Liebe Leserin, lieber Leser,
die gute Phase bei der Aktie von BioNTech scheint endgültig vorbei. Anfang Juni waren die Papiere des Mainzer Impfstoffherstellers noch deutlich über die 100-Dollar-Marke gestiegen. Hintergrund waren die im Laufe des vergangenen Monats gemeldete Vogelgrippefälle in den USA und Australien. Doch seit mehreren Tagen kennt die BioNTech-Aktie nur noch einen Weg: nach unten! Nach einem weiteren Minus von rund vier Prozent vor dem Wochenende in New York notiert sie aktuell bei nur noch rund 92 Dollar. Die Analysten haben das alles so nicht vorhergesehen.
BioNTech enttäuschte mit Quartalszahlen
Schon mit massiven Verlusten ins neue Jahr gestartet, hatten bereits die Ende März vorgelegten Jahreszahlen aus 2023 enttäuscht. Einen weiteren Dämpfer erhielt die BioNTech-Aktie dann Anfang Mai, als es um die Ergebnisse aus dem ersten Quartal 2024 ging: Laut Wallstreet online verzeichnete BioNTech einen Verlust von mehr als 300 Millionen Euro, der Umsatz belief sich derweil auf lediglich 187,6 Millionen Euro. „Dies entspricht gerade einmal etwas mehr als einem Siebtel des bereits schwachen Umsatzes aus dem entsprechenden Vorjahresquartal 2023“, so der Bericht.
- Einige Analysten passten in der Folge ihre Schätzungen nach unten an, andere nicht
- Wie sehr sie mit ihren Prognosen vielfach irrten, das erweist sich beim Blick zurück
Analysten empfahlen die BioNTech-Aktie
So hatten etwa die Analysten von BMO Capital Markets die Coverage der Aktie von BioNTech laut aktiencheck.de erst Ende Februar mit „Outperform“ aufgenommen. Das Kursziel lautete 127 US-Dollar, was einem Aufwärtspotenzial damals von immerhin rund 40 Prozent entsprach – und auch jetzt in dieser Form noch Gültigkeit hat. Denn bislang konnte die BioNTech keinerlei Zugewinn verzeichnen, notiert vielmehr gut 20 Prozent unter den 115 US-Dollar vom Jahresanfang und wieder zweistellig im Monatsminus.
Wie sehr man in seiner Einschätzung daneben liegen kann, das bewiesen die vermeintlichen Experten der Canaccord Genuity Group, seines Zeichens größter unabhängiger Investmenthändler aus Kanada: Die Analysten hatten im Februar nicht nur eine Kaufempfehlung für die BioNTech-Aktie ausgesprochen, sondern das Kursziel gar von 168 auf 171 Dollar angehoben. Um dieses zu erreichen, müssten die Mainzer ihren Börsenwert um nicht weniger als 85 Prozent steigern.
Mehrere Analysten senkten ihre Kursziele
Mit dieser Einschätzung war Canaccord Genuity Anfang dieses Jahr allerdings ziemlich allein. Doch auch die anderen Analysehäuser und Banken haben sich bei der Einschätzung zum Corona-Gewinner BioNTech nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Es ist kaum mehr als ein Jahr her, da lag das durchschnittliche Kursziel für die Aktie noch bei deutlich über 200 US-Dollar. Inzwischen haben die Beobachter ihren Irrtum erkannt – und dampften ihre Prognosen im Schnitt auf fast die Hälfte ein.
- So hatte etwa Jefferies hat das Rating für BioNTech nach dem Quartalsbericht auf „Hold“ mit einem Kursziel von 100 US-Dollar belassen
- Goldman Sachs senkte nach den Quartalszahlen das Kursziel von 91 US-Dollar leicht auf 90 US-Dollar und beließ die Aktie ebenfalls auf „Neutral“
Emmanuel Papadakis, Analyst von Deutsche Bank Research, musste sich ebenfalls nach unten korrigieren. Er sah das Kursziel für BioNTech nach den Jahreszahlen im März weiter bei 110 Dollar Allerdings bemerkte er damals schon kritisch an, „dass die Aussagen zum laufenden Jahr belasten dürften, sowohl was die Umsätze als auch die Betriebskosten angehe“, wie es hieß. Mittlerweile hat Papadakis den fairen Wert für die Aktie auf 95 US-Dollar gesenkt.
BioNTech meldet aus Studie „ermutigende Ergebnisse“
Und klar, welche Impfstoffkandidaten aus dem Bereich der Onkologie es jemals in die Zulassung bringen werden, so breit das Portfolio von BioNTech auch sein mag, ist schlicht nicht vorherzusagen. Zuletzt hatte das Unternehmen gemeinsam mit Partner Genmab Anfang Juni erste Daten aus einer laufenden Phase-2-Studie mit dem bispezifischen Antikörperprüfpräparat Acasunlimab (DuoBody-PD-L1x4-1BB) bekannt gegeben. In der Studie werde der Kandidat „als Monotherapie und in Kombination mit Pembrolizumab bei Patientinnen und Patienten mit PD-L(1)-positivem metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom („mNSCLC“) untersucht, bei denen die Krankheit nach einer oder mehreren vorangegangenen Anti-PD(L)1-Therapielinien fortgeschritten war“, wie es hieß.
„Die Ergebnisse dieser laufenden Phase-2-Studie sind ermutigend“, versicherte Judith Klimovsky, Executive Vice President und Chief Development Officer bei Genmab. Özlem Türeci, Mitgründerin und Chief Medical Officer von BioNTech bestätigte, „dass die Daten zeigen, dass die Kombination von Acasunlimab mit einer PD-L1 Inhibition ein geeigneter Ansatz für diese stark vorbehandelte Patientenpopulation sein könnte“. Könnte.
BioNTech-Aktie 80 Prozent unter Höchststand
Kurzum: Ein Investment in ein Unternehmen, das durch den erfolgreichen Impfstoff gegen COVID-19 kurzzeitig zwar zig Milliarden verdient hat, nun aber vor allem von Möglichkeiten einer ungewissen Zukunft lebt, bleibt riskant. Anleger, die zur Hochphase der Pandemie eingestiegen sein sollten, haben das schmerzlich erfahren: Im August 2021 notierte die BioNTech-Aktie kurzzeitig bei rund 460 US-Dollar. Seitdem haben die Papiere 80 Prozent ihres Werts eingebüßt. Apropos Prognosen: Das durchschnittliche Kursziel der Analysten lag laut marketscreener.com zu diesem Zeitpunkt bei rund 300 Dollar.
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