BioNTech: Wer hätte das geahnt?

Lieber Leser,

die Impfstoff-Suche geht weiter. Wir haben uns in den vergangenen Tagen zumindest darüber „gefreut“, dass BioNTech einen Impfstoff bei der EU-Zulassungsstelle, der EMA, prüfen lassen kann. Nun kommt es zu einem Rückschlag, der interessant genug ist – und die Börsen sehen derzeit noch nicht genau hin. Es ist – so mein Eindruck – vor allem ein politisches Schauspiel in den USA. Dies zeigt auf indirekte Weise zudem, wie riskant es ist, sich bei den Geldanlagen auf Unternehmen verlassen zu müssen, die von den politischen Rahmenbedingungen abhängen.

BioNTech: Falle FDA

Holen wir aus: Donald Trump hat für die Präsidentschaftswahlen am 3. November unter anderem den Impfstoff als großes Thema auserkoren. Der Impfstoff liege bis dahin vor, hieß es. Damit hätte er sich als Retter in der Not präsentieren können, so zumindest die stille Hoffnung.

Die Rechnung hat er nur verkürzt vollzogen. Denn jetzt hat die US-Gesundheitsbehörde FDA zumindest ihm, allerdings auch den Herstellern, einen gewaltigen Strich durch diese Rechnung gemacht. Die FDA verfügte, dass zumindest die Hälfte aller Testkandidaten der entscheidenden Phase III der Studie jeweils zwei Monate lang beobachtet werden müssen. Erst dann sei die Zulassung überhaupt zu entscheiden.

Dies ist schlicht eine neue Bedingung, die jedenfalls aus meiner Sicht verhindert, dass ein neuer Impfstoff zugelassen werden könnte, bis die Wahl stattfindet. Rechnen wir: Nehmen wir an, die Zulassung würde binnen weniger Tage erfolgen, sagen wir innerhalb einer Woche (weil das Virus die Geschwindigkeit erfordere).

Sagen wir, ab dem 24. Oktober würde dann die FDA die Zulassung prüfen müssen. Dann hätten bis zum 24. August – rückwirkend – jeweils die Hälfte der Probanden der Studienphase III geimpft worden sein müssen, damit dieser Prozess noch „rechtzeitig“ beendet wird.

Das dürfte keinem Unternehmen gelungen sein. BioNTech hatte Ende September die Hälfte der gut 43.000 Testkandidaten geimpft, ist den Angaben zu entnehmen. Damit fällt dieses Unternehmen (zusammen mit Pfizer, dem Partner) aus. Das bedeutet auch, dass die mit hoher Sicherheit alle anderen Kandidaten ausfallen – denn BioNTech war bis dato an der Spitze (hinsichtlich der Zulassungsgeschwindigkeit), wobei sich die Daten mangels Öffentlichkeit über die tatsächliche Impfung von 50 % der Probanden nicht vergleichen lassen.

Aber zumindest für BioNTech lässt sich sagen, dass es jetzt in den USA bis zumindest Anfang Dezember dauern dürfte, bis die Zulassung überhaupt vorliegen kann. Die USA sind bis dato der Hauptkunde und hatten 100 Millionen Impfstoff-Dosen verbindlich bestellt. Donald Trump hat mit Zitronen gehandelt – und BioNTech in den vergangenen Tagen zumindest bezogen auf die USA auch. Immerhin aber läuft der Zulassungsprozess bei der EMA, der EU-Behörde, mit fortlaufenden Daten. In der EU könnte die Zulassung früher erfolgen – wenn alles gut geht. Der Aktienkurs wurde etwas gebremst, der Aufwärtstrend stockt, die Chancen bleiben indes aussichtsreich.

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