Liebe Leser,
immer wieder wird betont, wie gut die Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs von BioNTech nach einem Booster sind. Inzwischen wird in Israel teils die vierte Dosis verabreicht. Das Unternehmen selbst erwirtschaftete wegen des guten und weit verbreiteten Impfstoffs 2021 Milliarden-Gewinne und wird auch 2024 in einer ähnlichen Größenordnung verdienen. Die Aktie aber gibt derzeit sukzessive nach – was ist da los?
Trauriges Ergebnis
Das Ergebnis aus den abgelaufenen ersten Handelstagen 2024 ist traurig. Die Aktie verlor 13 %. Damit summiert sich der Verlust in den zurückliegenden vier Wochen auf 30,5 %. Seit sechs Wochen schon geht es für den Titel nun fast unentwegt bergab. Die Erklärungen dazu sind vergleichsweise schwierig nachzuvollziehen.
Faktisch hat BioNTech allen Schätzungen nach 2021 etwa 17 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Der Ertrag wird sich auf etwa 9 Milliarden Euro belaufen. Die Marktkapitalisierung hingegen beläuft sich aktuell auf etwa 46 Milliarden Euro. Damit errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von weniger als 6.
Das ist erstaunlich, insofern BioNTech kein reines Wachstumsunternehmen mehr ist, sondern basierend auf hohen Umsätzen hochprofitabel arbeitet. Zum Vergleich für Sie: Die Dow-Jones-Unternehmen notieren im Durchschnitt bei einem KGV von weit mehr als 20. Die Dax-Unternehmen werden mit einem KGV von deutlich über 15 gehandelt.
Es sieht so aus, als misstraute die Börse der Dauerhaftigkeit der Gewinne. Dies wäre ein plausibles Argument, das allerdings auf wackligen Füßen steht. Die Auslieferungsverträge für das Jahr 2024 sind zu einem guten Teil bereits geschlossen, allenthalben ist von Bestellungen – etwa aus Deutschland oder aus der EU – zu lesen. Der Kreis der Anwender wird aktuell auf Kinder im Alter ab 5 Jahren gesenkt. Dies geschieht nicht nur in Deutschland, sondern zumindest im westlichen Teil der Welt.
Zunehmend wird auch geboostert, d. h. eine dritte Dosis verkauft. Das Geschäft ist für BioNTech demnach nicht endlich, sondern läuft weiter. Dennoch bliebe das Argument, das vielleicht 2024 nach einem Ende der Pandemie das Geschäft beendet sein könnte.
Auch dieses Argument ist auf Sand gebaut. Die Corona-Pandemie kann derzeit niemand quantifizieren, da wir mit jeder neuen Mutante einen Ausbruch erleben können. Wenn aber wie erhofft Omikron dafür sorgen könnte, dass aus der Pandemie eine beherrschbare Endemie mit lokalen oder regionalen Ausbrüchen wird, ändert sich am Impfbedarf dennoch nichts. Die Vorstellung, es gäbe eine „lebenslange Schutzwirkung“ der Impfstoffe, ist auf Basis der bisherigen Erfahrungen ad acta zu legen.
Wie es im günstigeren Fall laufen könnte, zeigt die Influenza-Impfung, die jährlich vor allem den vulnerablen Gruppen, also vor allem Älteren, empfohlen wird. Gerade weil es permanent Mutationen gibt, werden Impfungen nach dem heutigen Stand der Dinge auch in der Corona-Ära eine Dauerlösung sein. BioNTech steht ausweislich der wirtschaftlichen Zahlen dabei in der ersten Reihe.
Das „Aus“, von dem bezüglich des Trends der Aktie schon zu lesen war, dürfte demnach ein Versehen der Börse sein. Die Aktie ist formal im Abwärtstrend, weil der GD200 bei 226 Euro inzwischen um mehr als 20 % verfehlt wurde. Es gibt wirtschaftlich orientierte Analysten, die darin eine deutliche Unterbewertung sehen.
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