Liebe Leserin, lieber Leser,
verkehrte Welt an den Aktienmärkten: Während die Papiere von BioNTech, mit seinem Corona-Impfstoff weltweit erfolgreich, vor dem Wochenende unter Druck geraten war, legte die Valneva-Aktie im Xetra-Handel noch einmal leicht zu und schloss mit rund zehn Prozent im Wochenplus. Die Enttäuschung an den Märkten ob des ausbleibenden Erfolgs des COVID-19-Impfstoffes der Franzosen scheint nachzulassen, während der Erfolg von BioNTech/Pfizer möglicherweise auf nicht ganz sauberem Weg zustande gekommen sein könnte, was die Anleger offenbar verunsichert.
BioNTech/Pfizer und die EU-Deals
Denn seit Freitag ist klar: Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun zu Impfstoff-Käufen der EU. Die europäische Kommission hatte während der Corona-Pandemie milliardenfach Impfstoffdosen geordert, vor allem Produkte von BioNTech/Pfizer. „Die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) bestätigt, dass sie Ermittlung über den Erwerb von Covid-19-Impfstoffen in der Europäischen Union führt“, teilte die Behörde am Freitag laut Medienberichten mit.
Diese Bestätigung erfolge „aufgrund des extrem hohen öffentlichen Interesses“, so die Berichte. Weitere Einzelheiten würden zum jetzigen Zeitpunkt von der Behörde allerdings nicht bekannt gegeben, hieß es etwa bei der Tageszeitung Die Welt.
Was lieg mit Urusla von der Leyen?
Besonders kritisiert wird demnach seit Monaten vor allem ein Deal über bis zu 1,8 Milliarden Dosen von Biontech/Pfizer vom Frühjahr 2021. Das Vertragsvolumen sei damals auf 35 Milliarden Euro geschätzt worden, so die Welt. Wie die New York Times berichtet habe, war der persönliche Kontakt zwischen Kommissionspräsidentin Ursua von der Leyen und Pfizer-Chef Albert Bourla „für den Abschluss entscheidend“. Dabei sollen sie auch SMS ausgetauscht haben.“
Einsicht in die Textnachrichten lehnte die EU-Kommission gegenüber Journalisten demnach ab, auch gegenüber dem Europäischen Rechnungshof zeigte man sich verschlossen. Die Europäische Bürgerbeauftragte Emily O‘Reilly hatte das Handeln der EU-Kommission daraufhin scharf kritisiert – und das Gebaren hat nun offensichtlich Konsequenzen.
Weiter hohe Kursziele für BioNTech-Aktie
Die Märkte reagierten nervös. Zuletzt schien sich die BioNTech-Aktie wieder zu stabilisieren, nachdem die Papiere des Mainzer Unternehmens am 22. September bis auf 126,50 Euro zurückgefallen waren. Noch ist dieser Kurs ein Stück weit entfernt, zumal sich die BioNTech-Aktie am Montag im Vormittagshandel leicht verbessert hat, allerdings auch der Höchststand bei 335 Euro von Ende November 2021:
Die Analysten halten BioNTech ohnehin weiterhin für unterbewertet. Die Privatbank Berenberg hält gar mehr als eine Kursverdopplung für möglich, sie hatte die Einstufung der Aktie nach einem Gespräch mit dem Management Ende September auf „Buy“ mit einem Kursziel von 312 US-Dollar belassen. Auch andere blieben zuversichtlich, wenngleich nicht ganz so euphorisch:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Deutsche Bank | 180,00$ | +32,72% |
Goldman Sachs | 200,00$ | +47,47% |
JP Morgan | 183,00$ | +34,94% |
„Strong Buy“ und neues Kursziel für Valneva-Aktie
Dennoch hat der französische Wettbewerber Valneva in der zurückliegenden Woche BioNTEch an der Börse hinter sich gelassen. Ein möglicher Grund: Laut der Agentur Bloomberg haben Analysten der zur französischen Bankengruppe BNP gehörende Portzamparc das Kursziel für die Valneva-Aktie in der vergangenen Woche zwar von 11,10 auf 9,50 Euro reduziert. Angesichts des aktuellen Kursniveaus von rund 6,30 Euro aber hoben sie Empfehlung für die Papiere von „Halten“ auf „Strong Buy“. Und in der Tat sehen die Experten ein aktuelles Kurspotenzial von immerhin gut 50 Prozent.
Damit sind die Franzosen sogar noch ausgesprochen konservativ: Trotz des Reinfalls mit dem inaktivierten COVID-19-Impfstoffes erwartet die Analystenmehrheit noch einiges von Valneva an der Börse. Laut marcetscreener.com
- beträgt das mittleres Kursziel für die Valneva-Aktie 12,00 Euro, was 91% Kurspotenzial entspricht
- die Erwartung am oberen Ende der Preisspanne liegt bei 17,00 Euro, ein erwartetes Plus von 170%
- selbst das niedrigste Kursziel von 8,00 Euro geht von einem Kursanstieg um rund ein Viertel aus
Valneva-Impfstoff gegen Chikungunya
Und klar, der Kampf gegen Corona ist nicht das einzige Feld, in dem Valneva aktiv ist. So gab das Unternehmen in der Vorwoche bekannt, dass es seinen Chikungunya-Impfstoffkandidaten VLA1553 im vierten Quartal 2024 auf mehreren führenden wissenschaftlichen Konferenzen vorstellen wird. Chikungunya ist eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung, bis zum Juli 2024 waren allein in Nord- und Südamerika laut Valneva mehr als 3 Millionen Fälle gemeldet worden.
„Während die Sterblichkeitsrate bei CHIKV gering ist, ist die Morbidität hoch und der weltweite Markt für Impfstoffe gegen Chikungunya wird bis 2032 auf über 500 Millionen Dollar jährlich geschätzt“, so Valneva. Es werde zudem erwartet, dass die medizinische und wirtschaftliche Belastung noch zunehme, da sich die primären CHIKV-Mückenüberträger geografisch weiter ausbreiteten. Noch gibt es laut Valneva keine präventiven Impfstoffe oder wirksamen Behandlungen, „so dass Chikungunya eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt“.
Valneva führt Studie in Brasilien durch
Valneva hatte im August 2024 bei der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) einen Antrag auf eine Biologics License Application (BLA) zur Zulassung des Impfstoffkandidaten für Personen ab 18 Jahren eingereicht. Dieser Zulassungsantrag folgte laut Mitteilung auf finale Phase 3-Daten, die im März 2024 veröffentlicht worden waren, und auf finale Ergebnisse zur Chargenkonsistenz die im Mai 2024 veröffentlicht wurden.
In Brasilien wird nach Unternehmensangaben derzeit eine klinische Studie mit VLA1553 bei Jugendlichen durchgeführt, was künftige Zulassungsanträge in dieser Gruppe unterstützen könnte, falls VLA1553 für Erwachsene zugelassen wird. Valneva plant, in der ersten Hälfte 2024 entsprechende Anträge auch in Europa einzureichen.
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