsfachen. Warum sie das tun sollte, bleibt dabei allerdings sein Geheimnis.
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