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Dieser Straßenname scheint wie ein gutes Omen zu sein – An der Goldgrube. Unter dieser Adresse firmiert in Mainz BioNTech. Das deutsche Biotech-Unternehmen schaffte es im vergangenen Jahr, in Rekordzeit den ersten Impfstoff gegen den Covid-19-Virus zu entwickeln. Die Entscheidung des Gründer-Ehepaares Özlem Türeci und Ugur Sahin, erst einmal alle anderen Projekte auf Eis zu legen und sich auf den Corona-Impfstoff zu konzentrieren, war anfänglich nicht unumstritten. Doch inzwischen hat sich diese Entscheidung als mehr als richtig herausgestellt.
Das gilt nicht zuletzt auch für die Stellung von BioNTech am Aktienmarkt. Erst im Oktober 2019 an die Börse gegangen, hat das Unternehmen inzwischen einen Marktwert von rund 25,6 Milliarden Dollar und geht es nach den derzeitigen Analysten-Kurszielen, könnten hier im Durchschnitt weitere 20 Prozent Aufschlag drin sein.
Dafür gibt es zwei entscheidende Faktoren: Zum einen natürlich die weitere Produktion und Vermarktung des Corona-Impfstoffes. Hier arbeitet man nicht nur mit der amerikanischen Pfizer zusammen, sondern auch mit der chinesischen Fosun für den Vertrieb des Impfstoffes im Reich der Mitte. Doch je routinierter hier das Corona-Thema abgearbeitet wird, umso stärker dürften andererseits nun wieder die anderen Projekte des Unternehmens in den Fokus rücken.
Die Forschungspipeline
Denn BioNTech hat hier eine klare Wachstumsstrategie, die über das Covid-19-Thema hinausgeht: Der Biotech-Spezialist will ein breit und voll integrierter Biopharma-Konzern werden. Die Schwerpunkte der Arbeit und Forschung sollen dabei auf Immun-Therapien zur Behandlung von Krebs und Infektionskrankheiten liegen.
BioNTech ist seit 2008 tätig und hat seit seinen Anfängen es bereits schon auf eine beeindruckende Forschungspipeline gebracht. Natürlich bleibt derzeit der Corona-Impfstoff im Zentrum des Geschehens. Hier gibt es sowohl mit Pfizer als auch mit Fosun jeweils separate Vereinbarungen inklusive einer 50:50-Gewinnaufteilung. Aktuell bekannt ist, dass der Liefervertrag mit der EU einen Einzelpreis von 15,50 Euro für die ersten 500 Millionen Dosen vorsieht. In Amerika sollen es 19,90 Dollar sein. Aber Vertriebspartner Pfizer hatte zuletzt schon darauf hingewiesen, dass man die Preise nach Beendigung der Pandemie auch deutlich anheben könnte. Dabei verwies das US-Unternehmen sogar darauf, dass man für andere Impfstoffe Preise zwischen 150 und 200 Dollar je Dosis aufrufen würde.
Weitere Forschungsschwerpunkte, die in Zukunft wieder in den Mittelpunkt rücken dürften, sind beispielsweise eine Antigen-Therapie mit dem Sammelbegriff iNeST. Dies ist eigentlich eines der Lieblingsprojekte von BioNTech und soll individuelle Therapien bei Krebserkrankungen ermöglichen. Hier gibt es derzeit zwei klinische Tests, einmal in Phase 2 und einmal in Phase 1. Kooperationspartner hierbei ist die Genentech, eine Tochter der Schweizer Roche. Ebenfalls bereits in der klinischen Testphase 1 befinden sich mehrere Antigen-Präparate gegen verschiedene Krebsvarianten, unter anderem Prostata-Krebs und Gebärmutterkrebs.
Weitere Produktkandidaten
Darüber hinaus hat das Forschungsunternehmen auch noch derzeit neun Produktkandidaten in frühen Forschungsstadien. Einige davon könnten im ersten oder zweiten Halbjahr 2021 in die erste klinische Testphase eintreten. Bei allen diesen Wirkstoffkandidaten geht es ebenfalls um Therapien gegen Krebserkrankungen.
Als noch relativ kleine Firma ist BioNTech natürlich auch auf Forschungskooperationen mit großen Pharmafirmen angewiesen. Bei einem entsprechenden Entwicklungserfolg läuft das in der Regel auf die Gewinnteilung hinaus. So bestehen weitere Kooperation mit Sanofi (die jetzt auch bei der Impfstoffproduktion mithelfen) sowie Genmab. Angesichts der Aufmerksamkeit, die das deutsche Unternehmen inzwischen im Markt hat, ist davon auszugehen, dass es wohl deutlich leichter werden wird, für andere Präparate ebenfalls neue Forschungs- und Vermarktungspartner zu finden.
Ausblick auf Umsatz und Gewinn
Hinsichtlich des Zahlenwerks könnte BioNTech dank des Impfstoff-Erfolges vor einer regelrechten Explosion stehen. Sowohl 2019 als auch 2020 hatte das Unternehmen deutliche Verluste zu verbuchen. Im letzten Jahr fiel das Minus wegen der Ausgaben für die Impfstoffentwicklung natürlich noch einmal deutlich höher aus. So betrug der Verlust die Aktie nach aktuellen Schätzungen 1,82 Euro nach einem Verlust von 0,93 Euro je Aktie im Vorjahr. Die konkreten Zahlen wird das Unternehmen in wenigen Tagen präsentieren. Das spannendste dabei aber ist der Ausblick.
Denn die von FactSet befragten Analysten rechnen damit, dass BioNTech in diesem Jahr am Ende einen Gewinn je Aktie von satten 16,59 Euro ausweisen kann. Gleichzeitig soll der Umsatz von bislang geschätzt 455 Millionen Euro für 2020 auf über 8 Milliarden Euro zulegen können.
Kommen die Zahlen so rein, würde natürlich die Börsenbewertung in einem gänzlich anderen Licht erscheinen. Denn auf Basis der derzeitigen Prognosen für den Gewinn je Aktie würde das Wertpapier derzeit nur über ein KGV von 6,5 für dieses Jahr verfügen. Angesichts der Wachstumsperspektiven geradezu ein Schnäppchen.
Spannende Charttechnik
Das erhöht natürlich auch die Spannung in der Charttechnik. Hier hatte sich seit Mitte Dezember ein Abwärtstrend auf der einen Seite etabliert. Zusammen mit dem etwas längeren Aufwärtstrend ergibt das nun eine charttechnischer Dreiecksformation, die spätestens in einigen wenigen Wochen aufgelöst werden dürfte.
Sollten die Zahlen für das zurückliegende Jahr (Vorlagetermin ist der 30. März) positiv aufgenommen werden, wäre natürlich auch schon ein früherer Ausbruch möglich. Spannend bleibt es dann, wie der Markt den aktuell erwarteten Gewinnsprung tatsächlich bewertet. Denn wenn BioNTech hier nachweisen kann, dass die Prognosen auf der richtigen Fährte sind, könnte noch vieles im Aktienkurs möglich werden.
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