Bitcoin & Co.: Die Pläne der Federal Reserve!

In dieser Woche haben sich die Pläne der Fed hinsichtlich der Inflations-Bekämpfung konkretisiert. Wie werden die Krypotwährungen darauf reagieren?

Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche musste der Chef der US-Notenbank, Jerome „Jay“ Powell, den Politikern Rede und Antwort stehen. So fand am Mittwoch die Anhörung vor dem Repräsentantenhaus sowie am Donnerstag die Anhörung vor dem US-Senat statt. Ich habe insbesondere am Mittwoch die Anhörung verfolgt – und das war auch wichtig. Denn der Fed-Chef hat nicht nur demütig Fehler eingestanden, sondern vor allem auch einen Plan bezüglich der weiteren US-Geldpolitik vorgelegt.

Bevor ich näher auf diesen Plan eingehe, der für die Krypto- sowie die Aktienmärkte gleichermaßen wichtig ist, muss ich jedoch ein wenig ausholen. Fakt ist nämlich, dass Mr. Powell bereits Ende November/Anfang Dezember die geldpolitische Kursänderung der Fed deutlich gemacht hat. So sagte er seinerzeit, es sei nun angemessen das Wort „vorübergehend“ („transitory“) zur Beschreibung der Inflation in den USA zu streichen.

Damit war klar, dass die US-Notenbank die langsam ausufernde US-Inflation nicht mehr als vorübergehend ansieht und dementsprechend handeln muss und natürlich auch wird. Während die Anleger an den Krypto-Märkten dies verstanden haben, sahen das die Anleger an den Aktienmärkten zunächst noch etwas anders. Sonst kann ich mir jedenfalls nicht erklären, wie die Aktien – besonders US-Tech-Aktien – noch in einer Jahresendrally auf neue Allzeithochs getrieben wurden.

Die Krypto-Märkte dagegen hatten ihre Allzeithochs bereits Anfang/Mitte November gesehen und somit den geldpolitischen Kurswechsel der Fed quasi vorweggenommen. Wenn man so möchte, scheinen die Anleger an den Krypto-Märkten schlauer gewesen zu sein als die Anleger an den Aktienmärkten. Normalerweise unterstellt man dies nicht unbedingt den „Kryptorianern“, sondern eher den Profis an den Anleihemärkten. Aber gut.

Irgendwann, zu Jahresbeginn 2024, haben es dann aber auch die Anleger an den Aktienmärkten verstanden und so kam es hier zuletzt zu einem Ausverkauf. Inzwischen hat der US-Technologiesektor rund -20% von seinem Top verloren und auch an anderen Börsen sieht es nicht viel besser aus. Wobei man angesichts der neuen Geldpolitik der Fed nicht so schnell mit einer Trendwende rechnen kann bzw. sollte.

Mehrere Zinserhöhungen sind eingepreist, aber…

Inzwischen wird an den Aktienmärkten über acht, neun und mehr Zinserhöhungen in den USA im laufenden Jahr spekuliert. Mir ist das ehrlich gesagt ein wenig zu viel Panik. Es gibt gute Argumente dafür, dass sich die zuletzt hohe US-Inflation zum Teil selbst ohne irgendwelche geldpolitischen Maßnahmen der Fed etwas abschwächen könnte. So denkt China inzwischen wohl darüber nach, den bisher strikten Zero Covid-Kurs des Landes aufzugeben.

Dies wäre sehr positiv, weil so die weltweit immer noch gestörten Lieferketten noch schneller als ohnehin von mir erwartet vollständig wiederhergestellt werden könnten. Dies wiederum hätte eine Angebotsausweitung auf den Märkten zur Folge, die tendenziell deflationär wirken würde. Selbst ohne irgendeine Zinserhöhung der Fed würde ich die US-Inflation gegen Jahresende eher zwischen vier und fünf Prozent (aufs Jahr hochgerechnet) sehen als wie zuletzt bei 7,0 oder gar 7,5%.

