Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktien von BioNTech (Mainz) und Moderna (Cambridge, USA) hatten zuletzt an der Börse ziemlich zu kämpfen. Für beide Impfstoff-Hersteller ging es an den Börsen lange Zeit eher nach unten. Nun aber hat sich das zumindest vorübergehend geändert: Die Moderna-Aktie zog am Dienstag zwischenzeitlich knapp zweistellig bis auf 115,89 US-Dollar an, die Aktie von BioNTech wurde kurzzeitig ebenfalls mit nach oben gerissen. Denn Grund zur Zuversicht hatte vor allem das US-Unternehmen. Die Deutschen hingegen profitierten von einem eigenen Erfolg zunächst nicht.
Moderna mit Fortschritten bei Krebs-Impfstoff
Doch zunächst zum Tagesgewinner: Die Moderna-Aktien stiegen am Dienstag zeitweilig zweistellig auf ein Drei-Monats-Hoch, nachdem der mit Merck entwickelte individualisierte Krebsimpfstoff des Unternehmens laut Medienberichten in einer Studie im Frühstadium bei Patienten mit einer Art Kopf- und Nackenkrebs positive Reaktionen gezeigt hatte. „Der Impfstoff, der das Immunsystem von Patienten darin schulen soll, spezifische Mutationen in Krebszellen zu erkennen und anzugreifen, zeigte früher vielversprechend bei der Behandlung von Melanom in einer mittleren Studie“, heißt es etwa bei Yahoo Finance.
Daten von insgesamt 22 Patienten, die den Impfstoff mRNA-4157 in Kombination mit Keytruda erhalten haben, wurden laut Informationen der Agentur Reuters auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research am Montag in San Diego veröffentlicht. Die Impfstoffkombination zeigte nach Angaben von Moderna „Hinweise auf die Aktivierung von Immunreaktionen bei Patienten und wurde in der Studie als sicher und gut verträglich befunden“.
Moderna-Aktie 80 Prozent über Tiefstand
„Die Daten bestätigen weiterhin die individualisierte Therapieplattform und deuten darauf hin, dass sie möglicherweise in Indikationen außerhalb des Melanoms funktionieren könnte“, wurde Jefferies-Analyst Michael Yee zitiert. Ihm zufolge zeigte die Kombination einen starken Nutzen bei der Verlängerung des Überlebens, im Vergleich zu einem früheren Versuch, Keytruda allein zu testen. Und die Bemühungen des US-Unternehmens in neuen Feldern nach dem massiven Rückgang der Verkäufe seines COVID-19-Impftoffes zeigt auch an der Börse seine Wirkung.
- Im November 2023 war die Moderna-Aktie an der Nasdaq zunächst bis auf 62 US-Dollar zurückgefallen
- Am Dienstag ging sie schließlich mit einem Plus von 6,1 Prozent bei knapp 112 Dollar aus dem Handel in New York
- Der Zugewinn bei den Papieren innerhalb von rund fünf Monaten beläuft sich damit auf rund 80 Prozent
BioNTech ebenfalls mit ermutigendem Ergebnis
Ein solcher Aufschwung ist BioNTech bislang versagt geblieben. Die Aktie des Mainzer Unternehmens, das mit seinem gemeinsam mit Pfizer vertriebenen, mRNA-basierten Corona-Impfstoff einst zweistellige Milliardensummen verdient hatte, erreichte erst Ende März bei nur noch 78,42 Euro ein neues Mehrjahrestief. Davon haben sich die Papiere seitdem nur unwesentlich abgesetzt. Ganz kurz war die BioNTech-Aktie am Dienstag im Zuge der Hausse des US-Konkurrenten auf 84,90 Euro gesprungen, fiel aber alsbald wieder zurück.
Neue Hoffnung hätte den Anlegern ohnehin eher der Montag geben sollen, als BioNTech selbst gute Nachrichten aus einem eigenen Impfstoffprogramm veröffentlicht hatte. Denn zum Wochenstart gab das Unternehmen Drei-Jahres-Follow-up-Daten aus einer nichtkommerziellen Phase-1-Studie mit dem individualisierten mRNA-basierten Krebsimpfstoff-Kandidaten Autogene Cevumeran (BNT122, RO7198457) bekannt: Angewandt bei Patienten mit chirurgisch entferntem, duktalem Adenokarzinom der Bauchspeicheldrüse zeigten diese „weiterhin polyspezifische T-Zell-Antworten bis zu drei Jahre nach der Behandlung und ein verringertes Rückfallrisiko“, wie es heißt.
BioNTech-Aktie mit 30 Prozent im Jahresminus
„Diese neuen Daten sind ein frühes Signal für das Potenzial unseres individualisierten mRNA-basierten Krebsimpfstoff-Ansatzes in dieser Indikation mit ungedecktem medizinischem Bedarf“, kommentierte Özlem Türeci, Chief Medical Officer und Mitgründerin von BioNTech, die Ergebnisse. Diese deuteten darauf hin, „dass unsere Uridin-basierte mRNA-LPX-Technologie die Aktivierung zytotoxischer T-Zellen fördern kann und das Potenzial hat, verbliebene Tumorherde in frühen Krankheitsstadien zu eliminieren und so ein Wiederauftreten zu verzögern oder zu verhindern“. Man treibe damit die Vision einer personalisierten Krebsmedizin weiter voran und wollen dazu beitragen, den Behandlungsstandard für viele Patientinnen und Patienten zu verbessern, so Türeci.
Die Anleger allerdings honorierten diese Nachricht nicht: Nach einem Schlusskurs vom Freitag bei 82,60 Euro im Xetra-Handel schob sich die BioNTech-Aktie zwar kurzzeitig bis auf 84,30 Euro, zum Börsenschluss lag sie aber mit einer Bewertung von 82,45 Euro sogar bereits wieder leicht im Minus. Trotz der erneuten Erholung am Dienstag beträgt das Minus aus dem zurückliegenden Jahr für die Aktie damit weiter rund 30 Prozent.
Mittleres BioNTech-Kursziel bei 107,80 Euro
Dabei sind die Analysten in ihrer Gesamtheit durchaus zuversichtlich, was die mittelfristige Entwicklung bei BioNTech anbetrifft. Das durchschnittliche Kursziel aus derzeit 17 Analysen für die Aktie liegt laut aktien-guide.de aktuell bei 116,95 US-Dollar.
- Mit umgerechnet 107,80 Euro sehen die Experten damit ein Kurspotenzial bei BioNTech von immerhin 30 Prozent
- Für die Moderna-Aktie mit einem mittleren Kursziel von derzeit gut 129 US-Dollar liegt dieses nur etwa halb so hoch
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