Liebe Leser,
gemeinsam mit anderen Tech-Sektoren kommt die Biotechnologie-Branche derzeit so richtig unter die Räder. Das spiegelt sich auch in den entsprechenden Benchmarks wider. So notiert der Nasdaq Biotechnology auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2020 und es fehlen nicht mehr viele Punkte zu dem von mir letzte Woche angesprochenen möglichen Korrekturziel von 4.000 Zählern. Sollte dieser Bereich nicht als Unterstützung verteidigt werden, droht ein weiterer Abschlag von mindestens 100-200 Punkten.
Ein ähnliches Bild liefert auch der S&P Biotechnology Select Industry Index. Dieser ist zuletzt sogar noch stärker charttechnisch unter Druck geraten, was auf die entsprechende Zusammensetzung des Index zurückzuführen ist, der hier zum Beispiel auf etwas stabilisierende große Werte wie die Pharmafirmen verzichten muss.
In der Folge notiert der Index derzeit auf dem tiefsten Stand seit Mai 2020. Damit hat er schon eine wichtige Unterstützungszone im Bereich von 7.640 Zählern nach unten hin durchschlagen. Das derzeitige Niveau hat zwar auch einige Halte-Punkte aus 2020. Diese stehen allerdings auf sehr wackeligen Beinen. Im Endergebnis verbucht dieser Index seit Jahresbeginn ein Minus von fast 20 %, beim Nasdaq Biotechnology Index sind es knapp 15 % minus.
Vorsicht dominiert
Vor diesem Hintergrund sind natürlich derzeit Investments in der Breite nicht anzuraten, da keiner zuverlässig prognostizieren kann, wo es in den nächsten Tagen und Wochen tatsächlich hingeht. Wobei auch gesehen werden muss, dass einerseits die noch sehr frische Quartalsberichtsaison noch keine richtig positiven Impulse geben konnte. Wenn die für diese Woche angekündigten Zahlen von Apple und Microsoft enttäuschen (bzw. im Ausblick unter den Erwartungen bleiben) könnte die Talfahrt durchaus weitergehen. Über allem schwebt dann noch die Sorge über eine härtere Gangart der US-Notenbank bei den für dieses Jahr avisierten Zinserhöhungen.
In diesem Umfeld können sich auch die einzelnen Biotech-Aktien nur schwer gegen den allgemeinen Trend behaupten. Dennoch an dieser Stelle zwei, drei Namen, die sich Anleger weiterhin mindestens auf ihrer Beobachtungsliste merken sollten.
Gilead Sciences: Erweiterte Zulassung
Dabei geht es einerseits um Gilead Science. Das Unternehmen konnte gerade bekannt geben, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA eine beschleunigte Zulassung für einen erweiterten Einsatz des antiviralen Medikamentes Remdesivir erteilt hat. Remdesivir kann jetzt auch bei nicht stationär behandelten Erwachsenen und jugendlichen Patienten eingesetzt werden, die an Corona erkrankt sind und bei denen es eine erhöhte Gefahr eines schweren Verlaufs gibt. Remdesivir gilt aktuell schon als einer der Behandlungsstandards bei stationär behandelten Covid-19-Patienten.
Die Aktie von Gilead Science hat in diesem Jahr ebenfalls schon kräftig Federn lassen müssen. Hier schlägt seit Jahresbeginn ein Minus von rund 8 % zu Buche. Am Freitag konnte die Aktie allerdings gegen den Trend leichte Gewinne verbuchen und könnte das womöglich in dieser Woche weiter fortsetzen.
Valneva: Interessante Laborergebnisse
Wir bleiben noch beim Corona-Thema. Hier sorgt die französische Valneva ebenfalls für positive Schlagzeilen. Das Unternehmen, das gerade seinen ersten sogenannten Tot-Impfstoff gegen Corona an den Markt gebracht hat, hat neue Studienergebnisse vorgelegt. Dabei geht es um einen bislang inaktivierten Covid-19-Impfstoffkandidaten namens VLA2001. Die ersten Laborergebnisse sollen zeigen, dass dieser in der Lage ist, die Omikron-Variante zu neutralisieren.
Allerdings zeigt sich hier der Markt bis auf einen kurzfristigen Ausschlag nach oben weiterhin sehr bedeckt, weil immer noch die Zulassung in der Europäischen Union läuft. Außerdem geht es bei den verschiedenen Corona-Varianten ja auch um einen gewissen zeitlichen Wettlauf und wer da erst nur mit Laborergebnissen um die Ecke kommt, hat noch einen langen Weg vor sich, ehe womöglich ein tatsächliches Impf-Präparat verfügbar wäre. Dennoch sollte man Valneva weiterhin im Auge behalten.
Qiagen: Wird Übernahme ein Thema?
Und noch eine Kurzmeldung zum Schluss beim Thema M&A-Aktivitäten. Der deutsche Diagnostikspezialist Qiagen soll nach Medienberichten weiterhin Ziel eines potenziellen Übernahmeversuchs von Biomerieux sein. Die Franzosen sind knapp doppelt so groß wie Qiagen und sollen schon seit Ende letzten Jahres auf einen möglichen Deal (Übernahme/Fusion) hinarbeiten. Von der Gegenseite ist dazu eigentlich nichts Substanzielles zu hören.
Immerhin wird jetzt aktuell darüber spekuliert, dass Qiagen bei einer Fusion mit rund 54 Euro je Aktie bewertet werden könnte. Damit würde Qiagen mit rund 12-13 Mrd. Euro bewertet werden, ein Aufschlag von rund 25-30 % zum jetzigen Wert. An der Börse zünden diese Überlegung allerdings noch nicht, dazu liefert das allgemeine Börsenumfeld schlicht noch zu viele mögliche Stolpersteine. Wer in Qiagen investiert ist, sollte es allerdings unter diesen möglichen Perspektiven bleiben.
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