Ferner wurden an den Aktienmärkten, eben durch die völlig verängstigten Anleger, inzwischen schon mindestens fünf Zinserhöhungen (um jeweils 0,25%) eingepreist. Ich halte jedoch vier bis maximal fünf Zinserhöhungen im laufenden Jahr für realistisch. Mehr nicht. Allerdings hatte ich persönlich zumindest zuletzt vor etwas ganz anderem Angst, nämlich dem sogenannten Quantitative Tightening (kurz: QT). Quantitative Tightening ist dabei das Gegenteil von Quantitative Easing.

Anstatt also Anleihe aufzukaufen, soll der Anleihebestand reduziert und so die Bilanz der Fed gekürzt werden. Diese ist nämlich im Rahmen der Maßnahmen zur Unterstützung der US-Wirtschaft im Zuge der Covid-19-Pandemie zuletzt auf sagenhafte neun Billionen US-Dollar angeschwollen. Zuletzt äußerten sich einige Mitglieder des zuständigen Fed-Gremiums, dem Offenmarktausschuss (FOMC), dahingehend, dass diese Bilanz um 2,5 Billionen US-Dollar schrumpfen sollte.

Aktives oder passives QT?

Dabei hätte die Fed zwei Möglichkeiten, ihre Bilanz zu verkürzen. Entweder sie handelt aktiv und verkauft Anleihen aus ihrem Bestand. Oder aber sie verkürzt ihre Bilanz passiv. Dabei würden von der Fed gehaltene Anleihen einfach bis zum Laufzeitende gehalten und so das Geld (inklusive der Zinsen) kassiert. Diese auslaufenden Anleihen würden dann einfach nicht mehr durch neue – wie es bisher war – ersetzt.

Passives QT wäre dabei ein deutlich kleineres Problem, denn der Liquiditätsentzug würde deutlich geringer ausfallen. Daher hatten viele Anleger genau darauf gehofft. Diese Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Tatsächlich hat der Fed-Chef in seiner Anhörung gesagt, dass die Notenbank auf ein passives QT setzen wird. Das Haupttool, um die US-Inflation unter Kontrolle zu bringen, soll der US-Leitzins (Fed Funds Rate) sein.

Die Pläne der Fed sind eigentlich tendenziell bullish!

Alles in allem verlief die Anhörung des Fed-Chef also aus Anlegersicht, ob nun Aktionär oder „Kryptorianer“, eigentlich bullish. Warum aber ging es dann nicht aufwärts, sondern am heutigen Freitag sogar eher abwärts? Nun, die Medien führen hierfür natürlich gerne die schreckliche Kriegssituation in der Ukraine an. Diese mag einen gewissen Einfluss haben, sie ist aber weniger der Grund.

Vielmehr ist es so, dass auch wenn die Fed die Wünsche der Anleger einigermaßen erfüllen möchte, die Liquidität (durch Zinserhöhungen und passives QT) natürlich dennoch eingeschränkt wird. Das ist nicht unbedingt sehr positiv zu sehen. Ferner ist es wohl so, dass die Anleger die Pläne der Fed zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen haben, aber letztlich nicht daran glauben, dass die Notenbank diese wirklich durchziehen kann.

Denn wenn die exorbitant hohe US-Inflation doch nicht zügig sinkt – die im Zuge des Kriegs in der Ukraine explodierenden Ölpreise sprechen dagegen –, müsste die Fed entweder die Leitzinsen schneller und stärker anheben als geplant oder doch ein aktiveres QT betreiben. Ich kann diese Ängste der Anleger sehr gut verstehen, denn ich bin selbst etwas skeptisch. Kurios ist, dass insbesondere auch die Kryptos nun davon profitieren würden, wenn die Inflation durch die Maßnahmen der Fed tatsächlich sinken würde. Wo viele im Bitcoin doch das digitale Gold und damit einen Inflationsschutz sehen…

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