BioNTech hat am Donnerstag erneut massiv enttäuscht. An den Aktienmärkten ging es für den bekannten Impfstofftitel gleich um -4 % abwärts. Damit rutschen die Kurse in einem stärkeren Maß als zahlreiche Vergleichstitel. Was ist los in Mainz?
BioNTech: Wohin geht die Reise nun?
BioNTech musste am Donnerstag Kursverluste in Richtung von weniger als 140 Euro hinnehmen. Das ist ein erstes Zeichen dafür, dass die Börsen vergleichsweise unzufrieden mit den Mainzern sind. Dies ist wiederum erstaunlich. Denn BioNTech konnte mit einer Nachricht aufwarten, die zumindest keine Enttäuschung darstellt.
Die EMA, die Zulassungsbehörde der EU, hat in Aussicht gestellt, die auf Omikron angepassten Impfstoffe würden bis September zugelassen. Dies ist eine Nachricht, die nicht überraschen kann. Prof. Dr. Karl Lauterbach hat vor kurzem mitgeteilt, er rechne bis September mit der Zulassung. Insofern ist der Umstand bekannt.
Nun allerdings hat BioNTech auch das offizielle Placet von der EMA. Der Omikron-Impfstoff sollte früheren Erwartungen nach in wenigen Wochen zur Verfügung stehen. Diese Idee hat sich ohnehin nicht durchsetzen können. Der EMA-Direktor für Impfstoffstrategie Marco Cavalieri allerdings räumte immerhin ein, dass unter den Omikron-Impfstoffen insgesamt die mRNA-Impfstoffe von Moderna und BioNTech die größten Chancen hätten. Die klinischen Studien, die dafür erforderlich sind, würden aktuell durchgeführt.
Cavalieri sprach davon, es wäre kein „Geheimnis“, dass die mRNA-Impfstoffe von Moderna und BioNTech an Omikron bereits angepasst worden seien und die Anpassung weit fortgeschritten sei. Cavalieri warb zudem erneut dafür, ungeimpfte Europäer sollten sich impfen lassen. Bis dato wären nur 50 % der Europäer vollständig geimpft, 15 % hätten noch überhaupt keine Impfung erhalten. Dies wiederum kann auch als Erörterung des Marktpotenzials aufgefasst werden. Das ist vergleichsweise höher als noch vor einem Jahr.
Vor einem Jahr war nicht absehbar, dass es schnelle weitere Anpassungen geben solle. Insofern sind die Umsatzschätzungen für dieses und für das nächste Jahr zumindest relevanter als vor 12 Monaten. BioNTech soll 2024 15,2 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Der Umsatz belief sich für das Jahr 2021 auf 22,4 Milliarden Euro und soll 2024 auf 9,3 Milliarden Euro sinken. Möglicherweise sind die Chancen auf Umsatzsteigerungen dennoch weiterhin größer als angenommen.
Die Margen sind für BioNTech ohnehin groß. Aus 22,43 Milliarden Euro Umsatz erzielte BioNTech im Jahr 2021 immerhin 12,17 Milliarden Euro Gewinn. Bei über 55 % Marge wäre der Gewinn auch 2024 attraktiv. Stimmen die Umsatzschätzungen über 15,2 Milliarden Euro, wären ungefähr 8 Milliarden Euro Gewinn zu erwarten. Dies wiederum könnte bei in etwa einem Gewinn pro Aktie in Höhe von 30 Euro entsprechen. Die Anzahl an Aktien beläuft sich auf 242,5 Millionen Stücke.
Vor diesem Hintergrund lohnt sich noch immer eine Rechnung: Die Aktie ist mit weniger als 140 Euro bewertet. Dies entspricht dann für 2024 einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in Höhe von weniger als 5. Auch 2024 wäre der Titel bei geringeren Umsätzen noch immer mit einem KGV von weniger als 6,5 bewertet. Dies sind fraglos günstige Kennzahlen.
Dennoch haben die Börsen den Titel auf Talfahrt geschickt. Die charttechnischen Spezialisten verweisen darauf, dass die Notierungen aktuell noch immer nicht zumindest die Widerstände in Höhe von 150 Euro erreicht oder überwunden haben. Zudem bleiben die technischen Signale derzeit in weiterer Ferne. Der GD38 verläuft in Höhe von 153 Euro und ist damit weiterhin recht weit entfernt. Der GD100 ist mit 170 Euro noch deutlich weiter entfernt. Zudem ist der GD200 bei 231 Euro unverändert kaum zu erreichen.
Das Momentum über 2509 Tage und über 30 Tage ist jeweils gleichfalls abwärts gerichtet. Vor diesem Hintergrund sind die Notierungen wiederum derzeit schwach. Die wirtschaftlichen Gegebenheiten – siehe oben die KGV-Erwartungen – finden sich in den Aktienkursen derzeit nicht wider. Die Börsen senken aktuell den Daumen leicht nach unten. Am 9. Mai werden die nächsten Quartalszahlen präsentiert. Dann wird es noch einmal spannend.
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