BioNTech-Aktie: Sie haben sich alle geirrt!

Die Aktie von BioNtech schoss vor dem Wochenende auf ein neues Jahreshoch. Damit hat sie alle neuen Kursziele bereits weit hinter sich gelassen.

Auf einen Blick:
  • Die BioNTech-Aktie legte am Freitag ohne neue Nachricht zweistellig zu
  • Am selben Tag hatte Jefferies ein neues Kursziel ausgegeben
  • Dieses lag sogar weit unter dem BioNTech-Kursstand vom Vortag
  • Doch die US-Bank war mit ihrer Feheinschätzung nicht allein

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch am Donnerstag hatte die Aktie von BioNTech, in den Tagen zuvor neu erstarkt, einen kleinen Dämpfer hinnehmen müssen. Der US-Konkurrent Moderna hatte nach einem schwachen Ausblick mehr als zwölf Prozent an Börsenwert eingebüßt, was zunächst auch die Papiere des Mainzer Impfstoffherstellers belastete. Am Freitag veröffentlichte ein Jefferies-Analyst darüber hinaus eine bescheidene Kursprognose für den Titel. Und dann? Schoss die BioNTech-Aktie, ohne neue Nachricht aus Mainz, an der Nasdaq plötzlich zweistellig nach oben auf ein neues Jahreshoch, weit über die Zielvorgabe hinaus. Der Experte war jedoch beileibe nicht der einzige, der sich geirrt hatte.

BioNTech-Kursziel bei nur 96 US-Dollar

Sicherlich, Akash Tewari vom Analysehaus Jefferies hatte das Kursziel für BioNTech am Freitagvormittag zwar von 90 auf 96 US-Dollar angehoben, die Einstufung allerdings lediglich auf „Hold“ belassen. Kein Wunder, hatte die Aktie am Vortag doch bereits bei 105 Dollar geschlossen. Dabei schrieb Tewari laut boerse.de nach einer Telefonkonferenz zum Krebsantikörper BNT327, dass BioNTech nach den jüngsten, guten Studiendaten von Summit Therapeutics zu Ivonescimab darin auch für BNT327 als „echtes Signal“ sehe. Weitere Phase-II-Studien seien angelaufen oder kurz vor dem Start.

BNT327/PM8002 ist laut BioNTech ein sich in der Entwicklung befindender bispezifischer Antikörper, „der PD-L1-Checkpoint-Inhibition mit der Neutralisierung von VEGF-A kombiniert, um so eine vaskuläre Normalisierung und Immunstimulation in der Mikroumgebung des Tumors zu schaffen“. BioNTech wird diesen unter anderem auf dem diesjährigen Kongress der European Society for Molecular Oncology („ESMO“), der am Freitag begann und noch bis zum 17. September in Barcelona stattfindet. Insgesamt werde man klinische Studiendaten für ausgewählte, sich in der Entwicklung befindende Produkte aus der Multi-Plattform-Onkologie-Pipeline präsentieren.

  • Die Daten-Updates werden in Vorträgen und Poster-Präsentationen zu verschiedenen Prüfpräparaten aus BioNTechs klinischer Pipeline vorgestellt
  • Darunter befinden sich denach mRNA-basierte Krebsimpfstoffe, innovative Immunmodulatoren und zielgerichtete Therapieansätze

Bei BioNTech laufen 32 klinischen Studien

Dass die Ergebnisse dem Mainzer Unternehmen am Freitag an der Börse den irren Aufrieb gegeben haben könnten, ist nicht anzunehmen. Laut Ankündigung fanden die ersten Präsentationen in Barcelona erst am Samstag statt, Sonntag und Montag folgen weitere. BNT327 sei dabei „eines der zentralen Kernstücke unserer Strategie zur Entwicklung von Kombinationsansätzen“, sagte Özlem Türeci, Mitbegründerin und Chief Medical Officer von BioNTech, im Vorfeld. Basierend auf diesen Daten werde dieser bispezifische Antikörper ein Element mehrerer innovativer Kombinationsbehandlungsansätze sein, die neue synergistische Wirkmechanismen erschließen könnten.

BioNTech hat nach eigenen Angaben „eine diversifizierte klinische Onkologie-Pipeline aufgebaut, die mRNA-basierte therapeutische Krebsimpfstoffe, zielgerichtete Therapien einschließlich Zelltherapien und Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (antibody drug conjugates, „ADCs“), sowie innovative Immunmodulatoren umfasst und auf die Behandlung solider Tumore mit ungedecktem medizinischem Bedarf abzielt“. Diese Prüfpräparate werden derzeit in mehr als 32 klinischen Studien weltweit untersucht. Ziel sei es, bis Ende 2024 zehn oder mehr potenziell zulassungsrelevante Studien in der Onkologie-Pipeline des Unternehmens zu haben.

JPMorgan stellte BioNTech auf „Underweight“

Das alles überzeugte offenbar auch eine weitere Expertin nicht: Analystin Jessica Fye von der US-Bank JPMorgan hatte die Einstufung für BioNTech erst am Montag mit einem Kursziel von 91 US-Dollar auf „Underweight“ belassen. Sie widmete sich vor der ESMO-Konferenz den Zusammenfassungen zu den Studiendaten der Wirkstoffkandidaten, die die Mainzer präsentieren werden. Die größte Aufmerksamkeit dürfte auch laut ihr der Antikörper BNT327 mit Neuigkeiten aus mehreren Tumorstudien auf sich ziehen. Eine Kaufempfehlung für die Aktie leitete sie daraus nicht ab.

Das ging den anderen Analysten in der jüngeren Vergangenheit offensichtlich genauso. Sämtliche auf finanzen.net aktuell aufgeführten Prognosen sahen BioNTech zuletzt als Halte-Kandidat. Angesichts der jüngsten Performance wurden sämtliche Kursziele bereits weit übertroffen:

  • Goldman Sachs: 90,00 USD, -24,62%
  • Deutsche Bank: 95,00 USD, -20,44%
  • UBS: 101,00 USD, -15,41%

So hatte etwa Goldman-Sachs-Analyst Chris Shibutani im August argumentiert, der Impfstoffhersteller habe ein gemischtes Zahlenwerk aus dem zweiten Quartal vorgelegt. Er verwies zudem darauf, dass noch einige Pipeline-Ergebnisse bevorstünden.

BioNTech-Aktie legt um ein Drittel zu

Doch tatsächlich hat die BioNTech-Aktie, die Anfang September noch bei 88 US-Dollar notierte, seitdem enorm an Wert dazugewonnen. Bei gut 120 Dollar war am Freitag gar ein neues Jahreshoch erreicht. Zu diesem Zeitpunkt lag der Zugewinn innerhalb von weniger als zwei Wochen bei 36 Prozent. Wenngleich die Papiere dieses Niveau nicht ganz halten konnten, letztlich mit einem Plus von 17,52 Prozent bei 117 Dollar aus dem Handel gingen, beläuft sich das Plus noch immer auf etwa ein Drittel.

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6M.
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Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass BioNTech damit lediglich die Kursverluste aus dem vergangenen Jahr ungefähr ausgeglichen hat. Wie bereits im September 2023 kommt das Unternehmen, das durch seinen Corona-Impfstoff einst zweistellige Milliardengewinne einstrich, derzeit auf einen Börsenwert von rund 23,63 Milliarden Dollar.

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